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Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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Überwurfs, den sie über ihrem Kleid trug. Als sie mit Jack aus dem Ballsaal geflüchtet war, hatte sie närrischerweise geglaubt, ihre Freiheit zu gewinnen.
    Ohne Geld, das wurde ihr nun bewusst, gab es keine Freiheit.
    „Ich werde Ihre Gastfreundschaft nicht allzu lange in Anspruch nehmen“, beteuerte sie, als sie erkannte, dass Jack nicht eben begeistert von der Vorstellung war, sie bei sich aufzunehmen. „Ich werde versuchen, mir so rasch wie möglich eine andere Bleibe zu suchen. “
    Jack schwieg. Die Wahrheit war, dass er keine Ahnung hatte, was aus ihr werden sollte. Amelia befand sich mit einem Mal in einer höchst misslichen Lage. Sie hatte keinerlei Heiratsaussichten mehr, und Jack konnte sich nicht vorstellen, dass sie je in der Lage sein würde, eine Arbeit zu finden, um für sich selbst zu sorgen, da sie in ihrem wohl behüteten Dasein keinerlei Fähigkeiten erworben hatte, mit denen sich Geld verdienen ließ. Spätestens morgen würde man in ganz England und Schottland nach ihr suchen, um die für ihre Ergreifung ausgesetzte Belohnung einzukassieren. Amelia Belfords Leben war völlig auf den Kopf gestellt worden, und er hatte seinen Teil dazu beigetragen.
    Was um alles in der Welt sollte sie nun tun?
    „Sie können so lange in meinem Haus wohnen, wie Sie möchten“, erklärte er. „Es ist klein und schlicht, doch recht behaglich. “
    „Vielen Dank. “
    Er rieb sich über die Schläfen, um den pochenden Schmerz in seinem Schädel zu lindern. „Ihr Vater wird gewiss dafür sorgen, dass die Polizei jede Straße überwacht und jeden Zug durchsucht, der London verlässt“, meinte er grimmig. „Also ist der einzig sichere Weg, um Sie aus der Stadt zu bringen, Sie an Bord eines meiner Schiffe zu setzen. “
    Amelia guckte ihn verwundert an. „Heißt das, Sie besitzen  eine Flotte? “
    „Der Junge hat seine eigene Schifffahrtsgesellschaft! “ Olivers runzliges Gesicht strahlte vor Stolz. „Sie haben gewiss von der, North Star Shipping Company' gehört, nicht wahr? “ Amelia schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, nein. “
    „Wirklich nicht? “ Der alte Mann wirkte enttäuscht. „Na ja, das wird sich bald ändern. Unser Jack hier liebt das Meer, seit er ein junges Bürschchen war, und macht sich gerade einen ziemlichen Namen in der britischen Schifffahrtsbranche. “
    „Tatsächlich? “ Amelia blickte Jack mit aufrichtiger Bewunderung an. „Das haben Sie nie erwähnt. “
    Jack zuckte die Schultern. Olivers Übertreibungen behagten ihm nicht. Er besaß gerade einmal fünf Schiffe, von denen eins im Augenblick kostspieligen Reparaturen unterzogen wurde und daher nicht seetüchtig war, und ein anderes als Segelschiff wenig nachgefragt wurde. „Sie haben mich nie gefragt, was ich beruflich treibe. “
    „Als ich von Lord Whitcliffe wissen wollte, wie seine Familie zu ihrem Vermögen gekommen ist, war er entsetzt“, erklärte Amelia. „Er machte mir deutlich, dass sich eine Dame in England nicht nach geschäftlichen Dingen erkundigt. Das gelte als unschicklich. In Amerika ist das natürlich anders. Dort lieben es die Männer, mit jedem, der es hören will, über ihre Geschäfte und Geldanlagen zu sprechen. Mein Vater erfreut die Leute gern mit der Geschichte, wie er als verarmter Farmerssohn in die große Stadt gezogen ist und dort seine eigene Eisenbahngesellschaft gegründet hat, die heute zu den größten des Landes gehört. “ Ein zärtliches Lächeln umspielte ihre Lippen. „Er hat krumme Zehen, weil er seine Füße stets in die ausgetretenen Schuhe seines älteren Bruders zwängen musste. Bei neun Kindern, die ernährt und gekleidet werden mussten, kamen neue Schuhe nicht infrage. Wenn er zu viel getrunken hat, zieht Papa die Schuhe aus, um seine krummen Zehen zu zeigen, sehr zum Entsetzen der Leute. Meine Mutter eilt dann immer zu ihm, um ihn zurückzuhalten. Sie hasst es, wenn er diese Geschichte zum Besten gibt. Mutter tut gern so, als stammten mein Vater und sie aus sehr vermögenden Familien, doch das ist nicht wahr. Sie war die Tochter eines bescheidenen Gemüsehändlers, doch sie würde lieber sterben, als es zuzugeben. “
    „Armut ist keine Schande“, stellte Oliver fest. „Reichtum dagegen viel öfter. “
    „Ich dachte, in Amerika sei alles anders“, sagte Jack. „Dass die Menschen einen dort nicht nach der Herkunft beurteilten, sondern danach, was man aus seinem Leben gemacht hat. “
    „Es ist auch anders dort“, versicherte Amelia. „Doch selbst in

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