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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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dieses Marks enthalten, aus dem ein sehr nahrhafter Teig zubereitet wird. Da haben Sie ja einen wunderbaren Fund gemacht! Auf in den Sagowald!«

    Bei diesen Worten stand der Onkel gleich auf und griff zu seiner Axt. Clifton hielt ihn zurück.
    »Einen Augenblick, Onkel Robinson«, sprach er, »von einem Sagowald habe ich nichts gesagt. Dieser Baum wächst in tropischen Ländern, und unsere Insel liegt ganz sicher nördlich der Tropen. Nein, was ich gefunden habe, ist lediglich ein Gewächs, das zur Familie der Palmfarne gehört und eine dem Sago ähnliche Substanz enthält.«
    »Wie dem auch sei, Monsieur, wir werden Ihr Gewächs empfangen, als sei es die Sagopalme höchstpersönlich.«
    Clifton und der Onkel ließen die Kinder bei der Grotte zurück und gingen in den Wald. Als sie den Fluß erreichten, den sie überqueren mußten, blieb der Onkel am Ufer stehen.
    »Monsieur«, sagte er, »wir müssen uns einmal dazu entschließen, hier eine Brücke zu bauen, denn es würde einen großen Zeitverlust bedeuten, wenn wir jedesmal mit dem Boot hierher fahren müßten.«
    »Der Meinung bin ich auch«, antwortete der Ingenieur. »Wir werden hier eine Drehbrücke bauen, die wir ans linke Ufer ziehen können, das heißt an unsere natürliche Grenze in dieser Gegend. Schließlich bildet der Fluß unseren Schutz nach Norden hin, zumindest gegen wilde Tiere.«
    »Das schon«, erwiderte der Onkel, »aber im Süden haben diese Tiere freien Zugang.«
    »Wer sollte uns jedoch daran hindern«, entgegnete Clifton, »daß wir diesen Zugang versperren, sei es durch eine Palisade oder durch eine Graben, in den wir Seewasser leiten? Wer?«
    »Ich ganz bestimmt nicht«, antwortete Onkel Robinson. »Aber da unsere Brücke noch nicht steht, werde ich erst einmal einen Baum fällen, der uns hinüberhelfen wird.«
    Einige Minuten später gingen Clifton und der Onkel in Richtung Nordosten durch den Wald. Fido, der sie begleitete, stöberte immer wieder im Gebüsch Wasserschweine und Agutis auf. Der Onkel bemerkte auch mehrere Affenhorden, die von Ast zu Ast davoneilten, und zwar so schnell, daß sich gar nicht ausmachen ließ, welcher Art sie angehörten.
    Nach einer halben Stunde Fußmarsch erreichten die beiden Gefährten den Waldrand, hinter dem sich eine weite Ebene mit zahlreichen palmenähnlichen Baumgruppen auftat. Es waren die Bäume, von denen Clifton gesprochen hatte. Sie gehörten zur Art der
Cycas revoluta,
hatten einen einfachen, schuppig überzogenen Stamm und trugen Blätter, die von kleinen parallelen Adern durchzogen waren. Mit ihrer eher bescheidenen Höhe glichen sie weit mehr Sträuchern als Bäumen.
    »Das sind die kostbaren Gewächse«, rief Clifton, »und diese Stämme enthalten das nahrhafte Mehl, das die Natur uns liebenswürdigerweise schon gemahlen hat.«
    »Monsieur Clifton«, sagte der Onkel, »die Natur macht alles gut, was sie macht. Was sollte denn aus einem armen Kerl werden, den es an eine einsame Küste verschlägt, wenn die Natur ihm nicht zu Hilfe käme? Wissen Sie, ich war schon immer der Meinung, daß es speziell für Schiffbrüchige geschaffene Inseln gibt, und die hier ist ganz bestimmt eine davon. So, und jetzt ans Werk!«
    Daraufhin fällten der Onkel und der Ingenieur einige Palmfarnstämme, und da sie sich nicht unnötig abschleppen wollten, entnahmen sie das Mehl gleich an Ort und Stelle.
    Das Drüsengewebe der Palmfarne enthielt ein mehliges Mark, das von holzigen Strängen durchzogen und durch konzentrisch angeordnete Ringe aus der gleichen Substanz gegliedert wurde. Der Stärke beigemischt war ein schleimiger, unangenehm schmeckender Saft, der sich jedoch leicht ausdrücken ließ. Die Zellsubstanz war tatsächlich wie hochwertiges Mehl, von dem schon eine geringe Menge ausreichte, um einen Mann zu sättigen. Von Clifton erfuhr der Onkel, daß es in Japan früher gesetzlich verboten gewesen sei, dieses kostbare Gewächs auszuführen.
    Nach mehrstündiger Arbeit hatten die beiden Gefährten ein tüchtiges Quantum Mehl beisammen. Sie luden sich ihre Ausbeute auf den Rücken und gingen dann wieder in Richtung Lager. Als sie den Wald betraten, waren sie von mehreren Affenhorden umgeben. Diesmal konnten sie die Tiere näher in Augenschein nehmen. Sie waren hochgewachsen und gehörten der Familie der Vierhänder an. Ein Irrtum war für den Ingenieur ausgeschlossen. Ob es nun Schimpansen waren, Orang-Utans, Gorillas oder Gibbons, auf jeden Fall zählten sie zur Familie der Menschenaffen.
    Solche Tiere

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