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Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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passiert?“
    „Kann sein, dass ich den Wachsmörder geschnappt habe.“ Sie zuckte mit den Achseln, als könnte Malcolm sie durchs Handy hindurch sehen. Dann nahm sie einen tiefen Zug aus ihrer Lucky Strike und sagte, während sie gleichzeitig den Rauch aus ihren Lungen blies: „Und bring die Spurensicherung mit.“

3.
    Storm fühlte sich am folgenden Tag wie gerädert. Sie kam aus dem Büro des Commissioners gekrochen, als hätte sie ein Truck überfahren. Ein dumpfer Schmerz kroch ihren Nacken hoch. Sie massierte ihre Schläfen.
    „Brauchst du ein Aspirin?“
    Malcolm tat so, als würde er zufällig denselben Korridor benutzen, aber sie ahnte, dass er in der Nähe gelauert hatte, um in Lombards Büro zu stürzen, sollte dieser laut werden, während er sie in die Mangel nahm. Malcolm war beinahe so etwas wie ihr Ziehvater geworden, seit er hier im PD angefangen hatte. Sie verbrachte mehr Zeit mit ihm als mit ihrem richtigen Dad. Und mochte ihn auch besser leiden.
    Erste graue Haare sprossen zwischen seinen schwarzen kurzen Locken. Er war ein schöner Mann. Der Afroamerikaner hatte das ebenmäßigste Gebiss, das sie jemals gesehen hatte. Mit seinen siebenundfünfzig Jahren besaß er jede Menge Erfahrung, hatte in Detroit Dienst geschoben und war erst vor drei Jahren nach Fort Twistdale gekommen, weil er den Großstadtsumpf, wie er selbst sagte, satthatte und es endlich ruhiger angehen wollte.
    Das war wohl eine Fehlentscheidung gewesen. Denn nun hatte er es mit einem Psychopathen zu tun. Und mit einer Kollegin, der es im entscheidenden Moment an Coolness gefehlt hatte.
    „Ich probiere es erst einmal mit einem starken Kaffee.“ Storm raufte sich die Haare und betrat ihr gemeinsames Büro.
    Es gab zwar eine Kaffeemaschine im Aufenthaltsraum, aber die spuckte eine Brühe aus, die man kaum trinken konnte. Deshalb hatten sie und Malcolm zusammengelegt und sich eine eigene Maschine für ihr Büro gekauft, die die Bohnen frisch mahlte, wenn man eine Kanne Kaffee aufgoss.
    Die Glaskanne war bis oben voll. Es duftete im Büro köstlich nach Kaffee. Malcolm war ein Schatz. Sie goss sich einen Becher ein und nippte daran, obwohl der Kaffee noch viel zu heiß war. Es war vermutlich Einbildung, aber ihr Kopf war gleich ein wenig klarer. „Ich fühle mich schrecklich.“
    Malcolm hängte seine Jacke über die Stuhllehne. „Ist das ein Wunder? Der Anruf, die Kameras, der Vertreter, die Nacht in der Zelle, weil die Spurensicherung dein Haus auf den Kopf gestellt hat, und dann auch noch Lobster.“
    „Das meinte ich nicht“, wiegelte sie ab. „Ich habe es vermasselt. Ich hatte die Chance, ich habe mit dem Killer gesprochen, aber ich habe ihm rein gar nichts entlocken können. Ganz im Gegenteil: Ich habe mich auch noch provozieren lassen.“
    „Das stimmt nicht. Wir haben Grund zur Annahme, dass Megan Cropps noch lebt.“ Er setzte sich lässig auf seinen Schreibtisch. Der Tisch war erstaunlich aufgeräumt. Die Akten waren akkurat gestapelt. Alle Kugelschreiber befanden sich in der Stiftebox. Und seine Kaffeetasse stand wie üblich an ihrem Platz: auf dem Tassenwärmer, einer kleinen elektrischen Heizplatte, die seine Kollegen ihm letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatten.
    „Das wissen wir nicht mit Sicherheit“, wandte sie ein und blies in ihren Kaffee. „Außerdem hat das Telefonat gezeigt, dass er selbstsicherer ist, als wir angenommen hatten. Er ist sich seiner Tat bewusst und scheint nicht mit einem schlechten Gewissen zu kämpfen.“
    Sie trank einen Schluck und verbrannte sich die Zungenspitze. „Er befindet sich in einer Hochphase. Warum soll er sich auch Sorgen machen? Wir haben keinen Hinweis auf seine Identität, und er ist sogar in der Lage, eine Polizistin nach allen Regeln der Kunst vorzuführen.“
    „Damit hat niemand gerechnet. Jeder von uns wäre genauso perplex gewesen, wenn er plötzlich so einen Anruf bekommen hätte. Du hattest Feierabend.“
    „Ein Cop hat nie Feierabend“, murmelte sie.
    „Wenn du so denkst, kannst du dich in ein paar Jahren selbst in die Klapse einweisen.“
    „Aber er hat mich angerufen. Ich stehe nun dumm da.“ Storm seufzte und schlenderte zum Fenster, um frische Luft ins Büro zu lassen. Das Frühjahr zeigte sich in diesem Jahr nicht unbedingt von seiner lieblichen Seite, aber an diesem Morgen machte der Regen eine Pause.
    Kaum hatte sie das Fenster geöffnet, bereute sie es auch schon. Unzählige Blitzlichter blendeten sie. Kameras klickten. Eine Menge Menschen

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