Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
Vom Netzwerk:
nur das Feuerzeug.
    Während Darragh die Kerzen und Flaschen, die sie samt Regal heruntergerissen hatte, aus dem Weg kickte, griff sie sich rasch das Vanille-Duftspray, das er wahrscheinlich benutzte, um die Erinnerung zu verstärken. Sie krümmte sich, um es mit ihrem Körper zu verdecken. Unter keinen Umständen durfte er es bemerken. So lächerlich es klang: Das war ihre letzte Chance.
    Er hob den Seziertisch auf, den sie umgeworfen hatte, und stellte sich hinter Storm. Just, in dem Augenblick, in dem er ihr von hinten unter die Arme greifen wollte, um sie hochzuheben und auf den Tisch zu manövrieren, drehte sie sich zu ihm um. Sie versuchte das Feuerzeug zu entzünden, doch ihre Hände zitterten zu sehr, so dass es misslang.
    Bitte lass den Zündstein nicht feucht geworden sein, betete sie stumm und betätigte den Mechanismus immer und immer wieder.
    Irritiert hielt Darragh in seiner Bewegung inne. Er wollte es ihr gerade aus der Hand schlagen, als das Feuerzeug endlich entflammte. Storm hob die Sprühdose vor das Feuer und drückte den Knopf bis unten durch. Das Vanillespray schoss heraus. Die Flamme des Feuerzeugs wuchs augenblicklich an und brach aus. Wie bei einem Feuerspucker, der Petroleum in Richtung einer brennenden Fackel spie. Faszinierend und brandgefährlich.
    Die Stichflamme traf Darraghs Gesicht. Sie versengte sogleich seine Wimpern, seine Augenbrauen und auch seinen Haaransatz. Sein Pullover brannte. Mit einem markerschütternden Aufschrei taumelte er rückwärts. Instinktiv schützte er sein Gesicht mit beiden Händen, bis er bemerkte, dass auch seine Kleidung Feuer gefangen hatte. Panisch versuchte er die Flammen auszuschlagen. Er schwankte durch den Panic Room, stieß gegen den Seziertisch und stolperte über eine der Kerzen, so dass er der Länge nach hinschlug.
    Doch er versuchte bereits, wieder auf die Beine zu kommen, rascher, als es Storm recht war. Sie musste schnell sein, schneller als er: Sie schaute sich suchend um. Es roch nach Vanille und nach verkohlter Haut, eine ekelhafte Mischung. Während der Killer sich zum Sprung bereitmachte, um sie wieder zu Boden zu strecken, wischte sie die Dentalinstrumente vom Edelstahltablett und hielt es mit beiden Händen hoch, um es Darragh über den Schädel zu schlagen und ihn endgültig zu bezwingen. Denn das hatte Dad ihr eingeimpft, und sie würde es niemals in ihrem Leben vergessen: „Betrachte einen Feind erst als ausgeschaltet, wenn er auf dem Boden liegt. Keinen Deut früher.“
    Mit einem Krachen öffnete sich plötzlich die Tür, und die Mitglieder der Soko plus eine Armada von Uniformierten kamen in den Panikraum gestürzt. Sie löschten Darraghs Kleidung und nahmen ihn fest. Doch Storm hatte nur Augen für ein Gesicht, das weiter hinten im Türrahmen auftauchte. „Ben“, rief sie erleichtert. Sie ließ das Tablett fallen, lief zu ihm und warf sich in seine Arme. Malcolm stand neben ihm, und sie bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie nur Augen für Officer Benhurst gehabt hatte.
    Doch ihr Partner lächelte. „Ist mir schon klar, dass du jüngere Männer vorziehst, aber das ist okay für mich, solange du Serienkiller zur Strecke bringst.“
    Ben legte seine Hand unter ihr Kinn und hob es an. Zerknirscht betrachtete er ihre Schnittwunden am Hals und unter dem Auge und ihre vom heißen Wasser gerötete Haut. „Du siehst fürchterlich aus.“
    „Danke, das ist genau das, was ich jetzt brauche.“ Storm lachte, und das Lachen befreite. Während sie langsam durch den Flur nach draußen gingen, sah Storm, wie einige Sanitäter sich um Carol Frost kümmerten. „Woher wusstet ihr eigentlich, dass ich in der Villa von Philomena Priest bin?“
    „Dein Handy“, antwortete Malcolm kurz, und sie wusste, was er meinte. Alle Mobiltelefone der Polizei waren mit GPS ausgerüstet. Man hatte sie rechtzeitig geortet, bevor das Mobiltelefon ins Wasser gefallen war.
    Ben war in Zivil. Offensichtlich hatte man ihn aus dem Feierabend geholt. Er zog seine beigefarbene Jeansjacke aus. Während er Storm mit seinem Körper abschirmte, schob er ihren aufgeschlitzten Pullover und Büstenhalter über ihre Schultern und zog ihr seine Jacke an, die er rasch zuknöpfte. „Mensch, bin ich froh, dass es dir den Umständen entsprechend gutgeht!“
    Storm war verwirrt. Nicht über das, was er gesagt hatte, sondern über ihre Reaktion. Ben war ein Schönling, ein attraktiver Bursche, ein Sportfreak, der Typ Mann, der jede haben konnte, oberflächlich und genau

Weitere Kostenlose Bücher