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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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erfahren hat, dürfte die Veröffentlichung eines bislang unter Verschluß gehaltenen Manuskripts wie des
Onkel Robinson
von vielen Verne-Liebhabern und -Spezialisten als Glücksfall empfunden werden. Erste Hinweise auf die Planung dieses Romans gehen auf das Jahr 1861 zurück, d.h. eine Phase größter Schaffensintensität, in der Verne gleichzeitig an mehreren Romanen arbeitet, die zum Grundstock der »Voyages extraordinaires« werden. Vier Jahre später wird das Projekt erneut in Angriff genommen: »Ich träume von einem herrlichen Robinson. Ich muß unbedingt einen schreiben, ich kann einfach nicht anders.« Doch die Begeisterung des Autors wird von Hetzel nicht geteilt. Robinsonaden sind ihm nicht originell genug, zumal wenn es dabei um eine Familienrobinsonade nach dem Vorbild des
Schweizerischen Robinson
von Johann David Wyß geht. Auch wenn Verne beteuert, »sich außerhalb alldessen zu halten, was bisher gemacht worden ist«, führt die erste Probelesung zu einer glatten Abfuhr. Weder Vernes Stil noch seine Figuren, vor allem aber die Tatsache, daß kindliche Helden in dem Roman eine wichtige Rolle spielen, finden vor den Augen des strengen, und in diesem Fall ohne literarisches Gespür urteilenden Kritikers Gnade. Nach erneuten, vergeblichen Versuchen, die wieder von Hetzel verrissen werden, gibt Verne die Veröffentlichung des Romanprojekts auf. – Nicht ganz, denn wichtige Elemente des
Onkel Robinson
tauchen Jahre später, nämlich 1873, in der
Geheimnisvollen Insel
wieder auf, jenem Meisterwerk, das einer der bedeutendsten Literaturwissenschaftler Frankreichs, Roland Barthes, Vernes »fast vollkommenen Roman« nannte. Obwohl noch unvollendet und in manchen Details nicht so ausgereift wie das spätere Werk, enthält der frühe Romanentwurf im Keim bereits jene Privatmythologie des Autors, für die die Robinsonade, deren Bausteine Verne Zeit seines Lebens variiert und fast obsessionell durchgespielt hat, die ideale Folie abgab.
Modernes Utopia
    Verne hat einerseits das Robinsonthema entschieden modernisiert. Dafür steht vor allem die Figur des Ingenieurs als Prototyp eines Verneschen Helden, der das Wort »unmöglich« nicht kennt. Dank dessen polytechnischem Universalwissen kann das wissenschaftlich-technische »Know-how« des 19. Jahrhunderts glänzend illustriert werden. Entsprechend rascher und leichter wird die von Verne radikalisierte Ausgangsposition – der absolute Mangel und Nullpunkt – überwunden, zumal die Aufbauarbeit im Team, zu dem auch ein höchst zivilisierter Orang-Utan gehört, vonstatten geht. Da alle, ob von hohem oder niedrigem Stand, ob jung oder alt, dem gleichen Arbeitsethos und Solidaritätsprinzip verpflichtet sind und als gleichberechtigte »Partner« das Zivilisationsprojekt vorantreiben, nimmt sich die kleine Inselsozietät in der Tat wie eine Art modernes Utopia aus. Doch hieße es den Text verkennen, wenn man allein diese Signale zur Kenntnis nähme.
Ein existentieller Traum der Kindheit
    Mindestens ebenso wichtig ist eine andere Bedeutungsebene, die uns zum imaginären Kern von Vernes Ur-Robinsonade führt. Gemeint ist jener »existentielle Traum der Kindheit« (Roland Barthes), der seinem Robinsonmythos zugrunde liegt. Onkel Robinsons Insel ist in der Tat weder ein modernes Utopia noch eine wirkliche Insel, sondern ein Niemandsland, dessen sich ein träumendes, phantasierendes Bewußtsein bemächtigt hat. Daß die Poesie der Insel ihre Traumtiefe und Farbe aus der Kindheit bezieht, hat der Philosoph Ernst Bloch zum Ausdruck gebracht: »Diese Verbindung von Enge und schöner Fremde geht auch nachher nicht unter. Soll heißen: Das Wunschland von dieser Zeit her ist eine Insel.«
    In seinen
Kindheits-und Jugenderinnerungen
erzählt Verne, wie er einst als Kind mit einer Jolle auf einer kleinen Insel »gestrandet« sei. Sofort stellen sich Glück und Schrecken des Inselphantasmas ein: »Rauchsignale wollte ich keine aussenden, denn sie wären zu schnell bemerkt und damit ich eher gerettet worden, als mir lieb war! Zuerst mußte ich meinen Hunger stillen. Aber wie? Mein Proviant war zusammen mit dem Boot untergegangen. Sollte ich Jagd auf Vögel machen? … Ich hatte ja weder Hund noch Gewehr! Und Muscheln? … Waren keine da! Endlich erfuhr ich am eigenen Leib, was für eine Not und ein Schrecken es war, allein auf einer einsamen Insel zu darben.«
    Grauen und Entsetzen verspürt auch die kleine Bootsmannschaft, die in dunkler, stürmischer Nacht die Niemandsinsel von

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