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Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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hatte.
    Charlotte mochte ihn.
    Ein warmer Schauer rieselte durch seinen Körper.
    „Alles wird gut, Charlotte", flüsterte er rau. Er löste die Hand von ihrem Kinn, strich mit den Fingerrücken sanft die silbrige Träne von ihrer Wange und räusperte sich.

    „Das verspreche ich."
    „Mir wird allmählich kalt", jammerte Jamie und rieb die steif gefrorenen kleinen Hände aneinander.
    „Wir gehen jetzt", entschied Jack. „Zieht euch den Hut in die Stirn und wickelt euch tief in eure Schals, damit man eure Gesichter nicht deutlich erkennen kann. Es schneit so stark, dass niemand an eurer Vermummung Anstoß nehmen wird. Wenn ihr mitbekommt, dass ich mich von dem Schmuckschrank entferne, ist das euer Signal zum Aufbruch. Lauft nicht alle auf einmal aus dem Laden ... Bewegt euch schön langsam auf die Tür zu, so als hättet ihr gesehen, was immer ihr sehen wolltet, und ginget jetzt in ein anderes Geschäft. Wir treffen uns an der Kirche am Ende der Straße und machen uns dann gemeinsam auf den Heimweg. Habt ihr verstanden?"
    Sie nickten.
    „Gut. Also dann los!"
    Ein kleines Messingglöckchen ertönte, als die Tür geöffnet wurde, und verkündete ihre Ankunft. Kichernd und plappernd strömten die sechs Kinder in den Laden und stampften lautstark mit den Füßen auf, um den Schnee von ihren Stiefeln abzuklopfen. Nachdem sie Mr. Ingram genügend Zeit gegeben hatten, sie zu beäugen und festzustellen, dass sie recht gut gekleidet waren und nicht versuchten, sich seiner Aufmerksamkeit zu entziehen, verschwand jeder von ihnen in eine andere Ecke des Ladens, was es dem Geschäftsinhaber erschwerte, sie im Blick zu behalten.
    Jamie starrte in ehrfürchtiger Scheu auf die glänzende Ritterrüstung, die in einer Ecke des Ladens Wache stand, während Annabelle eine tragische Miene aufsetzte, als sie das Gemälde einer zu Tode betrübten jungen Frau betrachtete, die ihren erschlagenen Liebsten in den Armen hielt. Charlotte humpelte zu einem Bücherregal und vertiefte sich in mehrere in Leder gebundene Werke, deren Titel in Goldlettern auf den Buchrücken eingraviert waren, während Simon stirnrunzelnd vor einer Skulptur zweier nackter kämpfender Männer stand. Warum der Künstler beschlossen hatte, sie unbekleidet darzustellen, lag völlig jenseits seines Verständnisses - in seinen Augen sahen sie schlicht lächerlich aus. Grace ging in den hinteren Teil des Geschäfts und nahm einige hübsche blauweiße Porzellanteller in Augenschein, die ganz in der Nähe der Schmuckvitrine sorgfältig auf einer kunstvoll geschnitzten Anrichte arrangiert waren.
    „... und sind Sie wirklich ganz sicher, Mr. Ingram, dass diese Kerzenhalter aus dem Schloss von Versailles stammen?" fragte der aufgedunsene Herr mit dem schwarzen Filzhut und dem riesigen Mantel.
    Seine teiggesichtige Gattin neigte offenbar ebenfalls zur Völlerei und hatte Mühe, ihr ausladendes, in einem Krinolinenrock steckendes Hinterteil in den zur Verfügung stehenden Platz neben dem polierten Mahagonitisch zu zwängen, auf dem die beiden riesigen Kandelaber ausgestellt waren.
    „Sie haben König Ludwig dem XIV. höchstpersönlich gehört", versicherte Mr. Ingram. Er war ein kleiner, stämmiger Mann mit einem sorgfältig gekämmten, allmählich ergrauenden Haarschopf und einem etwas gequält wirkenden Gesichtsausdruck. Offenbar missfiel es ihm, wenn man die Echtheit seiner Waren bezweifelte. „Wirklich ein exquisites Paar, und von hohem Seltenheitswert. Ein französischer Herzog, der während der Revolution Berater Ludwigs des XVI. war, hat sie entwendet. Dem armen Kerl ist es mit knapper Not gelungen, seinen Kopf zu retten und aus Frankreich zu fliehen. Kaum vorstellbar, welch außergewöhnliche historische Ereignisse diese schönen Stücke wohl beleuchtet haben mögen", fuhr er fort. „Die Verarbeitung ist so hervorragend, dass ich mich nur schweren Herzens von ihnen trennen kann", fügte er wehmütig hinzu.
    Jack schlenderte derweil gelassen in den hinteren Teil des Geschäfts. Ein altes, arg lädiertes Schwert weckte seine Aufmerksamkeit, und er blieb einen Augenblick stehen, um es zu betrachten.
    „Pssst!" Grace neigte den Kopf kaum merklich in Richtung der Schmuckvitrine.
    Jack nickte knapp. Er schaute verstohlen über die Schulter, um sicherzugehen, dass Mr. Ingram noch immer in sein Verkaufsgespräch verwickelt war. Dann schlüpfte er unbemerkt hinter die Vitrine und duckte sich.
    Grace hat sich geirrt, stellte er fest und fluchte im Stillen. Ein kleines

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