Operation Zombie
und Rosi zu beruhigen als mich selbst.
Sie waren bewaffnet?
Ich lebte in Rio. Was glauben Sie, hätte ich bei mir haben sollen, mein »pinto«?
Ich ging zu Herrn Müllers Zimmer zurück, ich klopfte mehrmals. Ich hörte nichts. Ich flüsterte seinen und Silvas Namen. Niemand antwortete. Mir fiel auf, dass Blut unter der Tür herauslief. Ich trat ein und stellte fest, dass es den gesamten Boden bedeckte. Silva lag gegenüber in der Ecke, Müller kauerte über ihm und hatte mir seinen fetten, blassen, haarigen Rücken zugewandt. Ich kann mich nicht entsinnen, wie ich seine Aufmerksamkeit weckte, ob ich seinen Namen rief, einen Fluch ausstieß oder einfach nur dastand. Müller drehte sich zu mir um; Fetzen blutigen Fleisches fielen ihm aus dem offenen Mund. Ich bemerkte, dass die Stahlklammern teilweise aufgebrochen worden waren und eine dickliche, gelatineartige schwarze Flüssigkeit aus der Operationsnarbe herauslief. Er stand unsicher auf und kam langsam auf mich zugestapft. Ich hob die Pistole und zielte auf sein neues Herz. Es handelte sich um eine »Desert Eagle«, israelisch, groß und protzig, darum hatte ich sie ausgesucht. Geschossen hatte ich Gott sei Dank noch nie damit. Ich war nicht auf den Rückstoß vorbereitet. Der Schuss ging fehl und pustete ihm buchstäblich den Kopf weg. Und damit war es glücklicherweise vorbei, da stand ich armer Tor mit einer rauchenden Waffe in der Hand, und ein Strom warmen Urins lief mir am Bein hinunter. Jetzt wurde ich mehrmals geschlagen, von Graziela, bis ich wieder zu Verstand kam und die Polizei anrief.
Wurden Sie festgenommen?
Sind Sie verrückt? Das waren meine Partner, wie hätte ich sonst an meine frischen Organe kommen sollen? Was meinen Sie, wie ich diesen Schlamassel hätte aus der Welt schaffen können? Darin sind sie sehr gut. Sie haben mitgeholfen, meinen anderen Patienten zu erklären, dass ein mörderischer Wahnsinniger in die Klinik eingedrungen und sowohl Herrn Müller wie auch Doktor Silva getötet hatte. Und sie haben auch dafür gesorgt, dass niemand vom Personal etwas erzählte, was von dieser Version abwich.
Was geschah mit den Leichen?
Sie haben Silva als Opfer eines potenziellen »Autodiebstahls« aufgelistet. Ich weiß nicht, wohin sie seinen Leichnam geschafft haben; vielleicht in irgendeine Nebenstraße eines Gettos in der Stadt Gottes, ein Drogenhandel, der schiefgegangen war, um die Geschichte glaubwürdiger zu machen. Ich hoffe, sie haben ihn einfach verbrannt oder begraben ... tief.
Glauben Sie, er...
Ich weiß nicht. Sein Gehirn war intakt, als er starb. Wenn er nicht in einem Leichensack steckte ... Wenn der Boden weich genug war... Wie lange hätte er brauchen können, um sich freizugraben?
[Er kaut wieder ein Blatt und bietet mir auch eines an. Ich lehne dankend ab.]
Und Mister Müller?
Keine Erklärung, weder für seine Witwe noch für die österreichische Botschaft.
Einer von vielen entführten Touristen, die in einer gefährlichen Stadt zu unvorsichtig sind. Ich weiß nicht, ob Frau Müller die Geschichte je geglaubt oder versucht hat, auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen. Wahrscheinlich hat sie selbst nie begriffen, was für ein verdammt großes Glück sie hatte.
Warum hatte sie Glück?
Ist das Ihr Ernst? Was wäre gewesen, wenn er nicht in meiner Klinik reanimiert worden wäre? Wenn er es geschafft hätte, nach Hause zu kommen?
Ist das möglich?
Natürlich ist das möglich! Denken Sie doch nach. Da die Infektion im Herzen begann, konnte der Virus direkt in den Blutkreislauf gelangen und drang vermutlich wenige Sekunden nach der Implantation ins Gehirn vor. Nehmen Sie jetzt ein anderes Organ, eine Leber oder Niere, vielleicht sogar ein Stück Haut. Das würde viel länger dauern, besonders, wenn der Virus nur in sehr kleiner Zahl vorhanden ist.
Aber der Spender ...
Muss nicht vollständig reanimiert werden. Was, wenn er gerade infiziert worden wäre? Das Organ könnte noch nicht vollständig saturiert sein. Vielleicht enthält es nur winzig kleine Spuren. Wenn man dieses Organ in einen anderen Körper verpflanzt, kann es Tage oder Wochen dauern, bis sich der Virus durch den Blutkreislauf gearbeitet hat. Inzwischen könnte sich der Patient durchaus auf dem Weg der Genesung befinden und fröhlich und vergnügt ein normales Leben leben.
Aber derjenige, der das Organ entfernt...
... weiß vielleicht gar nicht, womit er es zu tun hat. Ich wusste es nicht. Wir befanden uns im frühesten Anfangsstadium, als noch gar
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