Optische Täuschungen
Unvollkommenheiten auf. Diese Unzulänglichkeiten im Verein mit Übermittlungsfehlern zwischen Auge und Gehirn, sowie falscher Interpretation durch das Gehirn, erklären, warum es optische Täuschungen gibt.
Im Auge gibt es den sogenannten blinden Fleck. Damit be-zeichnet man die Stelle, wo der Sehnerv an der Netzhaut austritt. Da die Netzhaut an diesem Punkt keine lichtempfind-lichen Zellen haben kann, fehlt hier jede Lichtempfindung. Der blinde Fleck hat etwa einen Durchmesser von 1,5-1,7 mm.
Versuch: Schließen Sie das rechte Auge und fixieren Sie den rechten Punkt mit dem linken Auge aus einer Entfernung von ca. 25 cm (Abb. 6). Der linke Punkt wird unsichtbar. Um die richtige Entfernung zu finden, nähern Sie das Büchlein aus größerem Abstand langsam dem Auge.
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Dann verschwindet der Punkt bei einer bestimmten Entfernung – und zwar dann, wenn das Bild gerade auf den Sehnerv fällt – und taucht bei weiterer Annäherung wieder auf.
Sinnestäuschungen
Was Sie auf Seite 16 sehen, ist die verblüffende Fraser'-
sche Spirale (Abb. 7). Schon in dieser Bezeichnung liegt eine Täuschung; denn es handelt sich gar nicht um eine Spirale, sondern um eine Anordnung kleiner werdender Kreise mit einem gemeinsamen Mittelpunkt. Mit einem Zir-kel können Sie das leicht nachprüfen. Die Spiralwirkung entsteht durch die dicken, schwarzen, spiralförmigen Linien.
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Wie ist so etwas möglich? Was geschieht bei einer solchen „optischen Täuschung"?
Sinnestäuschungen treten dann auf, wenn die Wahrneh-
mung nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Sogenannte normale – also nicht krankhafte – Sinnestäuschungen sind in der Struktur und Funktionsweise des
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betreffenden Sinnesorgans ebenso begründet wie in psycho-logischen Prozessen, durch die sinnliche Eindrücke erst zu Wahrnehmungen verknüpft werden. Sie sind deswegen re-gelmäßige und nicht auszuschaltende Begleiterscheinungen jeder sinnlichen Wahrnehmung.
Bei der Mehrzahl der optischen Täuschungen handelt es sich eigentlich gar nicht um echte Sinnestäuschungen, sondern um Täuschungen, die durch die gewohnheitsmäßig
gewordene Deutung eines Objektes entstehen – eine Deutung, die jedoch für den betreffenden Fall nicht zutrifft, also falsch ist. Dabei ist der Eindruck des Gesichtssinnes, d. h. die optische Aufnahme, durchaus richtig, die Täuschung entsteht erst im Gehirn.
Vom fehlerhaften Auge war schon die Rede. So kommen
beispielsweise geometrische Bildfehler, die aus (objektiven) Punkten (subjektive) Sterne im Auge werden lassen, durch Unzulänglichkeiten der Augenlinse zustande.
Kontraste
Wenn man 100 Personen fragt, was ihnen bei dem Begriff
„Kontrast" einfällt, so antworten 82: „Hell – dunkel". Offenbar sind Unterschiede von Helligkeiten (und auch von Farben) am stärksten mit unserer Vorstellung von Kontrast verknüpft.
Es gibt nun die Erscheinung des sogenannten physiologischen Kontrasts. Darunter versteht man die wechselseitige Beeinflussung von optischen Empfindungen, wenn die Lichtreize von verschiedener Stärke oder Farbe sind und gleichzeitig oder kurz nacheinander auf dieselben Netzhautstellen einwirken. Dabei erscheint etwa ein heller Fleck in dunkler Umgebung noch heller, und umgekehrt.
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Dazu zwei kleine Versuche: Zwei schwarze Äpfel liegen auf einem weißen und einem grauen Tablett (Abb. 9). Der Apfel auf dem weißen Tablett wirkt eindeutig dunkler. Entsprechendes gilt für die beiden Mäuse (Abb. 10). Die eine sitzt auf weißem, die andere auf schwarzem Grund. Die Maus auf schwarzem Grund wirkt deutlich heller.
Tatsächlich jedoch ist bei beiden Versuchen ja die objektive Helligkeit der Äpfel und der Mäuse gleich. Der Lichteindruck auf unser Auge hängt also nicht nur von der Lichtstär-ke des Objekts selbst ab, sondern auch von der Umgebung (Flächenkontrast). Betrachten Sie einmal aufmerksam die Abb. 11: Welches Dreieck ist heller? (Beide sind gleich hell.
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Gemäß dem Flächenkontrast wirkt aber das Dreieck, das auf den schwarzen Kreisen liegt, heller.)
Neben dem Flächenkontrast gibt es den sogenannten
Randkontrast, der an der Grenze von verschieden hellen Flächen auftritt. Beim Betrachten eines Kontrastgitters (Abb.
12) sieht man an den Kreuzungsstellen der weißen Balken springende graue Punkte.
Diese Kontrasttäuschung funktioniert auch dann, wenn man statt der weißen Balken schwarze nimmt.
Dieses bereits vor mehr als 100 Jahren entdeckte Phäno-men ist ebenfalls
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