Orcs ante Portas
verraten. Ich habe Euer Backwerk im Büro des Konsuls gekostet, auf dem Truppenübungsfeld, und ich habe gerade das gegessen, was Ihr während des Angriffs der Orks gebacken habt. Jedes Stück Gebäck war einfach perfekt. Ihr seid fähig, selbst unter den schwierigsten Umständen perfektes Backwerk herzustellen. Aber dann ist mir eingefallen, dass ich an dem Tag, an dem Calvinius ermordet wurde, in eines Eurer Gebäckteilchen gebissen habe, das etwas zu wenig gegart war. Die einzige Erklärung dafür ist, dass Ihr den Ofen unbeaufsichtigt gelassen habt.«
Öttgerox schlägt die Augen nieder. »Es war ein ganzes Blech mit Gebäck. Es war zu weich in der Mitte. Das Backwerk hätte die Küche gar nicht verlassen dürfen.«
»Macht Euch keine Vorwürfe. Man muss seine Wette platzieren, solange man kann.«
»Thraxas!«, bellt die lauteste Stimme im Weiten Westen. Es ist Viaggrax, der anscheinend glimpflich davongekommen ist. »Das war vielleicht ein höllisches Gemetzel! Seit wann können Drachen im Winter so weit fliegen? Die Hälfte meiner Leute ist gefallen, bevor wir auch nur in die Nähe der Orks gekommen sind.«
Viaggrax und seine überlebenden Söldner haben ihre Verwundeten in die Stadt getragen und wollen sich jetzt medizinisch versorgen lassen, bevor sie die Zinnen bemannen. Einige seiner Leute sind schwer verwundet, und viele von ihnen sind gestorben.
»Ist das da Toggalgax?«
Viaggrax nickt.
»Der arme Junge. Seine erste Schlacht, und er lässt sich gleich umbringen.«
Makri tritt zu dem Leichnam. Er ist übel zugerichtet. Ausdruckslos sieht sie ihn an und zuckt nicht einmal mit der Wimper.
»Weißt du schon, dass Euer Prinz auch gefallen ist?«, erkundigt sich Viaggrax.
»Das wusste ich noch nicht.«
»Er war ein schlechter Führer.«
Das stimmt. Es war zwar nicht nur sein Fehler, dass die Orks uns überraschen konnten, aber er hätte Lisutaris’ Warnungen mehr Bedeutung beimessen müssen.
Makri tritt von Toggalgax’ Leichnam weg. »War jemand dafür verantwortlich? Ich meine, für diesen Ork-Magier in Turai und diesen überraschenden Angriff? Hat jemand die Stadt verraten?«
»Rhizinius, denke ich.« Ich sage es so leise, dass außer Makri niemand meine Worte hören kann. Sie nickt.
Plötzlich galoppieren Berittene in die Lustgärten. Es sind General Pomadius, Lisutaris und einige Bonzen. Vom Konsul ist nichts zu sehen. Ist er ebenfalls gefallen? Offiziere, hasten mit Befehlen von General Pomadius hierhin und dorthin, geben Anweisungen und sammeln die verstreuten Truppen.
»Ist das da nicht Rhizinius’ Kutsche?«, fragt Makri und deutet auf eine Karosse hinter der des Generals.
»Sieht so aus.«
Makri geht los. Ich folge ihr. Es ist zwar nach dieser katastrophalen Schlacht nicht der richtige Moment, meine Ermittlungen weiterzuführen, aber ich würde trotzdem gern ein Wörtchen mit Rhizinius wechseln.
Ich dränge mich durch die Soldaten und die Bonzen, welche die Kutsche des Generals umringen. Keiner von ihnen schenkt mir Beachtung. Viele Soldaten laufen planlos in den Gärten herum, geschockt von dem Erlebnis. Makri reißt die Tür von Rhizinius’ Kutsche auf und hüpft hinein. Ich folge ihr etwas gemächlicher und ziehe die Tür hinter mir zu. Rhizinius hockt in seinen weichen Polstern und sieht Makri überrascht an.
»Rhizinius, du Hund!«, stoße ich hervor. »Ich weiß, dass du ein Verräter bist…«
Weiter komme ich nicht. Ich würde zwar gern noch einiges sagen, aber Makri wählt genau diesen Moment, um Rhizinius einen Dolch ins Herz zu stoßen. Ich starre Makri an, und dann Rhizinius.
»… und nach einem gerechten, ordentlichen Prozess werdet Ihr Euch für Eure Vergehen zu verantworten haben.«
Rhizinius sinkt vornüber. Er ist tot. Ich drehe mich zu Makri um.
»Hättest du nicht wenigstens warten können, bis ich meine kleine Rede beendet habe?«
»Warum denn?«
»Ich hatte ihm einiges zu sagen.«
Makri zuckt mit den Schultern. »Nichts davon war wichtig.«
»Dir ist doch hoffentlich klar, dass ich Rhizinius nur verdächtigt habe? Ich habe noch keinerlei Beweise gesammelt. Normalerweise exekutieren wir hier keine Leute nur aufgrund meiner Vermutungen. Damit warten wir bis nach dem Prozess.«
»In dieser Stadt wird es keine Prozesse mehr geben«, erklärt Makri.
»Vielleicht hast du Recht. Machen wir, dass wir hier herauskommen.«
Wir schlüpfen aus der gegenüberliegenden Tür heraus. In dem allgemeinen Durcheinander achtet niemand auf uns. Ich bedauere nicht
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