Operation Macho
doch sagen.“
„Sie war schlichtweg dumm.“ Lynn konnte nicht begreifen, wieso Michelle einen Mann wie Tony betrog. Mit seiner italienischen Abstammung sah er blendend aus, und seine Intelligenz und Karriere machten ihn zu dem, was Lynns Mutter als guten Fang bezeichnet hätte, doch in erster Linie war er einfach ein unglaublich netter Kerl.
„Wir waren beide dumm. Eigentlich würde ich lieber über die Probleme deiner Eltern als über meine Eigenen reden.“
„Richtig. Tut mir leid.“ Sicher bedrückte ihn diese Sache immer noch. Die Scheidung lag erst ein halbes Jahr zurück, und Michelle war der Mittelpunkt seines Lebens gewesen.
„Also, wie willst du sie davon abhalten, sich zu trennen?“, erkundigte Tony sich.
„Tja …“ Lynn stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf die Hände. Im Grunde unterschied sich diese Situation nicht sonderlich von anderen Rechtsstreitigkeiten. „Du meinst, die beiden suchen Streit, weil sie keine wirklichen Probleme haben, ja?“
„Das würde ich sagen.“
„Und wenn ich für ein wirkliches Problem sorge?“
Tony verschränkte die Beine und lehnte sich zurück. „Was denn zum Beispiel?“
Lynn musste an ihre Kindheit denken. „Immer wenn ich in Schwierigkeiten geraten bin … zugegeben, das waren harmlose Dinge. Aber in Erziehungsfragen waren meine Eltern immer einer Meinung.“
„Du willst dich in Schwierigkeiten bringen?“
Während sie sich einen Plan zurechtlegte, spielte Lynn mit einem Notizblock. „Genau das werde ich. Es wird Zeit, dass die kühle nüchterne Tochter mal etwas über die Stränge schlägt. Ich denke, ich werde es auf die althergebrachte Art tun.“ Sie blickte ihm in die Augen. „Ich werde schwanger.“
Abrupt beugte Tony sich vor. „Moment mal, nicht so schnell! Gehst du da nicht einen Schritt zu weit?“
„Ach Unsinn.“ Lynn lächelte. „Das behaupte ich doch nur.“
„Oh, schon verstanden.“ Er ließ sich wieder zurücksinken. „Und ich hatte schon Angst, du läufst in die nächstbeste Bar, um dir jemanden aufzugabeln.“
„Um Himmels willen, nein. Hat das so geklungen? Außerdem würde das zu lange dauern. Ich muss jetzt sofort schwanger sein.“
„Sehr einfallsreich, Lynn. Aber du bist eine abgrundtief schlechte Lügnerin. Wenn ich dich schon jedes Mal durchschaue, wie willst du dann deine eigenen Eltern reinlegen?“
Nachdenklich tippte sie sich mit einem Kuli an das Kinn. „Wie üblich hast du den größten Schwachpunkt von meinem Plan erkannt. Aber die Idee gefällt mir einfach zu gut.“
„Du könntest ein bisschen üben.“
„Das muss ich auch. Hilfst du mir?“
„Na klar. Als Erstes musst du dir genau überlegen, wie der Vater deines Kindes aussieht.“
Lynn musste lächeln. „Anscheinend hast du Erfahrung im Erfinden von Geschichten.“
„Sagen wir mal, ich bin früher sicher öfter in Schwierigkeiten geraten als du.“
„Also schön, wer ist der Vater? Es muss jemand sein, über den meine Eltern sich schrecklich aufregen. Ein richtiger Macho, der ständig raucht, enge Jeans trägt und tätowiert ist. Er hat keinen Job, kann aber gut damit leben, dass ich arbeite und ihn mit Bier versorge. Kurz gesagt, ein richtiger Gigolo.“
Tony fing an zu lachen. „Übertreibst du da nicht etwas? Das werden sie dir nie abkaufen.“
„Es kommt doch häufiger vor, dass sich kluge, erfolgreiche Frauen in einen sexy Nichtsnutz verlieben. Abgesehen davon bin ich meinen Eltern gegenüber immer ehrlich gewesen. Sie würden niemals damit rechnen, dass ich so eine absurde Geschichte erfinde.“ Der Gedanke bereitete ihr ein schlechtes Gewissen, aber wenn sie nicht tatsächlich schwanger werden wollte, um ihre Eltern wieder zusammenzubringen, blieb ihr keine andere Wahl.
„Dennoch schätze ich, sie werden Beweise verlangen, um sich davon zu überzeugen, dass du wirklich auf so eine Niete hereingefallen bist.“
„Wahrscheinlich, aber wie könnte ich denn … hm.“ Prüfend sah sie ihn an und veränderte in Gedanken Tonys Aussehen. Vielleicht war er ja die Lösung ihres Problems.
Er rutschte auf dem Stuhl hin und her. „Weshalb siehst du mich so an?“
„Zieh mal dein Jackett aus.“
„Wieso?“ Augenscheinlich fühlte er sich unwohl.
„Nur so zum Spaß.“
Tony zuckte mit den Schultern. „Die Lady will, dass ich mein Jackett ausziehe, also werde ich es tun.“ Er stand auf und zog sich das Jackett seines Nadelstreifenanzugs aus.
„Und jetzt die Krawatte.“
Ungläubig sah er sie
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