Oracoli (German Edition)
ihrer Firma für den nächsten Tag wieder gesund und arbeitsfähig melden wollte, bemerkte sie die Gerber-Brüder nicht, die gerade in ihr Fahrzeug einstiegen, als Cora ihr Auto drei Wagen weiter einparkte. Max beobachtete durch die vielen Scheiben Joschie, den Cora bedenkenlos im Wagen zurückließ. Er überlegte, wusste aber irgendwie nicht, warum er das tat. Siegfried setzte den Porsche in Bewegung. Max drehte sich noch mal zu Joschie um, der nun bellte und Cora hinterher sah. Eine halbe Stunde später waren sie in Essen. Max hatte den aufgeschlagenen Rhein-Ruhr-Plan auf seinem Schoß und strich sämtliche Namen der Straßen durch, in denen sich kein TV-Geschäft befand. Siegfried überholte aggressiv eine alte Frau, die ständig mit 40 Km/h vor ihm herfuhr. »Das wird Tage dauern, bis wir alle Straßen abgefahren haben. So ein Scheiß!« Max machte ungerührt seine Arbeit weiter. »Friedbergstraße, weg … Planckstraße, weg … Nieberdingstraße kann weg … und die Janssenstraße kann auch weg …«
Siegfried schielte seinen Bruder giftig an, der Straßennamen für Straßennamen strich. »Mach das im Stillen, Idiot.«
»War doch Deine Idee, selber Idiot.«
Ludwig stand in einer Telefonzelle und wählte eine Nummer. Es dauerte eine Zeitlang, bis sich jemand meldete. »Hallo? Ludwig hier, wie geht’s Schieber? … Oh! … Das tut mir sehr leid, Josef … doch Josef, das tut mir wirklich sehr leid.« Ludwig hielt einen Moment gedankenverloren den Hörer fest. Dann wählte er eine andere Nummer. Er ließ das Freizeichen noch zirka 20 Mal ertönen, doch bei Cora ging niemand ans Telefon.
Cora fühlte sich nicht wohl an ihrem ersten Arbeitstag, nachdem die Zeit des Krankfeierns vorbei war. Roland verlangte von ihr, sie solle sein Büro putzen. Erstens sei sein Bruder auf Geschäftsreise, zweitens war seine Putzfrau krank und irgendjemand müsse ja die Drecksarbeit machen. Cora versuchte sich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren, aber Roland hielt ihr den Arbeitsvertrag unter die Nase, in dem sie nur als Hilfskraft und nicht als Sekretärin eingestellt wurde. Ingeborg Sandweg, die alles mitbekam, war die Situation offensichtlich peinlich. Sie schaute Cora ermutigend an. Cora biss schließlich in den sauren Apfel und putzte Rolands Büro. Ihr Hass auf Roland Stark war nun grenzenlos. Sie putzte und kochte vor Wut … bis das Telefon klingelte … Roland ging selber dran. »Ja? … natürlich Ferdinand, schlag ein. Nein warte! Kriegst Du da keine Blutdiamanten? … hätte ja mal sein können … nun gut, wenn der Jude sagt, dass 300 Tausend für die hundert Karat angemessen sind, schlag ein … wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren … ja, komm so schnell wie möglich zurück. Wir haben es mit Profis zu tun und sollten ab jetzt die Sache selber in die Hand nehmen, … ja, genau. Tschüss Ferdi.« Roland legte den Hörer weg. Cora putzte jetzt viel intensiver als vorher und lächelte sogar dabei. Sie musste aufpassen, dass Roland ihre Euphorie nicht bemerkte, deshalb schaltete sie wieder auf Bitterkeit, als sich ihre Blicke kreuzten. Ihm gefiel das.
Als Cora endlich Feierabend hatte, fuhr sie direkt nach Hause. Sie wollte Magnus von dem Anruf erzählen. Als sie die Haustür aufschloss, klingelte das Telefon. Sie drückte zu spät die Annahmetaste. Cora wählte Magnus Nummer. Nach einer Minute wurde sie ungeduldig: »Geh dran Magnus!«
Sie legte den Hörer beiseite und streichelte Joschie, der zufrieden vor sich hin knurrte. »Komm, wir besuchen Schrauber.«
Schrauber feilte mit einer Rundfeile den Schraubenkanal des U-Bootes aus. Cora saß auf einem Stuhl, trank einen Kaffee und schaute Schraubers geschickten Händen zu. Joschie genoss einen Knochen, den Schrauber extra für ihn aufbewahrt hatte. »Und, kriegen Sie das Boot in den nächsten Tagen fertig?«
»Ich müsste das schaffen, Frau Lahn. Also die Sprengstoffmenge habe ich nun herausbekommen und der Rest läuft nach Plan. Das ist alles nur Routine für mich. Wir werden auf jeden Fall dem Dagobert zeigen, wie so was geht. Lassen Sie sich überraschen, Frau Lahn.«
»Hat sich Magnus bei Ihnen gemeldet?«
Schrauber legte die Feile beiseite und kratzte sich an den Kopf. »Nein, warum sollte er denn? Ich mache meinen Job und er hoffentlich den seinen. Ist denn irgendwas zwischen Ihnen?« Cora trat von einem Fuß auf den anderen. »Nein, nein, er hat sich nur noch nicht bei mir gemeldet. Er hat das Rezept
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