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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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voll praktischer und energischer Entschlossenheit. Sie vollzog den Reinigungsprozeß mit heroischer Gründlichkeit – aber wir müssen gestehen, mit keinem sehr freundlichen Gesicht –, sie hielt aus, aber Gefühl vermochte sie nicht aufzubringen. Erst als sie auf des Kindes Rücken und Schultern große Striemen und Narben entdeckte, unauslöschliche Kennzeichen des Systems, unter dem es bisher aufgewachsen war, füllte sich ihr Herz mit Mitleid.
    »Da, sehen Sie«, sagte Jane und deutete auf die Narben. »Zeigt das nicht, daß sie ein Teufelsbraten ist? Wir werden unseren Tanz mit ihr haben, schätze ich. Ich hasse diese Niggerbälger, widerlich. Ich staune, daß der Herr sie gekauft hat.«
    Der Teufelsbraten hörte sich diese Bemerkung mit der unterwürfigen und kläglichen Miene an, die wir schon an ihm kennen, er streifte nur mit hurtigem, verstohlenem Blick seiner glitzernden Augen Janes Ohrenschmuck. Als sie schließlich ein sauberes und heiles Kleidchen trug und ihr Haar kurz geschnitten war, stellte Miß Ophelia mit Befriedigung fest, daß sie nun schon christlicher aussah, und überlegte die ersten Pläne zu ihrer Unterweisung.
    Sie nahm Platz und stellte ein Verhör an.
    »Wie alt bist du, Topsy?«
    »Weiß nicht, Frau«, sagte der Kobold und zeigte grinsend alle Zähne.
    »Weißt du nicht, wie alt du bist? Hat dir das niemand gesagt? Wer war deine Mutter?«
    »Habe keine gehabt!« sagte das Kind und grinste wieder.
    »Du hast keine gehabt, was soll das heißen? Wo bist du geboren?«
    »Bin nicht geboren!« beteuerte Topsy mit neuem Grinsen, das so koboldartig wirkte, daß Miß Ophelia, hätte sie dazu geneigt, sich einbilden mußte, einen Gnom aus dem Teufelsland erwischt zu haben, aber Miß Ophelia neigte nicht dazu; sie war einfach, praktisch und sprach daher mit einiger Strenge:
    »So mußt du mir nicht antworten, Kind. Sage mir, wo du geboren bist und wer deine Eltern waren.«
    »Bin nicht geboren«, wiederholte das Kind ausdrücklich, »habe keinen Vater, keine Mutter, rein gar nichts. Ein Händler zog mich auf mit einer Masse anderen. Alte Tante Sue hat uns gehütet.«
    Das Kind sprach offensichtlich die Wahrheit, und Jane erklärte mit gereiztem Lachen:
    »O Gott, gnädiges Fräulein, solche gibt es in Unmassen. Die werden billig aufgekauft, wenn sie klein sind, und für den Verkauf aufgezogen.«
    »Wie lange warst du bei deinem letzten Herrn?«
    »Weiß nicht, Frau.«
    »War es ein Jahr oder länger oder kürzer?«
    »Weiß nicht, Frau.«
    »O Gott, gnädiges Fräulein, das wissen so niedrige Nigger nicht. Sie verstehen nichts von der Zeit«, sagte Jane; »sie wissen nicht, was ein Jahr ist, sie kennen ihr eigenes Alter nicht.«
    »Hast du jemals etwas von Gott gehört, Topsy?«
    Das Kind machte eine verlegenes Gesicht und grinste wie bisher.
    »Weißt du, wer dich erschaffen hat?«
    »Niemand, soviel ich weiß«, sagte das Kind lachend.
    Die Vorstellung schien sie entschieden zu amüsieren; denn ihre Augen funkelten, und sie setzte hinzu: »Ich bin allein gewachsen, mich hat niemand geschafft.«
    »Kannst du nähen?« fragte Miß Ophelia, die ihren Fragen jetzt eine mehr praktische Wendung zu geben trachtete.
    »Nein, Frau.«
    »Was kannst du denn? – Was hast du für deinen Herrn getan?«
    »Wasser geholt, Geschirr gespült, Messer geputzt, Leute bedient.«
    »Waren sie gut zu dir?«
    »Ich glaube«, sagte das Kind und blickte Miß Ophelia schlau an.
    Miß Ophelia erhob sich nach dieser wenig ermutigenden Unterhaltung; St. Clare neigte sich über ihre Stuhllehne.
    »Hier findest du jungfräulichen Boden, Kusine; stecke deine eigenen Gedanken hinein – auszuziehen gibt's da keine.«
    Miß Ophelias Begriffe von Erziehung waren wie alle ihre Begriffe sehr bestimmt und entschieden und von der Art, wie sie in Neu-England vor einem Jahrhundert bestanden und sich noch erhalten haben in den entlegenen und unberührten Teilen, wo es noch keine Eisenbahn gibt. Sie ließen sich in wenige Worte zusammenfassen; dem Kinde wurde beigebracht, daß es gehorchen muß, es wurde im Katechismus, im Nähen und Lesen unterrichtet, und es wurde geschlagen, wenn es log. Heute fällt natürlich eine Flut von Licht auf alle Erziehung, so daß diese altmodischen Begriffe längst überholt sind, dennoch läßt sich nicht leugnen, daß unsere Großmütter einige recht vernünftige Männer und Frauen danach großgezogen haben, was viele von uns noch bestätigen und bezeugen können. Jedenfalls wußte es Miß Ophelia nicht

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