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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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ihre Haare. Sein warmer Atem kitzelte sie im Nacken, und Rica lief ein Schauder über den Rücken. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch spielten inzwischen dermaßen verrückt, dass sie vermutlich gleich den großen Ausbruch in die Freiheit wagen würden.
    »Ich glaube, das ist eben so, wenn man verliebt ist « , flüsterte sie.
    Sie spürte, wie Robin ganz leicht zusammenzuckte. »Sagst du das noch mal ?« , bat er dann.
    Rica ließ ihn vorsichtig los und trat einen winzigen Schritt rückwärts, um ihn in die Augen sehen zu können. Ihr Herz raste wie verrückt, und sie hatte das irre Bedürfnis zu fliehen. »Ich bin in dich verliebt !« , sagte sie, bevor sie noch einmal über die Wörter stolpern konnte.
    Robin sah sie an. Eine ganze, unendliche Sekunde lang. Dann beugte er sich vor und zog Rica zurück in seine Arme. Dieses Mal verbarg sie nicht ihr Gesicht. Dieses Mal sah sie ihm in die Augen, bis sie ihre eigenen doch schließen musste, weil sie es nicht mehr aushielt.
    Seine Lippen berührten ihre. Ganz sacht zuerst wie das sanfte Streicheln einer Feder über ihrer Haut. Rica drückte sich an ihn, reckte sich ihm entgegen, erwiderte den Kuss. Eine Welle aus Wärme und Freude durchflutete sie, sie fühlte sich beinah schwerelos, völlig losgelöst, frei. Es dauerte Stunden. Tage. Und es war viel zu schnell vorbei.
    Als Rica die Augen öffnete, sah sie direkt in Robins. Keiner von ihnen sagte etwas, sie sahen sich nur an. Nach einer halben Ewigkeit hob Robin die Hand und berührte ganz leicht Ricas Wange und ihre Lippen.
    »Und ich in dich « , flüsterte er.
    Wäre es nach Rica gegangen, hätte dieser Moment ewig andauern können. Aber ganz davon abgesehen, dass sie immer noch auf dem Mädchenklo herumstanden, hatten sie noch anderes zu tun. So löste sich Rica mit großem Bedauern aus Robins Armen, trat ein Stück zurück und atmete tief durch.
    »Wir finden schon noch irgendwann Zeit « , flüsterte sie. »Versprochen .«
    Robin versuchte, seine Enttäuschung mit einem Lächeln zu überspielen, ganz gelang ihm das allerdings nicht. »Du hast vermutlich recht « , meinte er trotzdem. »Lass uns gehen. Auch wenn ich wirklich, wirklich keine Lust habe, meinem kleinen Bruder ins Gesicht zu sagen, dass er Mist gebaut hat .«
    »Ach, deswegen also …« , begann Rica scherzhaft, doch ein gespielt strenger Blick von Robin brachte sie zum Schweigen.
    »Denk nicht mal dran, das zu denken « , sagte er. »Ich wollte ganz bestimmt nicht nur Zeit schinden .«
    Rica grinste. Ihre Verlegenheit war noch nicht ganz von ihr gewichen, und eine spöttische Antwort lag ihr auf der Zunge. Aber sie hielt sich zurück. »Komm !« , meinte sie stattdessen. »Bringen wir es hinter uns. Hat ja keinen Sinn, zu warten .«
    Vor der Tür stießen sie beinahe mit Saskia und Nathan zusammen. Nathan zog schmunzelnd die Augenbrauen hoch, und auch Saskia musste ein Grinsen unterdrücken, auch wenn sie gleichzeitig ziemlich traurig aussah. Auf einmal tat sie Rica richtig leid. Sie hätte ihr das gern irgendwie gesagt, aber alles, was ihr einfiel, hätte irgendwie herablassend und fies geklungen. Also schwieg sie lieber und legte Saskia nur kurz eine Hand auf den Arm. Saskia sagte ebenfalls nichts, doch Rica hatte das Gefühl, dass sie die Geste verstanden hatte.
    »Haben wir einen Plan ?« , wandte sich Rica an Nathan.
    »Wir gehen rein, springen auf den Tisch und verkünden, was wir wissen « , meinte er. »Nein, im Ernst, nicht so richtig. Wir sehen mal, was sich ergibt. Aber besser, wir machen das jetzt, bevor dieser kleine Spinner sich noch etwas Neues ausdenkt .«
    »Okay « , meinte Rica. »Ziehen wir es durch .«
    Es war nur ein sehr kurzer Weg den Gang entlang zum Aufenthaltsraum, doch Rica kam er endlos vor. Je näher sie der Tür kamen, desto wackeliger fühlten sich ihre Knie an. Irgendwas stimmt nicht. Der Gedanke setzte sich in ihrem Kopf fest und ließ sich nicht mehr abschütteln. Irgendwas ist hier ganz und gar nicht in Ordnung.
    Das Gefühl wurde immer stärker. Rica hielt sogar einmal kurz inne und lauschte. Aus dem Aufenthaltsraum drangen erregte Stimmen, mehrere Leute redeten durcheinander, und ein paar von ihnen schienen wütend zu sein. All das erschien ihr nicht ungewöhnlich, schließlich waren sie alle den ganzen Tag über schon gereizt gewesen. Aber etwas in den Stimmen schien auch anders zu sein. Aggressiver. Ängstlicher. Und es waren nicht nur die Stimmen. Es fühlte sich so an, als kröche die Angst unter der Tür

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