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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Uniformhemdes ein gefaltetes Stück Schreibmaschinenpapier, das er entfaltete und vor die Linse hielt. Eine Nachricht war in schwarzen Blockbuchstaben darauf geschrieben worden: AUF WIEDERSEHEN, ARSCHLOCH!
    »Mit Sicherheit gibt's Ärger«, entgegnete Bobby.
    »Wie schlimm?«
    »Weiß nicht.«
    Einen Moment später wußte er es: Maschinenpistolenfeuer erschütterte die Nacht - trotz der Kopfhörer konnte er ihr Rattern hören -, und Kugeln durchlöcherten die Wände des Kleinbusses.
    Julie hatte die Schüsse offenbar durch die Kopfhörer ebenfalls gehört. »Bobby, nein!«
    »Raus da, Baby! Renn! Hau ab!«
    Noch beim Sprechen riß sich Bobby die Kopfhörer herunter, rutschte vom Stuhl und warf sich auf den Boden.

3
    Frank Pollard spurtete von Straße zu Straße, von Gasse zu Gasse, manchmal auch quer über die Rasenflächen der dunklen Häuser. In einem Hinterhof bellte ein großer, schwarzer Hund mit gelben Augen. Er schnappte die ganze Zeit nach ihm, während er an dem Begrenzungszaun entlanghastete. Er erwischte sogar einmal kurz eines seiner Hosenbeine, als er über den Zaun kletterte.
    Sein Herz hämmerte schmerzhaft, und seine Kehle war heiß und wund, weil er die kühle, trockene Nachtluft in großen Zügen durch den offenen Mund einsog. Seine Beine taten weh. Die Reisetasche hing so schwer an seinem rechten Arm, als sei sie aus Eisen. Und bei jedem seiner weitausholenden Schritte spürte er pochende Schmerzen im Hand und Schultergelenk. Aber er blieb nicht stehen und er schaute sich auch nicht um, weil er das Gefühl hatte, etwas Monströses, etwas Widernatürliches sei ihm auf den Fersen, eine Kreatur, die niemals Ruhe brauchte und ihn nur mit ihren Blicken in Stein verwandeln würde, würde er wagen, sie anzusehen.
    Nach einer Weile überquerte er eine Straße, auf der zu dieser späten Stunde kein Verkehr war, und hastete auf die Zufahrt zu einem anderen Apartmentkomplex zu. Durch eine Pforte gelangte er in einen weiteren Hof. In seinem Mittelpunkt lag ein leerer Swimmingpool, dessen schräg abfallende Umrandung rissig war.
    Auf dem ganzen Platz war kein Licht, doch Franks Augen hatten sich an das Dunkel der Nacht gewöhnt, so daß er genug sehen konnte, um nicht in den leeren Pool zu fallen. Er suchte nach irgendeinem Zufluchtsort. Vielleicht gab es ja einen Gemeinschafts-Waschraum, dessen Schloß er aufbrechen und wo er sich verstecken konnte.
    Während er vor seinem unsichtbaren Verfolger davonlief, hatte er noch etwas anderes über sich selbst herausgefunden: Er hatte dreißig, wenn nicht gar vierzig Pfund Übergewicht und war nicht in Form. Er mußte dringend Atem schöpfen - und nachdenken.
    Als er an den Türen der Wohneinheiten im Erdgeschoß vorbeihastete, merkte er, daß einige von ihnen offenstanden und schief in den Angeln hingen. Dann sah er, daß etliche Fenster mit einem Netz aus Sprüngen und Rissen überzogen, ein paar voller Löcher und in anderen gar keine Scheiben mehr waren. Auch das Gras war tot, so spröde wie vergilbtes Papier, und die Büsche waren verwelkt. Eine verdorrte Palme lehnte schief an einer Hauswand. Der Apartmentkomplex war verlassen und nur noch Objekt für eine Abbruchfirma.
    An der Nordseite des Hofes fand er eine bröckelige Zementtreppe. Er schaute sich um. Wer auch immer -was auch immer ihm folgte, war noch nicht in Sicht.
    Keuchend stieg er zu dem Laubengang im zweiten Stock hinauf und eilte von einem Apartment zum nächsten, bis er eine offene Tür fand. Sie war verzogen. Die Scharniere waren festgerostet. Trotzdem ließ sich die Tür ohne allzu großen Lärm bewegen. Er schlüpfte hinein und drückte die Tür hinter sich zu.
    Die Wohnung war ein Hort der Schatten, nachtschwarz und unüberschaubar. Die Fensterhöhlen waren von schwachem aschgrauem Licht erfüllt, konnten den Raum jedoch nicht erhellen.
    Er horchte aufmerksam in die Dunkelheit.
    Die Stille und die Finsternis waren gleichermaßen tief.
    Ganz vorsichtig und Zentimeter für Zentimeter schob sich Frank auf das nächstgelegene Fenster zu, das auf den Laufgang und den Hof hinausging. Im Rahmen waren nur noch einige Scherben und Splitter, aber unter seinen Füßen knirschten und klirrten unzählige Bruchstücke. Er tat behutsam einen Schritt nach dem anderen, weil er Angst hatte, zuviel Lärm zu verursachen oder sich die Laufschuhe aufzuschneiden.
    Am Fenster hielt er inne, lauschte wieder.
    Stille.
    So als wäre er das eisige Ektoplasma eines schwerfälligen Geistes, schwappte ein träge fließender

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