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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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da er nicht ausreichend bewaffnet war, um sich mit einem Bären auf einen Kampf einzulassen. Also mußte er auf den Zufall bauen und hoffen, daß in einer dunklen Nacht einmal eines der Tiere in die Grube stürzen würde. Jeden Morgen statteten er oder Marc der Grube unter irgendeinem Vorwand einen Besuch ab, fanden sie aber stets leer vor.
    Neben seinen anderen Beschäftigungen vernachlässigte der Onkel auch die Erziehung seines Affen nicht. Er hatte es wirklich mit einem selten intelligenten Tier zu tun. Der Orang-Utan widmete sich allen anfallenden Arbeiten voller Geschick und Energie. Der Onkel mochte ihn sehr gern, und durch eine kleine, an sich unerhebliche Episode wurde ihre Freundschaft noch weiter verstärkt. Eines Tages nämlich kam der Onkel dazu, als Meister Jup seine Pfeife rauchte, jawohl, seine Krebsscherenpfeife, und der Tabak schien dem Affen unvergleichlichen Genuß zu verschaffen. Entzückt erzählte der Onkel die Geschichte dem Ingenieur. Der war davon nicht weiter überrascht und wußte von mehreren Affen zu berichten, die sich das Rauchen angewöhnt hatten. Von jenem Tag an hatte Meister Jup seine eigene Pfeife, die mit einer Tabakration neben seiner Hütte aufgehängt wurde. Meister Jup stopfte sie selbst, zündete sie mit einem glühenden Holzstück an und schmauchte sie voller Behagen. Dazu servierte der Onkel ihm noch jeden Morgen ein Gläschen Kokoslikör. Mrs. Clifton befürchtete, daß er sich dadurch zum Trinker entwickeln könnte, doch der Onkel sagte nur immer wieder: »Nur keine Sorge, Madame, dieser Affe hat eine gute Erziehung genossen und wird ganz bestimmt kein Kneipenhocker.«
    Den ganzen September über war das Wetter sehr schön gewesen, ohne Regen oder Wind. Nur morgens und abends wurde die Luft von einer leichten Brise erfrischt. Erst allmählich begannen herbstlich gefärbte Blätter von den Bäumen zu fallen. Die kalte Jahreszeit hatte sich noch nicht angemeldet, so daß die Familie am Morgen des 29. September sehr überrascht war, als der kleine Jack von draußen hereinrief: »Komm, Marc! Komm, Robert! Es schneit, das wird einen Spaß geben!«
    Sofort eilten alle hinaus. Von der Grotte bis zum Meer war auf dem Boden nichts zu sehen. Als Robert sich schon über Jack lustig machen wollte, deutete der auf die kleine Insel, die vollständig mit einer weißen Haube bedeckt war.
    »Das ist aber merkwürdig«, sagte Clifton.
    Es war wirklich unerklärlich, wie es zu dieser Jahreszeit schneien konnte, noch dazu, wenn die Sonne so herrlich am Himmel stand.
    »Wir sind schon auf einer wunderlichen Insel!« rief der Onkel.
    »Das müssen wir uns näher ansehen«, sagte Clifton.
    »Fahren wir mit dem Boot über den Kanal«, schlug Marc vor. Im Nu war das Boot ans Meer geschoben. Mit einigen Ruderschlägen gelangten sie zu der kleinen Insel; doch gerade als der Bug an das Ufer stieß, hob sich die angebliche Schneeschicht in die Höhe, stand wie eine Riesenwolke über ihnen und verschleierte einen Augenblick lang die Sonne. Der Schnee war nichts anderes als ein gigantischer Schwarm weißer Vögel, deren Namen Clifton nicht zu sagen wußte und die restlos in den Himmelshöhen verschwanden.
    Dann rückte die regenreiche Zeit näher. Die Tage waren erheblich kürzer geworden; man schrieb Anfang Oktober. Es war nur noch ungefähr zehn Stunden Tag und vierzehn Stunden Nacht. Für die von Clifton geplante Umsegelung der Insel war es mittlerweile zu spät. Bald würden die Äquinoktialstürme losbrechen und schlimme Böen über das Meer fegen. Mit dem leichten Boot durften sie das Risiko nicht eingehen, an einem Felsen zu zerschellen oder aufs offene Meer hinausgetrieben zu werden. Ihr Vorhaben mußten sie daher auf das folgende Jahr verschieben.
    Da die Sonne schon um halb sechs Uhr unterging, waren die Abende lang. Sie wurden im Familienkreis in der Grotte verbracht, wo man plauderte oder seine Kenntnisse erweiterte. Da wurden dann Zukunftspläne geschmiedet, an denen sich ablesen ließ, daß die kleine Kolonie sich schon gut auf ihrer Insel eingelebt hatte.
    Für die langen Winterabende hatte Clifton eine Beleuchtung ersinnen müssen, da sie ja nicht bei Sonnenuntergang zu Bett gehen wollten. Er hatte daher Mrs. Clifton gebeten, sorgsam alles Tierfett aufzuheben, aus dem sich Talg gewinnen läßt. Der Talg war aber im Rohzustand. Ohne Schwefelsäure konnte er weder gereinigt noch von seinen wässerigen Bestandteilen befreit werden. Aber so wie er war, mußten sie ihn nun einmal verwenden.

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