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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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Kaffee besorgen? Oder einen Tee oder so etwas?«, fragte sie Robin.
    »Okay«, meinte er sofort, offensichtlich froh, etwas tun zu können. Im nächsten Moment war er hinter der Tür zur Küche verschwunden, und Rica war allein mit den flackernden Flammen und dem ewigen Schnee vor dem Fenster.
    Und mit Simon.
    Er war ihr zuvor gar nicht aufgefallen. Das schien überhaupt eines seiner hervorstechendsten Merkmale zu sein: unauffällig sein. Er kauerte auf einem Hocker ganz nah bei den Flammen im Kamin und hatte ein aufgeschlagenes Buch neben sich auf dem Boden liegen. Offensichtlich hatte er gerade noch gelesen. Jetzt saß er nur da und sah Rica von unten herauf an. Das Feuer reflektierte in seinen Augen und verwandelte sie in die eines kleinen Dämons. Er saß völlig still, und sein Gesichtsausdruck war so unbewegt, dass Rica keinerlei Gefühle darin lesen konnte. Zum ersten Mal seit sie hier angekommen war, konnte Rica verstehen, warum seine Klassenkameraden ihn ein bisschen unheimlich fanden.
    Sie suchte nach etwas, das sie sagen konnte, aber unter seinem starren Blick und aufgrund seines anhaltenden Schweigens wollte ihr überhaupt nichts einfallen. Also saß sie nur da und starrte zurück, in der Annahme, dass er irgendwann seinen Blick abwenden würde. Wie kindisch. Wie in einem dieser alten Spiele: Wer als erstes lacht, hat verloren, oder so etwas. Simon wandte seinen Blick nicht ab. Er schien nicht einmal zu blinzeln.
    Robin tauchte so plötzlich neben Rica auf, dass sie zusammenzuckte. Er stellte zwei dampfende Becher mit Kaffee auf den Tisch und sah sie fragend an. »Was bist du so schreckhaft?« Er schaute sich um, und sein Blick fiel auf das Fenster hinter ihr. »Immer noch der Kerl von vorhin?«, flüsterte er.
    Rica sah zu Simon, doch der hatte sich von ihr ab- und seinem Buch zugewandt. Es kam ihr lächerlich vor, Robin zu sagen, dass sie sich vor einem kleinen Jungen fürchtete, also zuckte sie nur mit den Schultern.
    »Ich glaube, die ganze Sache hat mich ein bisschen nervös gemacht«, meinte sie. »Ich denke, ich muss einfach ins Bett und mich ein bisschen ausschlafen, okay?«
    Robin sah ein wenig enttäuscht aus, doch er nickte verständnisvoll. »Wenn es dir hilft«, sagte er. »Nimm wenigstens deinen Kaffee mit.« Er drückte ihr den Becher in die Hand, als sie gerade aufstand, und sie lächelte ihn dankbar an. Am liebsten hätte sie ihm einen Kuss gegeben, nur auf die Wange oder so, aber da fing sie wieder einen dieser unheimlichen Blicke von Simon auf und ließ es lieber sein.
    »Was war denn los?« Eliza saß mit überkreuzten Beinen auf dem Bett und las in einem Buch, als Rica hereinkam. Ein Blick in Ricas Gesicht reichte ihr, um zu erkennen, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie legte ihren Thriller beiseite. In knappen Sätzen berichtete Rica von ihren Erlebnissen draußen im Schnee. Eliza hörte aufmerksam zu und überlegte dann lange.
    »Ich glaube nicht, dass der Kerl euch etwas tun wollte«, meinte sie schließlich. »Auch wenn ich zugeben muss, dass die Geschichte mit dem toten Hund mehr als seltsam ist. Aber ein echter Serienkiller lässt sich doch nicht von drei Jugendlichen abschrecken.«
    Rica verzog das Gesicht. Eliza hatte leicht reden, schließlich war sie nicht mit dem Wahnsinnigen im Schnee draußen gewesen. Aber dann geriet sie doch kurz ins Grübeln. Vielleicht hatte Eliza sogar recht. Keiner von ihnen war bewaffnet gewesen, Nathan und sie hatten sogar ziemlich hilflos in der Schneewehe festgesessen, eigentlich hätte der Mann ein leichtes Spiel mit ihnen haben können.
    »Vielleicht wollte er nicht riskieren, dass wir irgendwem Bescheid gegeben haben, wo wir sind«, meinte sie zögernd. »Wir waren immerhin noch ziemlich nah an unserer Unterkunft. Da hätte er sich selbst in Schwierigkeiten gebracht.«
    Eliza zuckte mit den Schultern. »Wenn das so ist, dann dürften wir hier ohnehin ziemlich sicher sein. Ich meine, es wird doch sofort auffallen, wenn jemand fehlt. Und falls er wirklich da draußen durch den Tiefschnee stapft, ist er auch nicht wirklich unauffällig oder schnell von der Bildfläche verschwunden.« Sie lächelte. »Ich glaube, diese ganze Psychopathengeschichte ist ein Ammenmärchen, und der Kerl hat vermutlich seinen Hund wegen irgendwas anderem umgebracht. Vielleicht hatte er Tollwut oder so, und er wollte euch das nur nicht sagen. Oder er wollte euch einen Schrecken einjagen.«
    Rica kniff die Augen zusammen und überlegte, ob sie darauf etwas erwidern

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