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Oracoli (German Edition)

Oracoli (German Edition)

Titel: Oracoli (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Becks
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sich zu ihm um. »Ja?«
       »Wie hoch ist Ihr Haus noch belastet?«
    ›Die Ratte‹, dachte Cora. ›Er hat jetzt schon Angst, dass seine Felle wieder davonschwimmen könnten, falls ich Hilfe von der Bank bekäme. Aber das Haus war noch zu hoch belastet, um ein Darlehen von 30.000 Euro von der Bank zu bekommen.‹ Mit ihrem mageren Einkommen, der Miete von Herrn Eisen und dem Kostgeld ihrer Kinder konnte sie das Haus weiter abbezahlen, ja, auch für Nahrung und Kleidung blieb etwas übrig, aber an einem weiteren Kredit war einfach nicht zu denken. Jetzt wollte sie genau wissen, wie weit Kirmes mit ihr gehen würde, um ihr das Haus abzuluchsen. Oder würde er ihr den Vorschlag machen, die Bank um Hilfe zu bitten? »Ca.20.000, Herr Kirmes«, log sie, und versuchte dabei so naiv wie möglich zu wirken. »Wunderbar, Frau Lahn, wir melden uns bei Ihnen.« Dann gaben sie sich die Hände und verabschiedeten sich.
       Als sie den Flur des Finanzamtes entlang lief, wusste Cora nicht, ob sie weinen oder lachen sollte. Bevor die ihr das Haus wegnehmen, würde sie es lieber in Brand setzen. Dann fragte sie sich, wie hoch ihr Haus eigentlich versichert war und erschrak gleichzeitig über ihre kriminelle Energie, die sie in sich spürte und zu keimen begann.
     
       Sie kamen pünktlich an, Manni brachte sein Taxi direkt neben Coras Opel zum Stehen. Zu Coras Erleichterung, war die Kralle von ihrem linken Vorderrad entfernt worden. Das Taxi war klimatisiert und Cora war von der Wärme überrascht, die draußen schon herrschte. Sie war froh, das dünne Sommerkleid angezogen zu haben. Sie stand vor der Fahrertür und Manni hatte das Fenster herunter gelassen. Cora kramte in ihrer Handtasche herum und fischte schließlich einen Hundert Euroschein heraus. Manni hatte den Taxameter nicht eingeschaltet. Cora wusste, dass die Fahrt mit der Wartezeit mindestens 60 Euro gekostet hätte. »Gib mir 30 zurück«, sagte sie und hielt ihm den Schein hin. »Lass mal stecken, Cora, ich hab' vorhin mit dem Alten über Funk gesprochen. Wenn Du mal wieder bei Kasse bist, möchtest Du Dich mal mit 'ner Torte in der Zentrale blicken lassen.« Cora wurden augenblicklich die Augen feucht. Sie stand da wie angewurzelt und brachte kein Wort heraus. Manni sah auf seine Armbanduhr. »Wenn Du jetzt nicht hineingehst, kommst Du zu spät«, sagte er und fuhr los. Cora blieb stehen und winkte ihm nach.
       Als Cora das Büro betrat, war ihr Chef noch nicht da. Sie ging zu ihrem Schreibtisch und sah einen großen flachen Karton, der auf dem Bürostuhl lag. Sie öffnete ihn und zog eine Jacke mit Fischgrätmuster heraus. Cora verzog das Gesicht, als ihr ein starker Geruch von Mottenkugeln entgegenschlug. Als sie die Jacke auseinander faltete, fiel ein Briefumschlag zu Boden. Sie hob den Brief auf, öffnete ihn und zog drei Hunderter aus ihm heraus. Lächelnd steckte sie das Geld in ihre Handtasche und zog die Jacke an. Sie war zu groß und hatte vorne wie hinten noch Luft. »Passt«, sagte sie fröhlich und krempelte die Ärmel hoch, die viel zu lang waren. ›Wenn er die 300 Euro monatlich nur für das Tragen einer Jacke zahlt‹, dachte Cora, ›dann werden mir bestimmt auch noch andere Sachen seiner verstorbenen Mutter passen … oder zahlt er nur einmal pro Kleidungsstück? Das wäre mir aber zu wenig‹, dachte sie weiter. Dann öffnete sich die Bürotür und ihr Chef kam herein. Er strahlte, als er sie in der Jacke sah, ging um Cora herum und betrachtete sie eingehend, während er mit seiner rechten Hand sein Kinn festhielt. »Wunderbar«, sagte er schließlich. »Kommen Sie, Frau Lahn, wir müssen in den Keller, dort wartet Ihre erste Aufgabe auf Sie.«
     
       Sie standen im Kellerflur vor einer grauen Stahltür. Ferdinand Stark zog einen großen Schlüsselbund hervor, öffnete die Tür und schaltete das Neonlicht ein. Der Kellerraum war schlauchförmig. Links und rechts standen Regale, vollgepackt mit Ordnern aus allen Jahrzehnten, vom Gründungsjahr angefangen.
       »Ich möchte ein Buch schreiben, Frau Lahn«, begann er. »Es ist hier alles geordnet und ich möchte, dass Sie mir die wichtigsten Ereignisse eines jeden Jahres zusammenstellen. Ich möchte eine Firmen-Chronik schreiben«, verkündete er stolz. Cora ging langsam an den Regalen entlang, bis sie nach zirka acht Metern vor einem schwarzen Tresor stehen blieb, der ungefähr Coras Größe hatte, aber älter war als sie.
       »Da befindet sich unser gesamtes Firmenkapital drin,

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