Operation Macho
an.
„Komm schon, Tony. Ich arbeite hier einen Plan aus.“
Seufzend zog er sich die Krawatte aus dem Kragen.
„Und nun mach die obersten drei Knöpfe auf. Das Haar musst du dir auch zerzausen.“
„Was muss ich?“ Er sah sie an, als sei sie komplett verrückt geworden.
Lynn kam um den Schreibtisch herum. „So, das meine ich.“ Energisch fuhr sie ihm durchs Haar.
„Hey!“ Er sprang auf. „Wer sind Sie, und was haben Sie mit Lynn gemacht?“
„Irgendetwas passt mir an dem Anblick noch nicht.“ Sie trat einen Schritt näher.
Hastig wich Tony vor ihr zurück. „Bleib mir ja vom Leib, du wildes Weib!“
„Halt still, es dauert nicht lange.“ Sie hielt ihn an der Schulter und zerzauste ihm das Haar, sodass es ihm in die Stirn fiel und er nicht mehr so sehr, wie ein solider Geschäftsmann aussah. Überrascht stellte sie fest, wie seidig sich sein Haar anfühlte und was für feste Muskeln unter dem gebügelten Hemd verborgen waren.
Außerdem riecht er gut, dachte sie und atmete den Duft seines Rasierwassers ein. Bislang war ihr noch nie aufgefallen, wie aufregend Tony duftete. „Und jetzt zu den Knöpfen“, verkündete sie und öffnete gleich vier.
„Lynn, was soll das werden? Eine Verführung?“
„Nein, keine Bange. Ich wollte nur etwas überprüfen.“ Langsam trat sie einen Schritt zurück und begutachtete ihr Werk.
Die Veränderung war wirklich beachtlich. Der aufstrebende junge Anwalt, der sich jeden Tag in Akten vertiefte und vor Gericht seine Fälle vertrat, war verschwunden. Vor Lynn stand ein Tony, der Sex und Abenteuer ausstrahlte. Lynn spürte Verlangen in sich aufsteigen.
Tony passte perfekt in ihren Plan. Lächelnd sah sie ihn an. „Tony, wie wär’s, wenn …“
„Sprich es nicht aus.“ Kopfschüttelnd ging er einen Schritt zurück. „Ich hatte schon befürchtet, dass es darauf hinausläuft. Als Schauspieler bin ich eine absolute Niete.“ Er fing damit an, sich das Hemd wieder zuzuknöpfen.
„Machst Du Witze? Du bist Anwalt!“
Darüber musste er lächeln. „Stimmt schon, aber hier reden wir über etwas viel Komplizierteres.“
„Gar nicht wahr. Sobald du den Gerichtssaal betrittst, lieferst du eine Show. Hier ist das nicht viel anders. Du hattest mir mal Hilfe angeboten, darauf komme ich jetzt zurück.“
„Ich meinte rechtliche Hilfe.“ Tony band sich die Krawatte wieder um.
„Rechtsbeistand brauche ich nicht. Bei meinem ‚Unternehmen Gigolo‘ hilft nur ein sexy Kerl. Und es überrascht mich, dass du genau in diese Rolle passt.“
Mitten in der Bewegung hielt er inne und sah Lynn an. „Es überrascht dich? Das ist ja nicht gerade schmeichelhaft.“
Lynn errötete. „Tja, ich habe dich nie auf diese Art gesehen, weil du immer so korrekt wirkst.“
„Heißt das spießig?“ Er griff nach dem Jackett.
„Nein, nein. Du siehst wunderbar aus. Wie ein Model für Anzüge.“
„Manche Frauen stehen auf solche Männer.“
„Natürlich! Eine Menge.“
„Du aber nicht?“ Er zog das Jackett an und strich sich die Aufschläge glatt.
„Das habe ich nicht behauptet.“ Jetzt kamen sie in ein Gebiet, das sie lieber vermeiden wollte. Ein halbes Jahr nach seiner Scheidung sehnte er sich bestimmt nach einer neuen Beziehung, und Lynn wollte keine Affäre mit ihm. „Ich meine nur … wir kommen vom Thema ab. Bitte hilf mir, Tony. Du musst nur meine Eltern kennenlernen, und sobald sie dich sehen, werden sie sich einen Plan zurechtlegen, wie sie uns beide wieder auseinanderbringen können. Dadurch versöhnen sie sich wieder. Wir beide trennen uns, und ich verliere das Baby. Alles wird wie früher sein. Zufällig weiß ich, dass du dir in letzter Zeit keinen Tag freigenommen hast.“
„Und da empfiehlst du eine lustige Reise nach Springfield, wo ich mich wie ein Mistkerl aufführen soll, damit deine Eltern mich hochkant aus ihrem Haus werfen, ja? Na, du weißt wirklich, womit du einen Mann reizen kannst.“
„Eigentlich dachte ich nicht an Springfield. Bist du schon mal in Sedona in Arizona gewesen?“
„Nein, aber ich kenne Fotos von den roten Felsen dort. Wirklich beeindruckend.“
„Das ist es tatsächlich. Dort haben meine Eltern die Flitterwochen verbracht. Ich werde zwei Ferienhäuschen am Oak Creek reservieren, wo sie schon vor fünfunddreißig Jahren waren. Sicher kann ich meine Eltern überreden mitzukommen.“
Die Aussicht, nach Sedona zu fahren, schien ihn mehr zu interessieren. „Und wenn deine Eltern auf getrennten Zimmern
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