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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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außer grauem Schneetreiben nichts erkennen. Sie zuckte mit den Schultern. »Okay.«
    Es dauerte, die ganze Gruppe in Bewegung zu setzen. Aber als sich erst die Umrisse der Hütte aus dem Dämmerlicht schälten, gab es plötzlich kein Halten mehr. Die Unstimmigkeiten schienen vergessen, als alle gleichzeitig in den Innenraum zu drängen versuchten.
    Drinnen empfing sie ein kleiner Schankraum mit stickiger Wärme. Hinter der Theke stand ein junger Mann, der ganz offensichtlich überrascht war, an einem Tag wie heute Gäste zu haben. Als er sah, wie viele Schüler sich in den Gastraum drängten, rief er ein Mädchen in Ricas Alter zu Hilfe und gemeinsam begannen sie, Bestellungen aufzunehmen.
    Rica quetschte sich neben Nathan auf eine lange Bank direkt an der Wand, umschloss ihre Tasse Kakao mit beiden Händen und schlürfte langsam und genüsslich die heiße Flüssigkeit. Sie fühlte sich schon besser, und anscheinend war sie nicht die Einzige, denn der Lärmpegel im Raum stieg merklich. Fröhliches Lachen und Plaudern war von überall her zu hören, die Feindschaft zwischen den Schülern schien vergessen.
    Nathan stieß ihr einen Ellenbogen in die Seite. Rica schreckte aus ihren Gedanken hoch und sah ihn verwundert an. Er deutete in den hinteren Teil des Schankraumes, wo gerade Herr Röhling und Herr Muhlmann durch eine Tür verschwanden.
    »Ich dachte, nur Mädchen gehen zusammen aufs Klo«, murmelte Rica und grinste.
    Doch Nathan schüttelte den Kopf und zog missbilligend die Augenbrauen hoch. »Die beiden führen etwas im Schilde«, meinte er. »Siehst du das nicht?«
    Rica zuckte mit den Schultern. »Du leidest wirklich unter Verfolgungswahn. Vielleicht wollen sie nur besprechen, wie sie uns am besten wieder auf die Piste bekommen.«
    »Und warum genau ist ihnen das so wichtig?«, gab Nathan zurück. »Ein Blinder würde sehen, dass heute kein guter Tag zum Skilaufen ist.«
    »Die Frage ist eher: Warum ist es dir so wichtig, das herauszufinden?« Rica nahm noch einen Schluck Kakao, und lehnte sich auf der Bank zurück. Sie wusste, was Nathan im Sinn hatte. Sie konnte es ihm an den Augen ablesen. Er wollte, dass sie die beiden Lehrer verfolgten und belauschten. Und Rica für ihren Teil hatte überhaupt keine Lust, den warmen, gemütlichen Schankraum zu verlassen.
    »Du hast sie vorhin nicht gehört«, meinte Nathan, »weil du einfach losgefahren bist. Aber die standen herum und haben die ganze Zeit miteinander geflüstert. Sie haben nicht mal gemerkt, dass du dich abgesetzt hast, bis ich es ihnen gesagt habe.«
    Rica seufzte und verdrehte die Augen. Sie nahm noch einen großen Schluck aus ihrer Tasse, bevor sie sie vor sich auf der Tischplatte abstellte. »Also gut.«
    Nathan strahlte und stand auf. Rica folgte ihm etwas langsamer. Als Nathan die Tür aufzog, über der überdeutlich »Toiletten« stand, pfiff jemand der anderen Schüler. Rica drehte sich nicht um, sondern schlüpfte hinter Nathan durch die offene Tür.
    Sie standen in einem kurzen Gang, von dem vier Türen abgingen. Zwei zu den Toiletten, eine, die mit »Küche« und eine die mit »Privat« beschriftet war. Nirgendwo waren die beiden Lehrer zu sehen.
    »Und was soll ich nun machen? Bestimmt sind die beiden auf dem Klo«, meinte Rica. »Ich kann doch nicht einfach auf das Männerklo spazieren.«
    »Warte, ich sehe eben nach!«, antwortete Nathan und zog die Tür auf. Er verschwand kurz dahinter und stand gleich darauf wieder neben Rica. »Niemand da«, stellte er fest.
    Rica musterte zweifelnd die Tür zur Frauentoilette. »Dort werden sie ja wohl kaum sein«, meinte sie. »Und in der Küche sind die Bedienungen.«
    »Also sind sie da rein«, ergänzte Nathan und zeigte auf die Tür mit der Aufschrift »Privat«.
    »Warum sollten sie?«
    »Weil sie sonst nirgendwo sind.« Nathan ging auf die Tür zu.
    »Du bist unmöglich«, meinte Rica, folgte ihm aber dennoch. Die Sache begann, interessant zu werden. »Sollen wir reingehen?«
    »Klar.« Nathan schob die Tür auf, hinter der eine steile Treppe zum Vorschein kam. Es roch ein wenig muffig und nach altem Holz. Leise Stimmen drangen aus dem Obergeschoss zu ihnen herunter. Nathan drehte sich kurz zu Rica um, deutete auf die alten, ausgetretenen Holzstufen und legte einen Finger vor seinen Mund. Rica nickte.
    Nathan trat ganz an den Rand der Treppe, dort, wo sich das Geländer befand, und setzte vorsichtig den ersten Fuß auf. Ein ganz leises Knarren war zu vernehmen. Eigentlich zu leise, als dass man

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