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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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vorzunehmen die äußerst clevere falsche Identität des Hackers gelüftet hatte. Das Management von Decodyne war willens, Rasmussens falsches Spiel so lange mitzuspielen, bis man feststellen konnte, an wen er die Whizard-Dateien weitergeben würde, Sobald er sie hatte. Die Manager hatten vor, den Geldgeber, der Rasmussen angeheuert hatte, gerichtlich zu belangen. Denn es war wohl zweifellos einer der Hauptkonkurrenten von Decodyne, der den Hacker bezahlte.
    Sie hatten Tom Rasmussen in dem Glauben gewiegt, er hätte die Sicherheitskameras ausgetrickst, obwohl er natürlich ständig unter Beobachtung stand. Sie hatten auch ruhig zugesehen, als er die Codes entschlüsselte und damit Zugang zu den Informationen hatte, die er wollte. Was er freilich nicht wußte, war, daß die Dateien Geheiminstruktionen enthielten, die sicherstellten, daß später auf den Disketten praktisch nur wertloses und verstümmeltes Material sein würde.
    Das Feuer krachte und knisterte donnernd und verschlang den Kleinbus. Julie beobachtete Trugbilder aus reflektierten Flammen, die vor den Glaswänden und den großen schwarzen Fenstern von Decodyne Luftsprünge zu vollführen schienen, als suchten sie das Dach zu erreichen und dort miteinander zu verschmelzen wie die grotesk häßlichen Tänzer beim Veitstanz.
    Um sich gegen das Krachen des Feuers und den Lärm der heranjaulenden Sirenen zu behaupten, hob Julie leicht die Stimme. »Nun, wir haben geglaubt, er dächte, er hätte die Videokameras ausgetrickst«, sagte sie, »aber er hat offenbar gewußt, daß wir hinter ihm her sind.«
    »Sicher.«
    »Da liegt's doch auf der Hand, daß er auch clever genug war, nach den Befehlen zu suchen, die die Kopier-Sperre wieder aufheben.«
    Bobby runzelte die Stirn. »Du hast recht.«
    »Also hat er Whizard vermutlich dechiffriert auf diesen Disketten.«
    »Verdammt. Ich will da nicht reingehen. Auf mich ist heute Nacht schon genug geschossen worden.«
    Ein Streifenwagen bog zwei Blocks entfernt in die Straße ein und fuhr mit heulenden Sirenen und Blaulicht auf sie zu.
    »Da kreuzen die Profis auf«, sagte Julie. »Warum lassen wir die das nicht erledigen?«
    »Für den Job hat man uns engagiert. Wir haben eine Verpflichtung. Die Privatdetektiv-Ehre ist mir heilig, das weißt du doch. Was würde Sam Spade dazu sagen?«
    »Sam Spade kann mich an die Füße fassen ...«
    »Was würde Philip Marlowe dazu sagen?«
    »Philip Marlowe kann mich auch an die Füße fassen ...«
    »Was würde unser Klient dazu sagen?«
    »Unser Klient kann mich erst recht an die ...«
    »Liebling, an die Füße fassen ist nicht der populäre Ausdruck.« »Ich weiß, aber ich bin eine Dame.« »Das bist du sicher.« Als der schwarzweiße Streifenwagen vor ihnen bremste,  bog ein weiteres Polizeifahrzeug um die Ecke. Sirenen heulten. Und aus der anderen Richtung erschien ein drittes.
    Julie legte die Uzi aufs Pflaster und hob die Hände, um Mißverständnisse auszuschließen. »Ich bin wirklich froh, daß du am Leben bist, Bobby.«
    »Willst du mich noch einmal treten?«
    »Im Augenblick nicht.«

7
    Frank Pollard ließ die Heckklappe nicht los und fuhr neun, zehn Blocks auf der hinteren Stoßstange des Lasters mit, ohne daß der Fahrer ihn bemerkt hätte.
    Unterwegs sah er ein Schild, das ihn in der Stadt Anaheim willkommen hieß, was bedeutete, daß er in Südkalifornien war, obwohl er immer noch nicht wußte, ob er da lebte, oder ob er von außerhalb war. Da die Nachtluft so kühl war, mußte Winter sein. Es war nicht wirklich kalt, aber so frostig, wie es in dieser Klimazone werden kann.
    Daß er weder das genaue Datum noch den Monat wußte, stimmte ihn nervös. Er zitterte vor Kälte und sprang von dem Lastwagen, als der langsamer wurde und in eine Nebenstraße einbog, die zu einem Industriegebiet gehören mußte.
    Große Wellblechhallen - einige frisch gestrichen und andere mit Roststreifen, einige von Sicherheitslampen schwach erleuchtet, andere dunkel - zeichneten sich gegen den sternenhellen Himmel ab.
    Er schulterte die Reisetasche und entfernte sich von den Lagerhäusern. Die Straßen in diesem Distrikt waren von schäbigen Bungalows gesäumt. Die Büsche und Bäume waren größtenteils ungepflegt: die toten Wedel der Palmen waren nicht abgeschnitten. Hibiskusbüsche mit halbgeschlossenen Blüten schimmerten sanft in der Finsternis. Die Hecken waren so alt, daß man mehr Holz als Blätter sah. Bougainvillearanken hatten sich über Dächer und Zäune ausgebreitet. Die

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