Ostseegrab
einfach so weitermachen? Meinst du, das kommt so prima an? Schnupperkurs trotz Leiche? Das ist ja krank! Verschwinde!«
»Ich hau ab. Aber vorher will ich noch eins wissen. Wieso hast du heute Morgen am Strand gemeint, dass es vielleicht deine Schuld sei?«
»Hab ich das?«
»Hast du irgendetwas zu Sarah gesagt? Irgendwas, das sie auf eine so bescheuerte Idee gebracht hat, noch mal aufs Wasser zu gehen? Oder hat sie vielleicht angedeutet, dass sie später noch kiten wollte?«
Olli stand schwankend auf und sah ihn wütend an. »Die Polizei hat mich bereits befragt. Ich brauch jetzt kein zweites Verhör! Verpiss dich endlich!«
Die Polizei war schon hier gewesen! Ben verließ mit zitternden Knien das Wohnmobil. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Bullen mit ihm sprechen würden. Er musste sich wirklich genau überlegen, was er sagen wollte.
9
Stefan schlug verwirrt die Augen auf. Sein Herzklopfen ließ nach, als er feststellte, dass er zu Hause war. Er hatte so viel wirres Zeug geträumt: da war die Vernehmung der letzten Nacht. Diese Frau, die ihr totes Baby vom Balkon geworfen hatte, hatte sich in die ertrunkene Wassersportlerin verwandelt. Und immer wieder hatte sie geschrien: »Es war Mord, warum seht ihr das nicht ein?« Statt seines Kollegen hatte Sophie neben ihm gesessen und ihn vorwurfsvoll angesehen ... Ich habe es dir gleich gesagt, gleich gesagt, gleich gesagt ... Stefan atmete tief durch. Hoffentlich hatte Broder mittlerweile die Identität der Frau herausgefunden. Die Türklinke wurde leise nach unten gedrückt und Tina blickte ins Zimmer.
»Entschuldige. Hab ich dich geweckt?«
»Nein. Ich bin gerade aufgewacht.«
»Unser Kleiner stinkt und ich habe unten keine Windeln mehr.«
Stefan sprang mit einem Satz aus dem Bett. »Lass mich!«
»Mit Vergnügen!« Tina gab ihm grinsend das Baby und setzte sich in den Schaukelstuhl. Vorsichtig legte Stefan seinen kleinen Sohn auf die Wickelkommode und machte sich ans Werk. Finn begann leise zu krähen. »Hat er Hunger?«
»Er bekommt ja gleich was. Geht es dir wieder besser?«
»Ja, ich habe einfach eine Mütze voll Schlaf gebraucht. Sorry, ich war wohl etwas ungastlich.«
»Ungastlich? Du warst richtig ekelig! Sophie hat es im Moment nicht einfach. Bitte versuche, na du weißt schon. Ich freu mich wirklich über ihren Besuch. Stell dir vor, sie macht gerade das Mittagessen! Ich habe fast ein schlechtes Gewissen.«
»Wenn es ihr Spaß macht! Für sie ist das hier eben Urlaub auf dem Land, nach dem Motto: Es darf mit angepackt werden! Ist doch mal was anderes, als sich den ganzen Tag im Fünfsternehotel bedienen zu lassen. Das wird doch auch irgendwann langweilig für so eine Luxuskuh.« Tina rollte mit den Augen. »Ist schon gut! Ich mag Sophie, ich mag Sophie«, lenkte Stefan sofort ein.
»So ist es brav. Bete dein Mantra. Was war eigentlich heute Morgen? Habt ihr gestritten?«
»Hat Sophie das gesagt?«
»Nein, hat sie nicht! Sie ist keine Petze.«
»Ich bin eben nicht gut drauf, wenn ich nach einer schlaflosen Nacht auf eine Leiche und Sophie treffe.«
»Das hat Sophie auch gemeint, aber ich dachte, da wäre noch etwas anderes. Sie sagte mir, dass ihr da was komisch vorkam. Irgendwas mit dem Treibgut.«
Stefan stöhnte genervt. »Ich habe die Leiche in die Gerichtsmedizin bringen lassen, weil dieser Doktor Fips ein echter Trottel ist. Die Jungs im grünen Kittel werden nichts Ungewöhnliches finden. Sag mal, warum schreibt deine durchgeknallte Freundin eigentlich keine Krimis?«
Tina lachte. »Nein, viel besser! Sie sollte Privatdetektivin werden.«
»Tolle Idee. Wehe, du schlägst ihr das vor!«
Gemeinsam schlichen sie die Treppe runter.
»Und nicht vergessen, Liebling, immer nett sein zu unserem Gast«, flüsterte Tina. »Sonst machen wir gemeinsam eine Detektei auf.«
Stefan grinste sie an, obwohl er sich gerade überhaupt nicht wohlfühlte. Er hätte besser aufpassen müssen. Das mit dem Treibgut könnte tatsächlich ein Hinweis sein.
Felix stocherte lustlos in seinem Hummercocktail herum. Das gemeinsame Mittagessen war Juliettes Idee gewesen. Als ob er sonst keine Probleme hätte! Felix versuchte, sich zusammenzureißen. Seine Kinder konnten schließlich nichts für sein Dilemma. Sie saßen gemeinsam am Esstisch, der unter dem Angebot des Feinkostladens zusammenzubrechen drohte. Seine Frau redete, ohne Luft zu holen. Felix hörte nur mit einem Ohr zu.
»Liebling! Träumst du? Ich habe dich gefragt, ob du dir grüne
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