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Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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die Bank auf sofortiger Rückzahlung bestanden. Genevieve und Haydon hatten an eben diesem Morgen eine Verabredung mit dem Bankdirektor, weshalb die Kinder von ihren üblichen Studienpflichten befreit waren. Jack hatte sich rasch erboten, einen Schneespaziergang mit ihnen zu unternehmen, ein Vorschlag, den Oliver, Doreen und Eunice dankbar angenommen hatten, da sie auf diese Weise ungestört ihren eigenen Pflichten nachgehen konnten. Jack hatte nicht erwähnt, dass ihr Ziel Inverarays Hauptstraße sein würde. Sollte irgendjemand Anstoß an ihrer Anwesenheit dort nehmen, würde er einfach behaupten, sie wollten sich lediglich an der Weihnachtsdekoration in den Schaufenstern erfreuen.
    „Im Geschäft sind jetzt ein alter Mann und seine Frau. Sie sehen sich zwei silberne Kerzenständer an", berichtete Grace, nachdem sie an Mr. Ingrams Schaufenster vorbeigeschlendert war. „Mr. Ingram berät sie."
    „Halten sie sich in der Nähe des Juwelenschranks auf?" fragte Jack.
    Grace schüttelte den Kopf. „Der Tisch mit den Kerzenleuchtern steht im vorderen Teil des Ladens."
    „Können wir jetzt reingehen?" Jamie hatte sich damit vergnügt, mit den Stiefeln kleine Schneeberge zu formen und diese dann wie ein Riese platt zu treten. „Mir ist kalt."
    „Jack hat gesagt, wir müssen warten, bis der Laden voll mit Kundschaft ist", rief Annabelle ihm in Erinnerung.
    „Aber wir sind schon eine Ewigkeit hier, und nie sind mehr als zwei oder drei Leute im Geschäft", klagte Jamie. „Mr. Ingram sollte versuchen, etwas Besseres zu verkaufen als diesen alten Plunder - heißen Tee und Schokolade zum Beispiel."
    „Warum besuchen wir nicht die Teestube und essen etwas?" schlug Simon vor. „Ich bin hungrig."
    „Du bist immer hungrig", neckte Charlotte.
    „Wir können nicht in die Teestube - wir haben kein Geld", bemerkte Annabelle.
    „Wir könnten nach Hause gehen und Oliver bitten, uns etwas zu geben", meinte Simon.

    „Oliver wird uns kein Geld für Tee und Kuchen geben, wenn wir schon zu Hause sind", wandte Jamie ein und häufte mit den Stiefeln einen weiteren Schneehügel auf. „Er wird uns nur in die Küche rufen und uns etwas zu essen geben, das Eunice zubereitet hat."
    Simon lief das Wasser im Munde zusammen. „Vielleicht hat sie Sirupküchlein gebacken."
    „Wir gehen erst nach Hause", bestimmte Jack, „wenn wir erledigt haben, wozu wir hergekommen sind. Und nun haltet den Mund und hört zu!"
    Die Kinder gehorchten schweigend.
    „Mr. Ingrams Geschäfte laufen heute offenbar recht schleppend. Ich fürchte, wir müssen unseren Plan ausführen, obwohl nur dieses alte Ehepaar im Laden ist", erklärte Jack. „Weiß jeder, was er zu tun hat?"
    Die Kinder nickten.
    „Gut! Macht ordentlich Lärm beim Reingehen, Mr. Ingram soll nicht glauben, ihr wolltet euch hereinschleichen. Ich komme dann kurz darauf nach. Grace wird Schmiere stehen, während ich den Juwelenschrank öffne, und ihr anderen sorgt dafür, dass Mr. Ingram abgelenkt ist. Und denkt daran: Wenn irgendetwas schief geht und ich gefasst werde, lauft ihr, so schnell ihr könnt, aus dem Laden! Versucht nicht, mir zu helfen - habt ihr verstanden? Bleibt nicht stehen, sondern rennt nach Hause!"
    Charlottes Augen weiteten sich. „Aber Jack ..."
    „Wenn ihr mir das nicht schwört, machen wir auf der Stelle kehrt und begeben uns auf den Heimweg", sagte Jack schroff.
    Charlotte ließ den Kopf hängen und betrachtete ihre schneenassen Stiefel.
    Jack bedauerte seinen barschen Tonfall sofort.
    „Mir wird nichts geschehen, Charlotte", versicherte er mit leiser, reuevoller Stimme.
    Er streckte die Hand aus und hob Charlottes Kinn an, damit sie ihn anschaute.
    „Vertrau mir."
    Er blickte ihr tief in die grünbraunen Augen. Furcht lag darin, Furcht und Bedauern und noch etwas, das Jack nicht recht zu deuten wusste. Er runzelte die Stirn und betrachtete sie aufmerksam. Schneeflocken wirbelten wie Gänsedaunen um sie herum und legten sich wie feine Spitze auf ihren Hut, ihren Mantel und ihr kastanienbraunes Haar. Eine Flocke ließ sich sanft auf ihrer Wange nieder. In diesem Augenblick erschien Charlotte ihm schöner als all die Damen auf den Gemälden, die Genevieve ihm gezeigt hatte, vollkommener als alles, was er je gesehen hatte. Ihre Haut war kühl und blass, doch warm genug, um die vorwitzige Schneeflocke zum Schmelzen zu bringen und in eine einzelne, silbrige Träne zu verwandeln. Und mit einem Male begriff er, was er in Charlottes großen Augen wahrgenommen

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