Opfere dich
ermittelt, zu foltern und zu töten? Danach kommt nichts mehr. Keine Steigerung. Ich weiß, dass es keine Erlösung für mich gibt. Daher habe ich entschieden, dass du es sein wirst, die mich von meinem Schicksal, meiner Lust erlöst. Du wirst das ultimative Opfer sein, und danach ist mein Schaffen vollendet.“
Er hörte sich so an, als würde er an das glauben, was er sagte. Obwohl Storm wusste, dass sie ihn nicht provozieren durfte, rutschte ihr heraus: „Werden Sie mich erst vergewaltigen und dann umbringen oder sich an meinem Leichnam vergehen?“
„Oh, Storm. Du weißt doch, dass es nur Spaß macht, wenn das Opfer alles miterlebt“, rügte er sie amüsiert. „Leid erregt mich, nicht Nekrophilie.“
Das Police Department war sich bisher nicht sicher gewesen. Alle Leichen hatten Abdrücke von Fesselungen an Armen und Beinen gehabt. Es gab Spuren, die auf Geschlechtsverkehr hindeuteten, die jedoch nicht hundertprozentig auf eine Gewalttat schließen ließen. Storm hatte sich über diese Ergebnisse gewundert und fragte weiter: „Wieso benutzen Sie Gleitgel? Weshalb nehmen Sie die Frauen nicht einfach so?“ Sie fürchtete sich vor der Antwort, aber es war ihre Pflicht, so viele Fakten wie möglich zu sammeln, die für die Aufklärung des Falles wichtig sein konnten. Gedankenversunken strich sie über ihren Unterarm. Sie hatte eine Gänsehaut, obwohl es heiß im Haus war. Zu heiß, wie sie mit einem Mal fand.
„Weil sie furztrocken sind.“ Er lachte schallend. „Ich will doch nicht, dass mein Schwanz verletzt wird. Masochistisch bin ich nicht. Außerdem vögele ich sie langsam. Ich nehme mir Zeit mit meinen Frauen, beim Foltern wie beim Ficken. Ich liebe es, sie zu rasieren und gut zu ölen, mich dann auf sie zu legen und tief in sie einzudringen, während ich mich an ihrem angewiderten Mienenspiel errege. Es gibt keinen Grund zur Eile. Ich bestimme, wie lange es dauert und wann ihre Qual zu Ende ist.“
Er geriet ins Schwärmen, Storm musste ihn stoppen, bevor es ihr den Magen umdrehte. Sie dachte an Megan Cropps, die vielleicht sogar nackt, gefesselt und geknebelt mit ihm im selben Raum lag und sich nicht bemerkbar machen konnte. Wie schlimm es sein musste, zu hören, was Schreckliches auf einen zukam, wollte Storm sich in diesen Moment gar nicht vorstellen, denn sie selbst war nun ein Teil seiner Fantasien geworden. Das war nicht gut. Gar nicht gut.
„Ich möchte mit Megan sprechen“, bat sie und ging zur Heizung, um sie abzudrehen. Sie schwitzte vor Anspannung. Die Hitze lähmte ihre Gedanken. Sie nahm wieder Platz, holte ihr Feuerzeug aus der Zigarettenpackung und drehte es in der Hand. „Wie geht es ihr?“
Er ging nicht auf ihre Frage ein. „Sie ist Opfer Nummer vier. Vier ermordete Frauen in anderthalb Jahren. Es wird weitere geben. Viele mehr, denn ich gestehe, ich bin süchtig nach ihnen. Willst du das zulassen? Du hast ihr Schicksal in deiner Hand.“
„Das ist nicht wahr“, brach es aus Storm heraus, und sie war froh, dass keiner der anderen Ermittler anwesend war, denn dieses Gespräch lief keineswegs nach Lehrplan. Sie ließ sich von ihm aus der Reserve locken, weil er vorgab, ihr die Kontrolle über Leben und Tod zu überlassen, obwohl sie genau wusste, dass das nicht den Tatsachen entsprach.
„Du brauchst mir nur ein Zeichen zu geben. Ein einziger Tod gegen viele Tode – ein für die Polizei günstiger Tausch, wie ich finde.“
„Und ich – habe Pech gehabt?“ Sie sprang auf und schob ihren Stuhl geräuschvoll zurück, so dass er über die Bodenfliesen schabte. Sein Vorschlag war unglaublich! Er musste total durchgeknallt sein, wenn er glaubte, sie würde auch nur eine Sekunde darüber nachdenken, darauf einzugehen.
„Du wirst nur zweiunddreißig Jahre alt werden, aber in die Geschichte Amerikas eingehen. Und du wirst mich, einen Serienkiller, überführen. Ist das etwa nichts?“
Storm hörte ein Geräusch in der Leitung, das sie nicht zuordnen konnte.
„Ich muss jetzt gehen“, sagte er. „Wie du weißt, habe ich Besuch, und es ist unhöflich, jemanden warten zu lassen. Denk über meinen Vorschlag nach. Der ultimative Deal. Alles, was du opfern musst, um mich zu stoppen und berühmt zu werden, ist dein Leben. Mehr nicht.“
2.
Die Leitung war tot. Er hatte aufgelegt.
„Mehr nicht?“, echote Storm. Nun schrie sie ihre ganze Frustration in den Hörer hinein. „Das ist alles, was du verlangst? Nur mein jämmerliches Leben, du krankes Arschloch?“
Mit voller
Weitere Kostenlose Bücher