Opfere dich
für Storm, ein Ende der Einsamkeit. Außerdem war sie verantwortlich für das kleine Wesen, das so schrecklich schutzlos war und keine Ahnung davon hatte, in welcher Gefahr es sich befand. Es war doch erst ein paar Monate auf der Welt.
Darragh öffnete das Gitter des Tragekorbs, langte hinein und holte Moon heraus. Er hatte es im Nacken gepackt und schwenkte es hin und her. „Hat dir der Chihuahua meiner Mom gefallen? Ich habe ihre Tölen eine nach der anderen getötet, aber Mom hat sich immer wieder einen neuen Hund gekauft.“
Storm überlegte fieberhaft, wie sie ihm Moon abluchsen konnte, und entschied, ihn erst einmal abzulenken. „Das war nicht nett von Philomena, nicht wahr?“
„Zieh meine Mutter nicht in den Dreck, du Schlampe!“, schrie er. Moon miaute kläglich. Sie zappelte mit ihren kleinen Beinchen, weil sie heruntergelassen werden wollte.
„Sie hat ihre Schoßhündchen dir vorgezogen. Was hat dir Mommy sonst noch alles angetan?“, fuhr Storm fort. Er antwortete nicht, aber die Furchen in seinem Gesicht wurden tiefer. Seine Augen verengten sich, und sein Atem ging rascher. „ Komm, hab Mommy ein bisschen lieb. Hat sie das nicht zu dir gesagt, seit du ein kleiner Junge warst?“
Wütend macht er einen Schritt auf Storm zu. „Meine Mutter liebt mich, genauso wie ich sie liebe. Aber was weißt du schon? Du hast nur eine Adoptivmutter, und mit der kommst du nicht einmal sonderlich gut klar.“
Seine Worte versetzten ihr einen Stich im Herzen. „Mag sein, aber wenigstens hat sie mich nicht missbraucht“, sagte sie, um die Wahrheit aus ihm herauszukitzeln.
Nun packte er Moon mit beiden Händen, und sie befürchtete schon, er würde die Katze würgen, doch er hielt sie nur fest. Die Wut verschwand aus seiner Miene, nur kurz, und Unsicherheit zeigte sich flüchtig. Für Sekunden war er wieder der Junge, der unter die Bettdecke zu seiner nackten Mutter stieg. „Sie hat mir nur ihre Liebe gezeigt.“
„Indem sie dich genötigt hat, den Platz deines Vaters einzunehmen? Zumindest im Bett, denn die Leitung der Firma hat sie dir nicht freiwillig übertragen“, stichelte sie weiter.
Darragh wirkte entrückt, als würde er sich an die Wahrheit erinnern, doch er kehrte viel zu schnell in die Realität zurück, so dass Storm ihm Moon nicht entreißen konnte. Er knirschte mit den Zähnen und wich ihrem Blick aus. „Mommys Liebe ging zu weit, seit Dad uns im Stich gelassen hatte, aber dafür hat sie bezahlt.“
„Mit Hilfe von Thallium.“
„Ich habe sie tausend Tode sterben lassen“, sagte er verbittert, aber auch ein wenig kraftlos. „Immer und immer wieder habe ich sie getötet, aber sie verschwand nicht. Doch heute Nacht“, und er atmete schwer, „werde ich mich auf ewig von ihrem Fluch befreien.“
Als er aufsah und Storm anschaute, sah sie zum ersten Mal den Wahnsinn in seinem Blick. Jetzt sah sie, dass sie recht gehabt hatten mit ihren Vermutungen. Wie ein verletztes Tier, das unerträglich lange durch den Wald gehetzt worden und dem nun klargeworden war, dass es erst Ruhe finden würde, wenn es den Jäger umbrachte. Storm verstand, dass er nicht von Philomena sprach, nicht direkt zumindest. Er liebte seine Mutter zu sehr, um sie zu töten. Vermutlich hatte er es mit Thallium versucht, aber nicht gewagt, ihr eine höhere Dosis zu verabreichen, sondern gedacht, dass ein schleichender Tod nicht wirklich seine Schuld wäre. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er sich eingeredet hatte, sie würde an einer Krankheit leiden, die die Ärzte nicht erkannten, und ihr Medizin verabreichen.
Nein, Darragh sprach davon, Storm umzubringen, die seiner Mutter in jungen Jahren ähnelte, damals, als er ein Junge gewesen war und sein Leidensweg begonnen hatte. Anders als bei seinen anderen Opfern, durch die er versucht hatte, den Typ Frau auszulöschen, den seine Mutter zurzeit verkörperte, hatte er diesmal vor, das Übel an der Wurzel zu packen.
Unerwartet trat Darragh Storm in den Magen und warf Moon im hohen Bogen in den Topf mit heißem Wasser. Das Kätzchen gab grauenvolle Laute von sich. Es paddelte wild in dem immer heißer werdenden Wasser und schaffte es nicht, sich am Rand festzuhalten, geschweige denn, sich aus eigener Kraft herauszuziehen.
Storm biss die Zähne zusammen und richtete sich auf, obwohl ihr alles wehtat. Darragh stürzte sich auf sie, aber sie ignorierte ihn und wandte sich zum riesigen Kochtopf um. Dank seiner Stirnlampe konnte sie Moon bestens sehen. Verzweifelt
Weitere Kostenlose Bücher