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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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köstlicher Feinschnittduft.
    »Sehen Sie, teurer Freund«, sagte da Clifton, »daß die Vorsehung nach allem, was sie schon für uns getan hat, Ihnen doch noch eine angenehme Überraschung beschert hat.«
Kapitel 22
    Onkel Robinson war nun wunschlos glücklich. Er hatte eine wundervolle Insel, eine geliebte Familie, eine Pfeife und Tabak! Wenn jetzt gerade ein Schiff vorbeigefahren wäre, hätte er dieses Fleckchen Erde wohl nur sehr ungern verlassen.
    Und dennoch: Was fehlte der kleinen Kolonie nicht noch alles! Harry Clifton wußte zwar nicht, was die Zukunft ihm bringen würde, wollte aber auf keinen Fall die Erziehung seiner Kinder vernachlässigen. Es stand ihm zwar kein einziges Buch zur Verfügung, doch war er selbst eine wandelnde Enzyklopädie und unterrichtete die Kinder ohne Unterlaß und bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit, wobei er die besten Lektionen aus den Lehren der Natur zog. Auf jeden Lehrsatz folgte augenblicklich ein Beispiel. Tagtäglich befaßten sie sich mit Wissenschaften, insbesondere mit Naturkunde und Geographie, sowie mit dem Studium von Religion und Moral. Und die Philosophie, jene praktische Philosophie, die aus aufrechtem Sinn und langer Erfahrung herrührt, wer hätte sie wohl besser lehren sollen als Onkel Robinson, der jedem Professor aus Oxford oder Cambridge noch etwas hätte beibringen können? Die Natur lehrt jenen alles, der sie zu verstehen weiß, und der Onkel war darin ein hervorragender Schüler.
    Mrs. Clifton wiederum mit ihrer weiblichen Zärtlichkeit, ihrer mütterlichen Würde und der Liebe, mit der sie alle umfing, war die Seele der Kolonie.
    Mit dem Schwefel, den die Reisenden auf ihrer großen Expedition den Schwefelgruben entnommen hatten, wollte der Ingenieur ein mehr oder weniger brauchbares Schießpulver herstellen, falls ihm durch Zufall noch Salpeter in die Hände gelangen sollte. Während er nun am 20. Juli die Aushöhlungen der nördlichen Felswand inspizierte, fand er eine Art feuchter Grotte vor, deren Wände mit Kalinitrat-Effloreszenzen überzogen waren. Dieses natürliche Nitrat war Salpeter. Mit der Zeit sonderte sich das Salz durch Kapillarwirkung auf der Granitoberfläche ab.
    Clifton unterrichtete den Onkel von seiner Entdeckung und verkündete ihm, daß er Pulver herstellen wolle.
    »Perfekt wird dieses Pulver nicht sein«, fuhr er fort, »denn da ich den Salpeter nicht durch Raffinieren von Fremdstoffen befreien kann, muß ich ihn im Naturzustand verwenden. Aber auch so wird uns das Pulver gute Dienste leisten, wenn wir den Felsen durch Sprengung weiter aushöhlen wollen.«
    »Sehr gut, Monsieur«, erwiderte der Onkel, »dann können wir uns ja vergrößern und in Grottennähe Lager anlegen.«
    »Mit diesem Salpeter«, sagte der Onkel, »können wir übrigens auch den Hofboden vermischen. Wenn wir ihn dann noch kräftig stampfen, wird er hart und läßt den Regen nicht mehr durch.«
    Dies wurde sein erster Verwendungszweck. Nicht nur der Hof-, sondern auch der Grottenboden wurden damit festgestampft, bis sie von granitener Härte waren und die Mutter sie glänzend scheuern konnte wie ein Parkett.
    Dann begann der Ingenieur mit der Pulverherstellung. Die Kinder sahen ihm dabei aufmerksam zu; obwohl das Arsenal der Kolonie nur aus einer Steinschloßpistole bestand, interessierten sie sich für die Sache mit dem Pulver, als sei ein ganzer Geschützpark damit zu versorgen gewesen.
    Schwarzpulver ist nichts weiter als eine fein dosierte Mischung aus Salpeter, Schwefel und Holzkohle. Wird die Mischung entzündet, so gibt sie eine große Gasmenge frei, deren Wucht man sich für Feuerwaffen und Sprengkammern zunutze macht. Salpeter und Schwefel hatte Clifton schon. Nun brauchte er sich nur noch Holzkohle zu besorgen. Das war nicht schwer, und da ihm kein Kastanien-oder Pappelholz zur Verfügung stand, wie es zur Herstellung von Schießpulver meist verwendet wird, gebrauchte er das speziell für Sprengpulver benützte Holz der Ulme. Er suchte sich junge Zweige aus, befreite sie von der zuviel Asche erzeugenden Rinde und verkohlte sie in Gruben, die er zu diesem Zweck ausgehoben hatte.
    Selbstverständlich war dem Ingenieur das entsprechende Mischungsverhältnis bekannt. Auf hundert Teile Pulver kommen fünfundsiebzig Teile Salpeter, zwölfeinhalb Teile Schwefel und noch einmal zwölfeinhalb Teile Holzkohle. Die drei Stoffe wurden zerstoßen, vermischt, befeuchtet und schließlich mit einem Holzstößel in einem vom Onkel angefertigten Tonmörser

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