Opernball
vor allem die Haltung der größten Feinde der weißen Kultur, der islamischen Fundamentalisten. Mit ihnen kann es keine Verbrüderung geben.«
Doch Feilböck wollte davon nicht lassen. Er hatte seinen Judenhaß aus der Jugendorganisation der Nationalen Partei mitgebracht. Wenn er von Feinden sprach, waren die jüdischen Parasiten immer darunter. Wir haben jedoch gegen Juden nie irgendeine Aktion unternommen. Ich sage das jetzt nicht, weil Sie Jude sind. Woher ich das weiß? Wollen Sie hören, daß ich es rieche? Der Geringste ist uns in Rappottenstein ein paarmal mit Ernst Bloch gekommen. Das hat sich interessant angehört. Joachim von Fiore und Bloch, das paßte gut zusammen. Aber Feilböck hat rebelliert. Weil Bloch Jude war und Kommunist noch dazu. Das hätte zuviel Streit gegeben, deshalb hat der Geringste Bloch versickern lassen. Aber ich erinnere mich an das Foto, das er uns gezeigt hat. Bloch hatte dieselbe Nase wie Sie. Sind Sie mit ihm verwandt? Aber jetzt im Ernst: Mit Türken, Zigeunern, Serben, Bosniaken und Negern hatten wir tagtäglich zu tun, Juden kannten wir nur aus dem Fernsehen.
Wenn sie auch oft stritten, im Prinzip widersprach der Geringste Feilböck nicht. Beide interessierte an der kirchlichen Tradition vor allem eines: die Erlaubnis, ja die Aufforderung, gegen die Feinde mit der Peitsche vorzugehen. Aber Feilböck wollte mehr. Er suchte Kontakt zu kirchlichen Organisationen.
»Versteht mich nicht falsch«, sagte er. »Ich will Euch da nicht hineinziehen. Die sollen gar nicht erfahren, daß es uns gibt. Aber es kann doch unserem Kampf nur nützen, wenn ihn andere mit ihren Mitteln unterstützen. Im Moment finde ich allerdings noch keinen Zugang.«
Über Kontakte zu alten Freunden hatte er erfahren, daß es Pfarrer gab, die den deutschnationalen Kampf unterstützten. Mehrmals versuchte er den Geringsten zu bewegen, ihm für seine Missionsarbeit, wie er das nannte, eine Brücke zu bauen.
»Ich kann das als meine Privatsache betreiben«, sagte er. »Ich brauche Dich dann nicht mehr dazu. Es geht nur um den Anfang. Du kennst die Brüder, Du weißt, wie man sie anpackt. Ein riesiger PR-Apparat liegt brach. Nur Du kannst ihn für uns in Bewegung bringen.«
Doch der Geringste zeigte keine Neigung für Feilböcks Missionsarbeit. Er weigerte sich auch, nach Kremsmünster zu fahren, um einen möglichen Ansprechpartner ausfindig zu machen. Er sagte: »Ich habe in meinem Leben genug ministriert.«
Auch wenn uns Feilböcks Argument, daß man keine Chance ungenutzt lassen dürfe, einleuchtete, waren wir uns immer bewußt, daß die Bewegung der Volkstreuen nicht Feilböck zum Führer hatte, sondern den Geringsten. Er sagte zu Feilböck: »Du hast einen widerlichen Hang zum Lehrer. Du wirst unsere Bewegung noch zu einem langweiligen Bildungsverein machen, der das Gesindel mit dem Abc bekämpfen will statt mit TNT. Für den körperlichen Ausgleich kannst Du Dir dann ein Zimmerfahrrad aufstellen.«
Ihr Streit war einmal so heftig, daß Feilböck drauf und dran war, auf den Geringsten mit den Fausten loszugehen. Wir hatten alle Mühe, ihn abzuhalten.
»Wozu die Kräfte unnütz verschleißen«, riefen wir. »Im Kern seid Ihr Euch doch einig. Gehen wir lieber Gürtelputzen.«
Feilböck ließ sich leicht provozieren, besonders von jemandem wie dem Geringsten, der, bevor er auf eine Herausforderung einging, lieber noch einen Schluck Kaffee trank und dann in aller Ruhe, fast so, als würde es ihn nichts angehen, seine Pfeile abschoß. Den Höhepunkt erreichte ihr Konflikt während der Planung des Gürtelhausbrands. Damals sagte der Geringste den Satz: »Auch wenn der Kamerad Feigböck das anders sieht, möchte ich daran festhalten.«
Da war der Faden für einen Moment gerissen. Feilböck sprang auf und schrie: »Du bist für mich gestorben.« Dann lief er hinaus.
Der Geringste fuhr fort, als ob nichts gewesen wäre. Nach zwanzig Minuten kam Feilböck zurück und entschuldigte sich. Der Geringste sagte: »Bei einem Bruder braucht man sich nicht zu entschuldigen.«
Als der Geringste aus Amerika zurückkam, hatte alles eine neue, größere Dimension.
»Harmagedon, unsere Entscheidungsschlacht, ist näher, als Ihr denkt«, sagte er. »Für den Spaß, für das Gürtelputzen und Türkenklatschen, ist schnell einer zu haben. Aber für Harmagedon brauche ich Entschlossene, die jede Zelle ihres Körpers, jede Regung ihres Geistes und jede Empfindung ihrer Seele der gemeinsamen Sache weihen. Nur wenige sind
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