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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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braucht’s hierfür nicht – und kassiert dann die Million. Danach wird fifty-fifty geteilt, und Jürgen fängt irgendwo auf diesem Planeten ein neues Leben an. Ein falscher Paß, das war’s. Warum also dieser ganze Aufwand? Eventuell hatten die Sikoras bereits in Laos, als sie von ihm erfuhren, er sei Detektiv, mit dem Pläneschmieden begonnen. Was Herrn Schweitzer so ganz und gar nicht in den Kram paßte, war der Umstand, daß sie damit ein verdammt hohes Risiko fuhren. Beim besten Willen konnte er sich nicht vorstellen, daß eine Versicherung gezwungen war, die Prämie an jemanden auszuzahlen, der unter Mordverdacht stand, selbst wenn das Verfahren wegen Mangel an Beweisen eingestellt werden würde, so wie es momentan den Anschein hatte. Er überlegt, ob er jemanden kannte, der sich mit Versicherungen auskannte. Auf Anhieb fiel ihm sein Kumpel Ferdi, der Taxifahrer, ein. Hatte der nicht in seiner Jugend eine Versicherungslehre absolviert? Herr Schweitzer glaubte, dem war so. Obendrein spukte der Gedanke an den Crailsheim-Harald in ihm. Konnte dieser alternde Revoluzzer mehr wissen? Er konnte, wenn er an dem Abend in Laos nicht genauso volltrunken war wie er selbst. Und dann war da noch das Geheimnis um Herrn Schweitzers Videoaufnahmen. Hatte Sabine nicht alles dafür getan, daß er am Ball blieb, ihr ein Foto von Lola besorgte? Oder kam ihm das im nachhinein nur so vor? Woher sollten sie wissen, daß er sich just im Garten befand, als das Trio schauspielerisch groß auftrumpfte. Trio? Was war die Rolle Lolas? War sie in alles eingeweiht oder war ihre Anwesenheit purer Zufall? War Sabine ihm unauffällig gefolgt, als er Marias Bungalow verließ, um die Fotos zu schießen? Möglich. Er hatte nicht darauf geachtet. Das Geld aus dem Tresor. Drogenhandel oder doch so, wie Sabine ihn glauben machen wollte?
    Auch noch andere Aspekte wie ihre Flucht, vorgetäuscht oder echt, begleiteten Herrn Schweitzers Frühschoppen. Er dachte und dachte und dachte. Beim sechsten Apfelwein hielt er zwei Dinge für dringend geboten. Seinen Kumpel Ferdi wegen der Versicherungsprämie befragen und den Crailsheim-Harald ausfindig machen. Das dürfte nicht so schwierig sein, wie er eingangs gedacht hatte. Haralds giftgrüne Jogginghose und sein hellblaues Käppi mit dem roten Stern müßten in einer Kleinstadt wie Crailsheim, wo immer die genau liegen mochte, weithin bekannt sein.
    Eine fast schon vergessen geglaubte Mittagssonne erhellte seinen Heimweg. Herr Schweitzer wertete diese überraschende Wetterbesserung als ein Zeichen zum Guten hin. Noch bevor er sich zum Mittagsschlaf bettete, holte er seinen Atlas hervor. Crailsheim, aha, nicht weit weg von Schwäbisch Hall. Das dürfte zu schaffen sein. Gute Nacht. Ein weiterer Handkäs-Furz entfuhr ihm.
    Ein Glas Nackter Jörg drei Euro fünfzig. Das war auf der Schiefertafel vom Weinfaß, wo jede Woche aufs neue der Wein der Woche gepriesen wurde, zu lesen. Herrn Schweitzer war es sofort aufgefallen, als er die gut Stubb – frankforderisch für Salon – betrat. Er hatte gut und lange geschlafen und eine Verabredung mit Ferdi.
    „Ist der Nackte Jörg jetzt unter die Weinbauern gegangen?“ fragte er die alte Wirtin, noch vor der allgemeinen Begrüßung.
    „Hallo, Simon. Du siehst ja zum Gotterbarmen aus. Was haste denn getrieben?“
    „Hallöchen“, erwiderte er, der nicht fand, daß er zum Gotterbarmen aussehe. „Ich war heute beim Frühschoppen. Das haut rein. Gerade in unserem Alter.“
    Das Weinfaß hatte eben erst geöffnet, so war er der einzige Gast. „Magst du ein Gläschen vom Nackten Jörg?“
    „Wenn er nicht reingepinkelt hat: Ja.“
    „Hihihi, die Idee ist mir am Wochenende gekommen. Da hab ich den Nacktarsch die Mörfelder entlang radeln sehn.“
    Blitzschnell kombinierte der Detektiv. „Aha, ein Nacktarsch also. Und was für einer?“
    „Kröver Nacktarsch. Ich dacht, das paßt irgendwie.“
    „Ja, dann schenk mir mal ein Gläschen ein, bitte.“ Eigentlich hatte Herr Schweitzer nicht vor, nach seinem ausschweifenden Frühschoppen schon wieder Alkohol zu konsumieren. Aber andererseits machte dies den Kohl auch nicht fett, sagte er sich, obwohl der Kohl, allem voran der Helmut, ja schon sehr früh sehr fett war. Außerdem gehorchte er der Patina der Gewohnheit, nur selten trank er Selters im Weinfaß.
    Während Bertha die Flasche entkorkte, sagte sie: „Du, Simon, sag mal, die schwul Frau Rauscher, was mir da zu Ohren gekomme is, die ham da mit riesige Menge von

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