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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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literarischem Urteil und Autorität sich Verne – nicht immer zum Vorteil seiner Werke – Zeit seines Lebens protestlos fügt.
    Daß die neue Gattung des wissenschaftlichen Reiseromans sich so schnell und erfolgreich etablieren konnte, ist sicher dem Ingenium eines Jules Verne und den geschickten Vermarktungsstrategien von Hetzel zu verdanken. Doch hinzu kommt, daß die Idee des »Wissenschaftsromans« dem neuen Zeitgeist entsprach. Angesichts der wachsenden Bedeutung, die Wissenschaft und Technik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewannen, schien es ein Gebot der Stunde, nicht nur eine kleine Bildungselite, sondern breite Bevölkerungsschichten mit den neuen Erkenntnissen vertraut zu machen, allen voran die kommenden Generationen, d.h. Kinder und Jugendliche. Die Konzeption einer in unterhaltsamer Form dargebotenen Wissenschaftsliteratur versprach Erfolg. Und so ging eine ganze Phalanx heute längst vergessener Autoren mit Feuereifer daran, der lernbegierigen Jugend die bittere Pille der Wissenschaft durch eine fiktionale Zuckerkruste zu versüßen. Doch mehr als einen bloß geschickt dramatisierten Lehrstoff – wie etwa Jean Macés preisgekröntes physiologisches Lehrstück über einen »Bissen Brot«, der die Geheimnisse des menschlichen Organismus entdeckt – boten die populären »Sachbücher« nicht. Nur Verne ist es gelungen, aus dem spröden Material wissenschaftlicher Theorien, Fakten und Fachsprachen poetische Funken zu schlagen. Bei ihm ist der Roman nicht Vehikel wissenschaftlicher Erkenntnisse, sondern umgekehrt wird die Wissenschaft selbst zum Roman. Vernes »eigentliches, noch nie so recht gewürdigtes literarisches Verdienst«, schrieb Arno Schmidt im Jahre 1966, »besteht darin, daß er als erster bisher noch Umfassendster den Groß-Nachweis geführt hat: wie die Errungenschaften des Technikers – man darf auch ›Ingenieur‹ sagen, ›Wissenschaftler‹, ›Forscher-allgemein‹ – nicht nur nicht poesie-zerstörend wirkten, sondern vielmehr unerhört neuereiche Gebiete dem Dichter eröffneten!«
Ein Dichter wird entdeckt
    Keinen Blick für Vernes »literarisches Verdienst« hatte die akademische Literaturkritik. Daß Verne populär war, machte ihn verdächtig. In Literaturgeschichten und Handbüchern wurde ihm allenfalls ein bescheidenes Eckchen als Jugendbuchautor oder »Ahnherr« der Science-fiction eingeräumt.
    Zum Glück fand der Außenseiter des literarischen Parnaß auch gewichtige Fürsprecher, ob Turgenjev, der ihn übersetzte, Tolstoi, der seinen »Ballon-Roman« illustrierte oder Gorki, der Verne als Klassiker in der Sowjetunion drucken ließ. Vielleicht noch aufschlußreicher ist die Faszination, die die »außergewöhnlichen Reisen« für die Avantgarde-Künstler des 20. Jahrhunderts besaßen und noch besitzen. Zu den Bewunderern des »alten Magiers« zählten: die Futuristen Apollinaire und Blaise Cendrars, der »Drogendichter« Henri Michaux, der Vater des französischen Surrealismus, Raymond Roussel, der Verne »das größte literarische Genie aller Zeiten« nannte; der Maler Giorgio de Chirico und Max Ernst, für dessen Collagenromane die wunderbaren Illustrationen der alten Verne-Ausgaben einen unerschöpflichen Zitatenschatz bildeten – auf einem dieser Bilder taucht Verne auch persönlich auf, in einer Ballongondel neben Dante und Fantomas … Offene und versteckte Hinweise auf den Verneschen Erzählkosmos finden sich auch in den Romanen eines Cocteau, Michel Tournier und de Clézio; vor allem aber bei Michel Butor, aus dessen Feder die erste ausführliche Würdigung des Autors stammt. Verne, so schrieb der Romancier in seinem Essay aus dem Jahre 1949, sei ein großer Gestalter und Mythenschöpfer, dem die moderne Literatur ein »unerschöpfliches Arsenal an Erfindungen« verdanke.
    Mittlerweile hat sich auch die Forschung dieses Urteil zu eigen gemacht. »Jules Verne ist ein Riese, den man für einen Zwerg gehalten hat«, verkündete 1976 ein bekannter französischer Kritiker in der Tageszeitung »Le Monde«. Ein Blick auf die Vielzahl der seitdem erschienenen Studien, in denen das Vernesche Erzählgebirge nach allen Regeln moderner Deutungskunst vermessen wird, zeigt, daß der Fortsetzungslieferant für Hetzels
Magazin der Erziehung und Unterhaltung
endlich dort Einzug gehalten hat, wo er hingehört: in die Literatur.
     

»Ich träume von einem herrlichen Robinson«
    Gerade angesichts der radikalen Neubewertung, die Verne in den letzten zwei Jahrzehnten

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