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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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was gut mit seinen Augen harmonierte und ihm eine noch vertrauenswürdigere Ausstrahlung gab. Wir bestellten Milchkaffee und Vollkornbrötchen mit Putenbrust und Salat.
    »Also, worauf muss ich gleich besonders achten?«, fragte ich, dabei wusste ich eigentlich schon, dass ich vor allem langsam und deutlich reden und mich an mein Konzept halten sollte, aber auch auf Zwischenfragen gefasst sein musste.
    »Bei dir klingt es immer so einfach«, sagte ich, nachdem Jens seine Ausführungen abgeschlossen hatte.
    Er lachte geschmeichelt. »Ist es ja auch.«
    »Für dich vielleicht«, stöhnte ich.
    »Immerhin siehst du in dem Ding da ganz passabel aus.« Er deutete auf meinen neuen Hosenanzug.
    »Danke! Jetzt muss ich gleich nur noch eine Schicht Make-up auftragen, um hektische rote Flecken zu überdecken.«
    »Dabei fällt mir was ein«, wechselte Jens plötzlich das Thema. »Guck mal hier. Was habe ich da?«
    »Wo?«
    »Na, hier!« Er zeigte auf seinen Hals. Ich sah nichts und beugte mich deswegen näher zu ihm.
    »Nicht so auffällig«, zischte er leise. Ich setzte mich wieder aufrecht. »Da, siehst du nicht diesen Fleck?« Er zeigte auf einen winzigen Punkt über seinem Kragen.
    »Doch, jetzt sehe ich ihn. Undeutlich, aber ich sehe ihn.«
    »Der ist neu, oder?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Vielleicht hast du ihn auch schon länger, und er ist dir nur nicht aufgefallen.«
    »Oh Gott«, stöhnte er. »Meinst du wirklich?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Aber was könnte das sein?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Geh zum Hautarzt, wenn du dir Sorgen machst.«
    »Ja, ich glaube, das muss ich dann wohl machen.« Er seufzte, als stünde er schon mit einem Bein im Grab.
    »Komm, Hase. Das wird schon nichts Schlimmes sein.« Ich tätschelte beruhigend seinen Arm.
    Immerhin führte sein Anfall von Unsicherheit dazu, dass ich mich plötzlich souveräner fühlte. So konnte der Supermandant kommen! Als wir aus dem Café gingen, betrachtete ich Jens’ Hals noch mal von Nahem. Dann fing ich an zu lachen.
    »Was ist?«, herrschte er mich an.
    »Süßer, das ist Filzstift. Ein kleiner Punkt von einem schwarzen Rollerpoint.«
    »Echt jetzt?«
    Ich nickte und sagte geschäftsmäßig: »Ich verschreibe Ihnen Wasser und Seife, dann sind Sie geheilt.«
    »Danke, Frau Doktor!« Er lächelte erleichtert. »Ich wusste, dass Sie die Beste sind in Ihrem Fachgebiet.«
    »Stets gerne zu Diensten, Herr Hill.«
    Wir küssten uns kurz. »Meine Eltern haben gesagt, dass sie heute Mittag hier in der Nähe wären«, sagte ich. »Sie wollten Banjo mitbringen.«
    »Oha«, machte Jens.
    Banjo war mein Jack-Russell-Terrier, für den ich aufgrund der langen Arbeitszeiten unter der Woche nicht genügend Zeit hatte, was mir ein schrecklich schlechtes Gewissen bereitete. Aber da Jens sich von vornherein geweigert hatte, sich um meinen Hund zu kümmern (dies und »weder Hundehaare noch Hundegeruch in der Wohnung« waren seine Bedingung für eine gemeinsame Wohnung gewesen), blieb mir nichts anderes übrig, als meine Eltern zu fragen, ob sie Banjo während der Woche bei sich aufnehmen. Am Wochenende kam er zu uns, und wegen meines peniblen Hygieneplans hatte Jens auch nichts zu beanstanden. Für meine Eltern war es zum Glück kein Problem, ein Haustier mehr aufzunehmen. Erstens bot der ehemalige Bauernhof genug Platz, und zweitens arbeiteten beide überwiegend von zu Hause aus.
    Mein Vater war staatlich geprüfter Restaurator und restaurierte für das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum antike Statuen und Möbel in seinem Atelier, das in der ehemaligen Scheune untergebracht war. Meine Mutter arbeitete als freie Journalistin für diverse Frauenzeitschriften, wobei ich die Bezeichnung »Journalistin« immer etwas übertrieben fand, da sie hauptsächlich Seitensprungs- und Krankheitsdramen der Kategorie »Mein Leben, mein Schicksal« schrieb, deren Wahrheitsgehalt niemand überprüfte und die sich auch in einem Groschenroman gut gemacht hätten.
    Sie freuten sich, dass sie auf Banjo aufpassen durften, aber noch mehr begrüßten sie die Tatsache, dass ich jetzt zweimal die Woche vorbeikommen musste, um sonntagabends Banjo zu bringen und freitagabends wieder abzuholen. Bei der Gelegenheit konnten sie mir die neuesten Entwicklungen in meinem Leben aus der Nase ziehen und Ratschläge mit auf den Weg geben wie, dass ich auf keinen Fall mehr Margarine essen dürfe, weil die gehärteten Pflanzenfette darin total ungesund seien, oder dass ich keine schwarze Kleidung

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