Ophran 3 Die entflohene Braut
etwas nicht in deinem Haus versuchen, Jack, das verspreche ich dir. “
„Ich meine es ernst, Amelia. “ Er begann erneut, auf und ab zu gehen, überzeugt davon, dass ihr die ungeheure Tragweite ihrer Entscheidung nicht bewusst war. „In meiner Branche sind Geschäftsreisen unumgänglich. Ich würde zwar nicht mehr so häufig wie bisher unterwegs sein und versuchen, mich auf Reisen zu beschränken, die nicht länger als ein oder zwei Wochen dauern, doch es würde Zeiten geben, wo ich nicht bei dir sein könnte. “
„Ich bin sicher, dass ich mich in Gesellschaft von Alex, Oliver, Eunice, Doreen und dem Rest deiner Familie nicht einsam fühlen werde, wenn es das ist, was dir Sorgen bereitet. Außerdem habe ich noch meine Arbeit im Hotel, um mich zu beschäftigen. “
„Du hättest es nicht mehr nötig, im Hotel zu arbeiten. Ich bin vielleicht nicht reich, doch ich besitze genug, um für dich sorgen zu können. “
„Aber ich möchte arbeiten! “ entgegnete Amelia ernst. „Meine Arbeit macht mir Freude, Jack. Sie gibt mir ein Gefühl der Vollwertigkeit und Eigenständigkeit. Ich weiß natürlich, dass Mr. Sweeney und alle anderen schockiert sein werden, wenn sie erfahren, dass ich in Wahrheit Amelia Belford bin, doch sobald sie den ersten Schreck überwunden haben, werde ich gewiss bald Weiterarbeiten können wie bisher. Ich habe so viele wunderbare Einfälle, um die nächsten Empfänge im, Royal Hotel' zu wirklich aufregenden Ereignissen zu machen... "
„Du brauchst das nicht zu tun, Amelia. “ Er musste ihr die Gelegenheit geben, ihn zu verlassen, bevor sie eine Entscheidung traf, die sie zweifellos bereuen würde. „Du brauchst nicht alles aufzugeben, was du je gekannt hast, um mit mir in einem schäbigen kleinen Haus zu leben, umgeben von alternden Dieben, einer Familie, die von der Gesellschaft nur widerwillig akzeptiert wird, und einem Ehemann, den man unverhohlen verachtet. Du brauchst dich und deine Kinder nicht zu einem Leben ständiger Erniedrigung und ewigen Ausgeschlossenseins zu verurteilen... “
Du hast Recht, das brauche ich nicht. “ Sie erhob sich vom Sofa, griff nach Jacks Hand und zwang ihn, ihr in die Augen zu schauen. „Ich habe die Wahl, Jack. Und ich entscheide mich aus tiefstem Herzen für ein Leben an deiner Seite. Es spielt keine Rolle, wie viel Geld wir besitzen. Natürlich möchte ich, dass die, North Star Shipping' erfolgreich ist, doch nur, weil ich weiß, wie sehr dir daran liegt. Ich brauche keine riesige Villa oder Hunderte von Kleidern, das wirst du mittlerweile gewiss erkannt haben. Und was die Leute über uns denken, ist mir ehrlich gesagt völlig gleichgültig. Du vergisst, dass die englische Gesellschaft bereits auf mich herabgesehen hat, als ich dich noch gar nicht kannte. Sie verachteten mich dafür, dass ich reich und aus Amerika war, bevor ich überhaupt den Fuß auf britischen Boden gesetzt hatte. Und unsere Kinder werden sich glücklich schätzen können, einen so starken, mutigen und fürsorglichen Vater wie dich zu haben. Das ist viel wichtiger als Reichtum, Adelstitel oder Herkunft. “ Sie blickte in die grauen Tiefen seiner Augen und versuchte, den Ausdruck der Sorge daraus zu vertreiben.
„Ich liebe dich, Jack“, sagte sie voller Inbrunst. „Und ich werde dich immer lieben. Du kannst es mir jetzt glauben oder es mich dir die nächsten fünfzig Jahre lang beweisen lassen. “ Dann fügte sie neckisch hinzu: „Ich bin allerdings wirklich der Ansicht, dass du mich heiraten solltest, wenn dir etwas daran liegt, das wenige zu retten, was von meinem guten Ruf noch übrig ist. “
Jack guckte sie verwundert an. Er konnte kaum glauben, dass etwas so Wunderbares tatsächlich zum Greifen nahe war. Ein Gefühl der Freude durchströmte ihn, zaghaft zunächst, wie Wasser, das unter der schmelzenden Eiskappe eines gefrorenen Weihers hervorsickert. Amelia liebte ihn. Und sie wollte ihr Leben mit ihm teilen.
So einfach war das, und so unglaublich.
„Heirate mich, Amelia. “ Er zog sie an sich und neigte den Kopf, bis sein Mund sacht ihre samtweichen Lippen berührte. Dann flüsterte er mit sehnsuchtsvoller Zärtlichkeit: „Bitte! “
Amelia schlang die Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn, hüllte ihn ein mit ihrer Kraft und ihrer Liebe.
„Ja“, erwiderte sie, und in diesem schlichten Wort lag all die tiefe Freude, die sie empfand. Sie küsste ihn leidenschaftlich und vertrieb damit die letzten Reste seiner Zweifel und seiner Furcht. Und
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