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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hinter Frank ein blauer Blitz. Er kam aus dem Wohnzimmer, schoß durch die Halle und durch die Tür. Der seltsamen Lichtflut folgten eine Explosion und eine  Erschütterungswelle. Die Wände erzitterten. Die Eingangstür wurde aufgesprengt. Holzteile flogen durch die Luft.
    Jetzt sprang Frank aus dem Fenster und landete auf den Füßen. Dann versagten seine Knie, und er fiel auf den toten Rasen.
    Im selben Moment bog ein großer Lastwagen um die Ecke. Seine Ladefläche hatte eine Heckklappe aus Holz. Der Fahrer schaltete in einen höheren Gang und fuhr an dem Wohnhaus vorbei. Frank hatte er offenbar nicht bemerkt.
    Der rappelte sich hoch, schnappte sich die Tasche und stürmte auf die Straße. Da der Laster gerade erst um die Kurve gebogen war, fuhr er nicht schnell, und Frank gelang es, mit einer Hand die Heckklappe zu packen und sich hochzuziehen, bis er auf der hinteren Stoßstange stand.
    Als der Fahrer Gas gab, blickte Frank zu dem verfallenen Apartmentkomplex zurück. An keinem der Fenster glimmerte ein geheimnisvolles blaues Licht. Sie waren so schwarz und leer wie die Augen- und Zahnhöhlen eines Totenschädels.
    Erschöpft hielt sich Frank an der Heckklappe fest. Er hätte gewiß sicherer gestanden, hätte er die Reisetasche fallen lassen. Doch das wollte er nicht, weil er vermutete, daß ihr Inhalt ihm helfen könnte herauszufinden, wer er war, woher er gekommen war und wovor er davonlief.

6
    Hau ab! Bobby glaubte wohl, sie würde Reißaus nehmen, sobald es Ärger gab - »Mach, daß du wegkommst, Baby !  Hau ab!« -, würde Reißaus nehmen, nur weil er ihr sagte, sie solle es tun, so als wäre sie ein braves kleines Frauchen, keine echte Partnerin der Agentur, keine verdammt gute Privatdetektivin, die selbst denken kann, sondern nur eine Alibi-Hilfskraft, die den Kopf nicht hinhalten mochte, wenn's mal Ärger gab. Nun, egal.
Vor ihrem geistigen Auge konnte sie sein liebes Gesicht  sehen - fröhliche blaue Augen, Boxernase, Sommersprossen, voller Mund -umrahmt von dickem honiggelbem Haar, das zerwühlt war (was meist der Fall war) wie bei einem kleinem Jungen, der gerade seinen Mittagsschlaf hinter sich hat. Sie hätte ihm gern eins auf die Boxernase gegeben -gerade hart genug, daß es ihm weh tat, damit er endlich kapierte, wie sehr sie sich über den Vorschlag, Reißaus zu nehmen, geärgert hatte.
    Sie war auf ihrem Beobachtungsposten hinter dem Deco-dyne-Gebäude gewesen und hatte im tiefen Schatten unter einem Lorbeerbaum auf dem Parkplatz gestanden. In demMoment, in dem Bobby Ärger signalisierte, hatte sie den Motor des Toyota gestartet. Als sie über den Kopfhörer Schüsse hörte, hatte sie den Gang eingelegt, die Handbremse gelöst, die Scheinwerfer eingeschaltet und das Gaspedal durchgetreten.
    Zunächst hatte sie die Kopfhörer noch aufbehalten, Bobbys Namen gerufen, versucht, eine Antwort von ihm zu erhalten, aber am anderen Ende war nur scheußlicher Krawall zu hören gewesen. Dann war gar nichts mehr aus den Kopfhörern gedrungen, sie konnte überhaupt nichts mehr hören, deshalb nahm sie sie ab und warf sie auf den Rücksitz.
    Hau ab! Der Teufel sollte ihn holen!
    Als sie das Ende der letzten Parkreihe erreichte, nahm sie den rechten Fuß vom Gaspedal, trat gleichzeitig mit dem linken die Bremse durch und brachte den kleinen Wagen so geschickt ins Schlittern, daß er wie von selbst auf die Zubringerstraße rutschte, die um das große Gebäude herumführte. Sie packte das Steuerrad fester und gab wieder Gas, bevor das Heck noch aufgehört hatte zu schleudern und zu rutschen. Die Reifen quietschten, der Motor heulte auf, und mit dem scharfen Kreischen, Rattern und Röcheln von gequältem Metall raste der Wagen vorwärts.
    Sie schössen auf Bobby, und Bobby war vermutlich nicht in der Lage zurückzuschießen, weil er's nicht für nötig hielt, zu jedem Job eine Waffe mitzuschleppen. Er nahm nur dann eine Waffe mit, wenn es so aussah, als könne der jeweilige Fall gefährlich sein. Der Auftrag von Decodyne war ihm ausgesprochen friedlich erschienen. Manchmal konnte sich Industriespionage zwar auch als ziemlich bösartig entpuppen, doch in diesem Fall war Tom Rasmussen der böse Bube, ein Computerfreak und ein habgieriger Hurensohn, mit einem Strafregister, in dem sich Diebstahl an Diebstahl reihte. Aber Blut klebte nicht an seinen Händen. Er war das Hightech-Gegenstück zu einem speichelleckenden Bankbeamten, der Kundengelder veruntreut -so hatte er jedenfalls gewirkt.
    Julie aber war

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