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Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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Stimme klang bitter. „Sie war eine selbstsüchtige, böse Frau, die mich seit dem Tag ihrer Hochzeit mit meinem Vater verabscheut hat. Sobald sie verheiratet waren, entzog sie ihm die Zuneigung, mit der sie ihn zuvor überschüttet hatte, und trieb ihn damit in die Arme anderer Frauen. Am Abend, als ich Jamie zu mir holte, sagte

    sie mir, ich hätte den Jungen im Gefängnis sterben lassen sollen. Das Wissen um meine jetzige Lage würde ihr gewiss große Genugtuung bescheren und es fiele ihr nicht im Traum ein, mir zu helfen."
    Haydon dachte eine Weile schweigend über das Gehörte nach. Sie hatten nur noch eine Wahl, aber er brachte es nicht über sich, die bittere Wahrheit auszusprechen.
    Du bist ein Narr, schalt er sich. Er besitzt viel Geld, und es ist offenkundig, dass er noch etwas für sie empfindet. Er schluckte seinen Widerwillen hinunter und zwang sich, sie über die einzig verbliebene Möglichkeit aufzuklären: „Dann müssen Sie Charles bitten, Ihnen das Geld zu leihen."
    Sie zuckte zusammen. „Unter keinen Umständen! Charles hat ständig versucht, mich davon zu überzeugen, dass ich nicht in der Lage sei, mich allein um diese Kinder zu kümmern. Er verhielt sich widerwärtig, als ich Jamie zu mir nahm, und sagte, er denke gar nicht daran, das Bankert einer Hure großzuziehen, ganz gleich, wer der Vater sei. Dann verbot er mir, Jamie zu behalten. Verbot es mir." Sie umklammerte die Armlehne. „Ich erwiderte Charles, dass ich nicht die Absicht hätte, meinen Bruder seinem Schicksal zu überlassen. Er wurde zornig und verlangte von mir, zwischen ihm und dem Baby in meinen Armen zu wählen. Und das habe ich getan."
    Haydon schwieg. Es war leicht, Charles ob seiner Selbstsucht, Dummheit und Feigheit zu verachten. Leicht, ihn für seine herrische, engstirnige Haltung zu verurteilen und zu glauben, er habe eine so schöne, außergewöhnliche und entschlossene Frau wie Genevieve nicht verdient.
    Schwieriger war es zuzugeben, dass er selbst vor acht Jahren - wäre er in derselben Lage gewesen - wahrscheinlich nicht anders gehandelt hätte.
    Selbstverachtung überkam ihn. Erschüttert erkannte er, dass er Charles in vielerlei Hinsicht ähnelte.
    „Wenn Sie zu Charles gingen und ihn darum bäten, glauben Sie, er würde Ihnen das Geld leihen?" fragte Haydon beharrlich.
    „Nein. Es würde ihn lediglich mit Genugtuung erfüllen, dass er offenbar Recht behalten hat."
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Charles will, dass Sie und die Kinder auf die Straße gesetzt werden", bemerkte er. „Wenn Sie ihn um Hilfe ersuchten, würde er sie Ihnen gewiss nicht verwehren."
    „Sie kennen ihn nicht so gut wie ich", entgegnete Genevieve. „Es würde ihm eine diebische Freude bereiten zu sehen, wie ich mein Haus verliere und gezwungen bin, meine Kinder in Waisen- oder Armenhäusern unterzubringen. Ein derart entsetzliches Ende wäre Balsam für seinen verletzten Stolz und würde die Leute in Inveraray in ihrer Meinung bestärken, ich sei eine hoffnungslose Närrin."
    „Das bezweifele ich."
    „Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, Lord Redmond", erwiderte Genevieve. „Doch dies ist mein Problem, und ich werde es so angehen, wie ich es für richtig halte."
    „Und was gedenken Sie zu tun?"
    „Ich werde etwas finden, das sich verkaufen lässt."

    Haydon ließ den Blick über die abgenutzten Möbel und die zwei belanglosen Gemälde auf den ansonsten nackten Wänden schweifen. „Es sieht nicht so aus, als besäßen Sie noch etwas von Wert."
    „Einige Dinge habe ich noch", versicherte Genevieve ihm.
    „Genug, um bis morgen früh um elf vierhundertvierzig Pfund aufzutreiben?"
    „Nein. Aber Mr. Humphries meinte doch, ich hätte dreißig Tage Zeit, und er wird mir gewiss noch ein wenig mehr Zeit gewähren."
    „Mr. Humphries erwartet von mir, dass ich morgen Ihre gesamten Rückstände begleiche. Und außerdem: Mehr Zeit wozu?" fragte Haydon. „Mehr Zeit, um mit der Rückzahlung einer weiteren Hypothekrate in Verzug zu geraten und Ihren Schuldenberg noch zu erhöhen?"
    „Mehr Zeit, um meine Lage zu bedenken und eine Lösung zu finden", antwortete Genevieve. „Ich werde einige Dinge verkaufen. Das wird die Bank ein wenig besänftigen, während ich nach einem Weg suche, um meine übrigen Schulden zu tilgen."
    Haydon schüttelte den Kopf. „Die Royal Bank of Scotland wird nicht von Ihrem wohlmeinenden kleinen Freund Mr. Humphries geleitet. Sie will einzig ihr Geld zurück. Wenn sie sagt, sie würde in dreißig Tagen

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