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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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besser und widmete sich daher ihrem Heidenkind mit der allergrößten Sorgfalt.
    Das Kind galt im ganzen Haus als Miß Ophelias Mädchen, und da man es in der Küche nur sehr ungnädig betrachtete, entschloß sich Miß Ophelia, sein Wirkungsfeld und seinen Unterricht hauptsächlich auf ihr Zimmer zu beschränken – mit aufopfernder Überwindung, die einige Leser vielleicht zu würdigen wissen, entschloß sie sich, anstatt in aller Ruhe selbst ihr Bett zu machen und ihr eignes Zimmer zu kehren und abzustauben – was sie bisher, aller angebotenen Hilfeleistung von Seiten des Stubenmädchens ungeachtet, eigenhändig getan hatte – nahm sie das Märtyrertum auf sich, Topsy in der Verrichtung dieser Dinge zu unterweisen – wehe diesem Tag! War jemals einer unserer Leser in der gleichen Lage, wird er ihr die Pein nachfühlen können.
    Miß Ophelia fing damit an, daß sie Topsy am ersten Morgen mit in ihr Zimmer nahm und sie feierlich in die Geheimnisse des Bettenmachens einweihte.
    Da sehen wir also Topsy, gewaschen und geschoren und aller ihrer kleinen Rattenschwänze beraubt, die ihres Herzens Freude waren, angetan mit einem sauberen Kleid und frisch gestärkter Schürze, wie sie ehrerbietig vor Miß Ophelia steht und sie mit einem Ausdruck von Feierlichkeit anstarrt, der einem Begräbnis angemessen wäre.
    »Also, Topsy, ich werde dir jetzt zeigen, wie mein Bett gemacht wird. Ich bin sehr eigen mit meinem Bett. Du mußt das genau lernen.«
    »Ja, Madam«, sagte Topsy mit tiefem Seufzer und einem Gesicht voll kläglichem Ernst.
    »Also, Topsy, sieh her, dies ist der Saum des Lakens – dies die linke Seite –, wirst du das behalten?«
    »Ja, Madam«, antwortete Topsy mit einem neuen Seufzer.
    »Jetzt also mußt du das untere Laken unter das Polster ziehen – so – und hier unter der Matratze einstecken. Schön glatt – so –, siehst du das?«
    »Ja, Madam«, sagte Topsy mit tiefer Aufmerksamkeit.
    »Aber das obere Laken«, fuhr Miß Ophelia fort, »muß so gelegt und am Fußende fest und glatt eingesteckt werden.«
    »Ja, Madam«, sagte Topsy wieder; – aber wir müssen hinzufügen, was Miß Ophelia nicht gesehen hatte, daß es der jungen Schülerin, während ihr die gute Dame im Eifer ihrer Unterweisung den Rücken zugekehrt hatte, gelungen war, ein Paar Handschuhe und ein Seidenband zu erraffen und geschickt in ihren Ärmel zu schieben, um dann wie vorher wieder mit gefalteten Händen dazustehen.
    »Nun, Topsy, jetzt versuch du es einmal«, sagte Miß Ophelia, zog die Tücher heraus und setzte sich hin.
    Mit Ernst und Geschicklichkeit verrichtete Topsy ihre Arbeit zu Miß Ophelias völliger Zufriedenheit, sie glättete die Laken, strich jede Falte aus und zeigte bei dem ganzen Vorgang einen Ernst und eine Beflissenheit, die ihre Lehrerin höchst erbaute. Jedoch durch eine unglückliche Bewegung glitt ein flatterndes Ende des Seidenbandes aus ihrem Ärmel und erregte Miß Ophelias Aufmerksamkeit, gerade als sie fertig war. Miß Ophelia ergriff es augenblicklich.
    »Was ist das? Du böses, schlechtes Kind – du hast mir das gestohlen!«
    Das Band wurde aus Topsys Ärmel gezogen, was sie jedoch keineswegs aus der Fassung brachte; sie betrachtete es nur mit der Miene überraschter und arglosester Unschuld.
    »O Gott, das ist doch Miß Feelys Band? Wie kam es denn in meinen Ärmel?«
    »Topsy, lüge nicht! Du hast das Band gestohlen!«
    »Frau, ich sage es dir, ich habe es nicht getan – ich habe es nie gesehen bis zu dieser Minute.«
    »Topsy, du kriegst Prügel, wenn du lügst.«
    »O Gott, Frau, und wenn du mich den ganzen Tag schlägst, ich war es nicht«, sagte Topsy und fing an zu heulen. »Ich habe es nie gesehen – es muß in meinen Ärmel geschlüpft sein. Miß Feely muß es auf dem Bett gelassen haben, und es verfing sich in meinen Kleidern und fing sich in meinem Ärmel.«
    Miß Ophelia war so entrüstet über diese schamlose Lüge, daß sie das Kind ergriff und schüttelte.
    »Das sag mir noch einmal.«
    Durch das Schütteln waren die Handschuhe aus dem andern Ärmel zu Boden gefallen.
    »Oha!« sagte Miß Ophelia, »willst du immer noch behaupten, du hast das Band nicht gestohlen?«
    Topsy bekannte jetzt den Diebstahl der Handschuhe, aber in bezug auf das Band blieb sie bei ihrem Leugnen.
    »Komm, Topsy«, sagte Miß Ophelia, »wenn du mir alles gestehst, gibt es diesmal keine Prügel.« Auf dieses Versprechen hin gestand Topsy alles, nicht ohne ihre Reue zu beteuern.
    »Also, nun sag mir einmal

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