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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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Hauptwohnsitz werden soll, und dieses Haus soll den Namen jener tragen, die uns so lieb und teuer ist. Der Name sei Elise-House.«
    Diese Idee wurde mit heftigem Beifall bedacht, und die Familie überschüttete die wackere Mutter mit Küssen.
    Über der langen Diskussion war der Abend vergangen und die Schlafenszeit herangerückt. Die Kinder und die Mutter legten sich auf ihre Betten aus Fell und Moos. Auch Meister Jup zog sich in seine Hütte zurück.
    Bevor der Onkel und Clifton sich zur Ruhe begaben, sahen sie wie üblich in der Umgegend der Grotte nach dem Rechten. Als sie allein waren, dankte der Onkel dem Ingenieur nochmals dafür, daß er die Insel nach ihm benannt hatte.
    »Endlich«, sagte er, »haben wir eine wahrhaftige Insel, deren Existenz offiziell bestätigt ist und die auf jeder Landkarte einen ehrenvollen Platz einnehmen kann. Und noch dazu, Monsieur, dürfen wir beanspruchen, daß wir sie entdeckt haben.«
    »Mein lieber Freund«, entgegnete Clifton, »es ist gar nicht so leicht zu entscheiden, ob Flip-Island nicht schon vor unserer Ankunft einmal bewohnt war, ja, ob auf der Insel nicht sogar jetzt noch andere Menschen leben als wir.«
    »Was meinen Sie damit, Monsieur?« rief der Onkel. »Haben Sie denn irgendeinen Hinweis darauf?«
    »Einen«, antwortete Clifton leise, »einen einzigen. Ich möchte aber nur Sie davon unterrichten und unsere kleine Kolonie nicht unnötig beunruhigen.«
    »Da haben Sie recht, Monsieur«, sagte der Onkel. »Worum handelt es sich?«
    »Es ist so. Sie erinnern sich doch an den gehörnten Hahn, den wir gefangen haben und der sich inzwischen in unserem Geflügelhof eingelebt hat.«
    »Selbstverständlich«, antwortete der Onkel.
    »Nun, mein Freund, Sie dürfen nicht glauben, dieses Horn, also dieser Fortsatz, den der Hahn auf dem Kopf trägt, sei natürlichen Ursprungs. Als dieser Hahn jung war, hat man ihm den Kamm abgeschnitten und ihm an jener Stelle einen künstlichen Sporn eingepflanzt. Nach zwei Wochen war der Sporn angewachsen, und jetzt gehört er vollkommen zu dem Tier dazu. Er ist aber das Werk von Menschenhand.«
    »Wie alt ist denn der Hahn?« fragte der Onkel.
    »Knapp zwei Jahre. Es läßt sich also behaupten, daß vor zwei Jahren auf dieser Insel Menschen waren, und zwar vermutlich Weiße.«
Kapitel 24
    Der Onkel hielt sich an die Empfehlung des Ingenieurs und bewahrte über jenes Gespräch Stillschweigen. Was Clifton aus der Anwesenheit des gehörnten Hahns auf der Insel geschlossen hatte, war jedoch völlig logisch. Zwei Jahre zuvor war die Insel bewohnt gewesen, das durfte als sicher gelten. Ob sie es aber immer noch war, bezweifelte der Onkel, denn er hatte keinerlei menschliche Spuren gefunden. Endgültigen Aufschluß konnte erst die umfassende Erforschung der Insel geben, die auf das nächste Jahr verschoben worden war.
    Im Verlauf des Oktober kam es zu heftigen Regenfällen und Äquinoktialstürmen. Das Boot mußte vor der Brandung in Sicherheit gebracht werden und den Winter über kieloben an der Felswand lehnen. Der Holzschuppen war mit sorgfältig aufgeschichteten Scheiten und Reisigbündeln wohlgefüllt. Die Fleischvorräte waren auf ein beträchtliches Maß angewachsen, und hin und wieder sollte eine Jagd auch frisches Wildbret auf den Tisch bringen. Der Geflügelhof gedieh prächtig; es herrschte dort allmählich schon Platzmangel. Die Hausfrau hatte alle Hände voll zu tun, um zusammen mit ihren Kindern das ganze gefiederte Volk satt zu bekommen. Es war nun auch ein schönes Trappenpärchen mit seinen Jungen darunter. Diese Stelzvögel gehörten der Hubara genannten Art an, die um den Hals eine Art Umhang aus langen Federn trägt. Sie ernährten sich unterschiedslos von Gras oder Würmern. Die Löffelenten hatten sich vermehrt; diese Tiere, deren Oberschnabel jeweils beidseitig durch einen hautartigen Fortsatz verlängert war, plantschten eifrig in ihrem künstlichen Teich. Auch um ein Pärchen Negerhähne scharten sich bereits zahlreiche Küken. Es waren Moçambique-Hähne, deren Name von der schwarzen Färbung des Kamms, des Kehllappens und der Oberhaut herrührt; ihr Fleisch dagegen ist weiß und von sehr gutem Geschmack.
    Im Grotteninneren hatte der Onkel selbstverständlich Regale und Schränke angebracht. Eine Ecke war für pflanzliche Vorräte reserviert. Dort lagerten neben großen Mengen von Pinienkernen auch Wurzeln, die der auf der ganzen Welt verbreiteten Familie der Araliengewächse angehörten. Es waren Wurzeln des
Dimorphantus

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