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Onkel Robinson

Onkel Robinson

Titel: Onkel Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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zusammengepreßt. So entstand eine Art Fladen, der nur noch granuliert zu werden brauchte.
    Das war ein schwieriger, aber unerläßlicher Vorgang. Blieb das Pulver nämlich wie Staub, so würde es knisternd verbrennen und mehr verpuffen als explodieren.
    Daher versuchte der Ingenieur, irgendeine Art von Granulierung zustande zu bringen. Er ließ das Pulver zwei Tage trocknen und brach es dann in kleine Stücke, die er in ein rundes Tongefäß füllte. Mit Hilfe einer Schnur und einer Rolle aus dem Boot brachte er dann das Gefäß so schnell zum Drehen, daß er nach viel Mühe grobe, kantige Körner erhielt, die ihren Zweck aber erfüllten. In dieser Form setzte er den Sprengstoff den glühenden Sonnenstrahlen aus, die ihn vollständig trockneten.
    Am nächsten Morgen bedrängte Robert seinen Vater, er solle die neugewonnene Substanz doch ausprobieren. Also wurde die Pistole gereinigt und instand gesetzt, der Feuerstein geschliffen und die Waffe schließlich geladen und scharf gemacht. Robert begehrte, als erster zu schießen, aber der Onkel wollte den Versuch selbst machen und den Jungen keiner Gefahr aussetzen, falls das Pulver zu brisant wäre und die Pistole zerreißen sollte. Er traf auch Vorsichtsmaßnahmen, um sich selbst nicht zu verletzen.
    Der Schuß ging los. Das Pulver in der Zündpfanne entflammte sich nicht gerade schnell, aber halb verpuffend, halb explodierend ging die Ladung doch los und beförderte den Kiesel, den der Onkel eingelegt hatte, aus dem Lauf.
    Die Hurraschreie, die daraufhin ertönten, waren lauter als die Detonation selbst. Es waren die Freudenrufe der Kinder. Endlich hatten sie eine Feuerwaffe! Marc und Robert baten so lange, bis auch sie je einen Pistolenschuß abfeuern durften, und über das Ergebnis waren sie entzückt. Wenn das Pulver auch als Schießpulver zu wünschen übrig ließ, so würde es wohl doch als Sprengstoff zu gebrauchen sein.
    Mrs. Clifton kümmerte sich inzwischen unablässig um ihren Geflügelhof, der prächtig gedieh. Die Zähmung von Hühnervögeln war gelungen, warum sollte sie da bei Vierbeinern fehlschlagen? Clifton beschloß, ein Gehege zu errichten, und wählte in etwa einer Meile Entfernung vom Lager beim Nordufer des Sees ein mehrere Ar großes Gelände dazu aus. Es war eine Wiese, zu der man leicht vom Fluß her Süßwasser leiten konnte. Während der Ingenieur das Terrain absteckte, suchte der Onkel die Bäume für die Palisade aus, fällte sie und schnitt sie zurecht. Das war eine harte Arbeit, aber der Onkel brauchte sich dabei nicht sonderlich zu beeilen, da er das Gehege erst im nächsten Frühjahr mit Wild besetzen wollte. Solange die Arbeiten andauerten, hatte der Onkel natürlich viel im Wald zu tun. Um diesen leichter zugänglich zu machen, fällte der Onkel die für den Zaun benötigten Bäume nicht willkürlich, sondern schlug Schneisen in den Wald. Auf einer seiner Exkursionen entdeckte der Ingenieur einen wertvollen Baum aus der Familie der Palmfarne, der häufig in Japan anzutreffen ist. Daß er auch hier wuchs, schien zu beweisen, daß ihre Insel doch nicht so weit im Norden lag, wie sie angenommen hatten.
    Nach dem Mittagessen, bei dem es weder an Fisch noch an Fleisch gemangelt hatte, fragte Clifton seine Kinder: »Nun, Kinder, was haltet ihr von eurem Dasein hier? Fehlt euch denn gar nichts?«
    »Nein, Vater«, antworteten Marc, Robert und Jack wie aus einem Munde.
    »Nicht einmal beim Essen?«
    »Da müßten sie schon sehr wählerisch sein!« rief der Onkel.
    »Wildbret, Fisch, Weichtiere, Obst … Was brauchen sie denn noch mehr?«
    »Ja, doch!« sagte der kleine Jack. »Etwas fehlt uns schon.«
    »Und zwar?« fragte der Vater.
    »Kuchen.«
    »Du Leckermaul!« versetzte Clifton. »Aber so unrecht hat der Junge nicht. Nun muß es zwar nicht gleich Kuchen sein, aber nach Brot dürfen wir uns schon ein wenig sehnen.«
    »Das stimmt«, sagte Flip, »wir haben das Brot vergessen. Aber keine Sorge, meine Herren, Brot werden wir backen, wenn erst einmal das Weizenkorn von Mademoiselle Belle aufgegangen ist.«
    »So lange werden wir nicht zu warten brauchen«, erwiderte Clifton, »denn heute morgen habe ich einen Baum entdeckt, der reich an hervorragender Stärke ist.«
    »Sago!« rief Marc. »Wie beim Schweizerischen Robinson!«
    »Sago«, wiederholte der Onkel, »aber das ist ja ausgezeichnet! Ich habe auf den Molukken welches gegessen, dort gibt es nämlich ganze Wälder mit Sagopalmen, und jeder Baumstamm kann bis zu vierhundert Kilogramm

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