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Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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dass sie kurz darauf in Paris der letzte Schrei sind und ich reich und berühmt werde." Sie kräuselte die Lippen und blickte Genevieve missbilligend an. „Das willst du doch nicht in Glasgow tragen, oder? Du schaust aus, als gingest du zu deiner eigenen Beerdigung."
    Genevieve legte verlegen die Hände auf ihren schlichten schwarzen Rock. „Tatsächlich?"
    „Mir steht Schwarz nicht", erklärte Annabelle ihr mit ernster Miene. „Es macht mich entsetzlich blass."
    „Genevieve hat noch andere Kleider zum Anziehen!" rief Charlotte.
    „Aber sie sind alle dunkel und hässlich", widersprach Annabelle mit kindlicher Freimütigkeit. „Und abgetragen."
    „Ich kann mir vorstellen, dass sie eines hat, das nicht allzu schlecht aussieht."
    Charlotte warf Genevieve einen hoffnungsvollen Blick zu. „Du hast doch etwas Hübsches, nicht wahr, Genevieve?"
    „Heißt das, wir haben das Geld, um die Bank zu bezahlen?" fragte Jamie, der an Genevieves Kleid nichts auszusetzen fand.
    „Noch nicht", entgegnete Haydon, „doch ich bin sicher, das Publikum wird Genevieves Gemälde sehr schätzen, sobald sie erst einmal schön gerahmt und aufgehängt sind. Gewiss werden alle Werke verkauft. Es könnte eine Weile dauern, aber ..."
    „Und dann haben wir genug Geld, um die Schulden bei der Bank zu begleichen, und können für immer hier wohnen bleiben!" krähte Simon begeistert.
    „Wir werden mindestens so viel haben, um die Bank eine Weile zufrieden zu stellen", sagte Haydon, um ihre Erwartungen ein wenig zu dämpfen. „Doch wenn diese Ausstellung ein Erfolg wird, gibt es keinen Grund, nicht noch weitere zu organisieren, in Edinburgh zum Beispiel - oder in London. Wir müssen einfach nur abwarten, wie sich diese hier entwickelt."
    „Mir scheint, Sie sollten sich ein wenig mehr herausputzen, wenn Sie als frisch verheiratete Mrs. Blake durch Glasgow spazieren wollen." Eunice musterte Genevieve kritisch vom Scheitel bis zur Sohle. „Wo Ihr Gatte doch angeblich ein wichtiger Freund des Künstlers ist und so."
    „Nun, ich habe nichts Besseres und auch kein Geld, um es für solchen Unsinn zu verschwenden." Genevieves Ton war sachlich und bestimmt, obwohl sie insgeheim wünschte, sie besäße etwas Elegantes für die Ausstellungseröffnung. Es war Jahre her, dass sie den Luxus eines neuen Kleides genossen hatte, und das letzte Abendkleid hatte sie noch zu Lebzeiten ihres Vaters bekommen.
    „Hier, Eunice." Haydon und drückte ihr einige Geldscheine in die Hand. „Doreen und du, ihr geht mit Genevieve in die Stadt und sorgt dafür, dass sie sich etwas Hübsches zum Anziehen kauft."
    Genevieves Augen weiteten sich. „Wo haben Sie dieses Geld her?"
    „Mr. Lytton hat mir einen Vorschuss auf die Verkäufe gegeben. Er meinte, damit sollten Monsieur Boulonnais' Unkosten gedeckt werden, falls er sich entschlösse, nach Glasgow zu kommen. Und im Augenblick", fügte er mit einem breiten Lächeln hinzu, „sieht es so aus, als bräuchte Monsieur Boulonnais dringend ein neues Kleid."
    Goldgelbes Licht säumte die zugezogenen Vorhänge im Erdgeschoss und warf einen warmen Schein auf die dunkle, kalte Straße. Die schweren Gardinen schützten die Hausbewohner wirksam vor neugierigen Blicken, wie Vincent feststellen musste, während er verdrossen auf Mr. und Mrs. Maxwell Blakes Heim starrte.
    Nur unter Aufbietung all seiner Willenskraft war es ihm gelungen, nicht aus dem Schatten zu treten, als er Haydon am Nachmittag das Haus hatte verlassen sehen. Er hatte ihn sofort wieder erkannt. Haydon war viele Jahre lang ein regelmäßiger Gast seines Hauses gewesen, bis Vincent erfahren hatte, dass der ständig angetrunkene Narr nicht nur das gute Essen und Trinken genossen hatte.
    Bis zu jenem Tag hatte er ihn für eine unbedeutende, doch unvermeidliche Zugabe zu jedem festlichen Dinner und Wochenendempfang auf dem Land gehalten.
    Haydon spielte die Rolle des charmanten, leichtlebigen jüngeren Bruders des Marquess of Redmond, des müßigen zweitgeborenen Sohns, der zwar die Stattlichkeit, nicht jedoch die Selbstzucht und die geistigen Fähigkeiten geerbt hatte, die Männer brauchen, um es in der Welt zu etwas zu bringen. Sein völliger Mangel an Ernsthaftigkeit, gepaart mit seinen zweifellos schönen Zügen und seinem Vermögen, machten ihn unwiderstehlich für Frauen, die sich zu ihm hingezogen fühlten wie Wespen zu einem Honigtopf.
    Es hatte Vincent belustigt, mit anzusehen, wie die Damen jede sich bietende Gelegenheit zu einem heimlichen

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