Ort des Grauens
raste, und sie mußte angestrengt blinzeln, damit das beißende Blut ihr nicht die Sicht nahm. Sie griff sich die Uzi vom Beifahrersitz, drückte die Tür auf und rollte sich hinaus. Sie bewegte sich schnell und achtete auf Dekkung.
Der andere Gangster saß bereits in dem blauen Ford-Kleinbus. Er gab Gas, bevor ihm einfiel, daß er zunächst den Gang einlegen mußte. Die Reifen quietschten und qualmten.
Julie verschoß zwei Garben der Uzi. Beide Reifen auf ihrer Seite des Kleinbusses waren platt.
Den Kerl konnte das allerdings nicht stoppen. Er brachte es schließlich fertig, den Gang einzulegen und versuchte, auf den beiden platten Reifen an ihr vorbeizufahren.
Der Bastard hatte möglicherweise Bobby getötet, und jetzt haute er ab. Er würde vermutlich nie gefunden werden, wenn Julie ihn nicht aufhielt. Widerstrebend schwang sie die Uzi hoch und leerte das gesamte Magazin ins Seitenfenster des Kleinbusses. Der Ford beschleunigte, wurde dann plötzlich langsamer, rutschte mit immer weniger Geschwindigkeit in einem großen Bogen nach rechts und prallte gegen die Bordsteinkante, wo er mit einem Ruck hielt.
Niemand stieg aus.
Julie behielt den Ford im Auge, beugte sich in ihren Wagen, griff sich ein Reservemagazin vom Sitz und lud die Uzi neu. Dann ging sie vorsichtig auf den im Leerlauf tuckernden Ford zu und riß die Tür auf. Doch ihre Vorsicht erwies sich als unnötig, weil der Mann hinter dem Steuer tot war. Ihr wurde ein wenig übel, trotzdem faßte sie hinein und schaltete den Motor ab.
Als sie sich von dem Ford abwandte und auf den von Kugeln durchsiebten Dodge zueilte, waren die einzigen Geräusche, die sie wahrnahm, das Rauschen einer leichten Brise in den üppigen Büschen, die die Firmengebäude flankierten, und das sanfte Rascheln und Knistern der Palmwedel. Dann konnte sie auch den im Leerlauf brummenden Motor des Dodge hören. Im selben Moment nahm sie den Benzingeruch wahr und schrie: »Bobby!«
Bevor sie den weißen Kleinbus noch erreicht hatte, wurden die Hecktüren krachend aufgestoßen, und Bobby sprang heraus. Kleine und kleinste Metall- und Plastikteilchen, Glas-und Holzstückchen und Papierfetzen flogen um ihn herum. Er keuchte und rang nach Luft. Wegen der Benzindämpfe hatte es im Gepäckraum offensichtlich kaum noch Atemluft gegeben.
In der Ferne erklangen Sirenen.
Zusammen ließen sie den Dodge rasch hinter sich. Sie waren gerade ein paar Schritte weit gelangt, als orangefarbene Lichter aufglühten und Flammen zischend von den Benzinpfützen aufstiegen, die sich auf dem Pflaster gebildet hatten. Das Fahrzeug wurde in ein gleißendes Feuermeer verwandelt. Sie hasteten aus dem Strahlenkranz der intensivsten Hitze heraus, die den Dodge umgab, und blieben einen Moment lang stehen, schauten erst das Wrack an, dann einander.
Die Sirenen rückten näher.
»Du blutest«, sagte er.
»Hab' mir nur die Stirn ein wenig angeschrammt.«
»Bist du sicher?«
»Es ist nichts. Was ist mit dir?«
Er atmete einmal tief durch. »Ich bin okay.«
»Wirklich?«
»Ja, klar.«
» Du bist nicht verletzt?«
»Ganz heil. Es ist wie ein Wunder.«
»Bobby?«
»Was?«
»Ich hätte es nicht ertragen, wenn ich dich da drinnen tot vorgefunden hätte.« »Ich bin nicht tot. Mir geht's gut.« »Gott sei Dank«, sagte sie. Dann gab sie ihm einen Tritt vors rechte Schienbein. »Au! Was, zum Teufel ...« Sie trat ihn vors linke Schienbein.
»Julie, verdammt noch mal!«
»Sag mir nie wieder, ich soll abhauen.«
»Was?«
»Ich bin eine echte Partnerin in der Firma - in jeder Bezie hung.« »Aber ...« »Ich bin so clever wie du, so schnell wie du ...« Er schaute zu dem toten Mann auf der Straße hinüber und dann zu dem anderen in dem Ford, der durch die offene Tür sichtbar war, und sagte:
»Ganz bestimmt, Baby.«
»... so hart wie du ...«
»Ich weiß, ich weiß. Aber hör auf, mich zu treten.«
»Was ist mit Rasmussen?« fragte sie.
Bobby schaute an dem Decodyne-Gebäude hoch. »Glaubst du, daß er immer noch drin ist?«
»Die einzigen Ausgänge zu den Parkplätzen gehen zum Michaelson Drive, und wenn er da nicht rausgekommen ist, muß er noch drinnen sein - es sei denn, er ist zu Fuß abgehauen. Wir müssen ihn uns schnappen, bevor er mit den Disketten aus der Falle entwischt.«
»Auf den Disketten ist sowieso nichts Wichtiges«, erwiderte Bobby.
Decodyne hatte von Anfang an über Rasmussen Bescheid gewußt, weil die Agentur Dakota & Dakota -vertraglich verpflichtet, die Sicherheitsüberprüfungen
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