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Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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Wucht warf sie das Telefon gegen die Wand. Es zerbrach krachend. Die Einzelteile fielen scheppernd auf den gefliesten Küchenboden. „Na, toll, jetzt habe ich auch noch mein Telefon kaputt gemacht.“
    Sie freute sich schon darauf, mit Lobster zu reden. Eigentlich hieß der Commissioner Lombard, wurde aber von allen so genannt, da sein Gesicht permanent hochrot war. Der Grund dafür war eine Allergie, die er aber nicht behandeln ließ, weil er nach eigenen Angaben „keine Zeit hätte“, zum Arzt zu gehen. Weil er wie ein Hummer aussah, hatte irgendwer ihm den Spitznamen „Lobster“ verpasst, und den wurde er nun nicht mehr los. Er würde Storm in der Luft zerreißen, weil sie erstens keinen Weg gefunden hatte, das PD während des Telefonats zu benachrichtigen, und weil sie zweitens dem Serienmörder keine entscheidenden Informationen hatte entlocken können. Aber sie hatte eben immer nur in Fort Twistdale, einer Kleinstadt zwischen Mount Pleasant und Grand Rapids, Dienst geschoben und keine spezielle Ausbildung in wie-telefoniere-ich-clever-mit-einem-Killer oder Sonstiges absolviert, weil die Polizeidienststelle in Lower Peninsula ständig unterbesetzt war.
    Mir fehlt die Erfahrung mit Serienkillern, gab sie zerknirscht zu.
    Es klingelte an der Haustür. Storm zuckte zusammen, als wäre eine Bombe neben ihr eingeschlagen.
    Alle ihre Sinne waren alarmiert. Sie huschte hinaus in den Flur, zog leise die Springfield aus dem Holster und die Handschellen aus ihrem Parka und lief auf Zehenspitzen zur Tür. Adrenalin rauschte durch ihre Venen. Natürlich würde der Wachsmörder nicht höflich klingeln, um dann über sie herzufallen. Aber er war ein Spieler. Er würde sich ihr vermutlich irgendwann vorstellen, wenn auch in Verkleidung, um ihr zu zeigen, wie nah er ihr ungehindert kommen konnte. Macht. Das war alles, worum es ihm ging.
    Storm wagte einen Blick durch den Türspion. Vor dem Eingang verlagerte ein Mann sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Dann klingelte er ein zweites Mal, diesmal energischer. So leicht ließ er sich offensichtlich nicht abweisen. Storm schätzte ihn auf Anfang dreißig. Seine dunklen, zurückgegelten Haare und der blaue Anzug unter dem Trenchcoat wirkten wie eine Verkleidung. Das elegante Businessoutfit passte einfach überhaupt nicht zu seinem Dreitagebart.
    Jemand, der einen Anzug trägt, rasiert sich auch, fand Storm.
    Er strich über seine Bartstoppeln und schaute über seine Schulter hinweg nach rechts und links. Machte das Warten ihn nervös? Weshalb verschwand er dann nicht wieder?
    Storm taxierte ihn, soweit das durch den Spion möglich war. Konnte er der Wachsmörder sein? Hatte er in der Nähe des Hauses gestanden und mit ihr telefoniert, während ihn eine diabolische Vorfreude ergriff, weil er sie nur Sekunden später treffen würde?
    Er klopfte, und sie sah, dass er sein Ohr an die Haustür legte. „Hallo? Ich weiß, dass Sie zu Hause sind. Ihr Wagen steht in der Auffahrt. Ich werde nicht eher weggehen, bis Sie mein unschlagbares Angebot gesehen haben: Meine Gebäudeversicherung, die Tornadoschäden zu hundert Prozent abdeckt. Einhundert Prozent, haben Sie mich gehört? Für nur fünfzig Dollar mehr im Monat. Das Angebot ist nur vorübergehend, eine Aktion.“
    Egal, ob er der Killer war oder nicht, sie durfte ihn nicht gehen lassen, ohne ihn auf Herz und Nieren zu prüfen. Der Vertreter war einfach zu penetrant. Und log zudem, denn solche Konditionen wären für eine Versicherung der sichere Ruin. Aber wäre der Wachsmörder wirklich so dumm zu glauben, sie würde ihm die Vertreter-Masche abnehmen? Den Mann, mit dem sie eben telefoniert hatte, hätte sie intelligenter eingeschätzt.
    Impulsiv riss sie die Tür auf. Sie richtete ihre Waffe auf den Fremden. „Lassen Sie Ihren Aktenkoffer fallen, legen Sie sich mit dem Bauch auf den Boden und nehmen Sie die Hände über den Kopf.“
    Bevor sie die letzten Worte ausgesprochen hatte, schleuderte er ihr seinen Koffer entgegen. Er drehte sich um und nahm seine Beine in die Hand.
    Storm, die eben noch gedacht hatte, sie würde überreagieren, war nun nicht mehr überzeugt davon. Sie wehrte den Koffer ab. Er krachte zu Boden, genau auf ihren Fuß. Da sie barfuß war, schrie sie vor Schmerz auf. War ihr Zeh gebrochen? Sie sah zu dem flüchtenden Mann hin und kam zu dem Schluss, dass es in diesem Moment keine Rolle spielte. Fest entschlossen, ihn keinesfalls entkommen zu lassen, biss sie die Zähne zusammen. Sie machte einen

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