Ostseegrab
verschwiegen, dass er sie gevögelt hat? Ingo, wir beide fahren sofort nach Gold und knöpfen uns diesen Olli mal vor. Und dann bitten wir ihn, noch mal genau zu überlegen, wie sein Verhältnis zu Sarah war. Vielleicht fällt ihm nun wieder ein, dass sie sich viel näher waren.«
»Und wenn nicht?«
»Dann kann er seinen Anwalt anrufen und sich auf eine Reise nach Lübeck freuen, all inclusive. Das ganze Programm. Fingerabdrücke, DNA ... Wir bohren ein bisschen, machen ihm Angst und wenn wir Glück haben, verhaspelt er sich.«
»Und wenn wir Pech haben?«
»Dann haben wir immer noch nichts! Das heißt ja nicht, dass er es nicht war, aber wir müssen ihn laufenlassen und von vorne anfangen. Und wir müssen noch mehr über diese andere ...«
»Sandra.«
»Ja. Alles, was wir über sie wissen, ist mir zu glatt. Vielleicht hatte sie ein kleines Abenteuer. In einem Punkt bin ich mir jedenfalls sicher. Die Frauen wurden von ein und derselben Person ertränkt. Und solange wir im Dunkeln tappen, können wir nicht ausschließen, dass wir es tatsächlich mit einem Serienmörder zu tun haben.«
Ben schloss den Schuppen auf und nahm Sophie das Board ab, um es zu verstauen. »Du warst richtig gut!«, bemerkte er beiläufig. Er wollte auf keinen Fall zu viel Interesse zeigen.
»Ach, spinn doch nicht! Ich war ja mehr unter Wasser als auf dem Brett.«
»Jetzt untertreib mal nicht. Immerhin warst du auf dem Brett! Zum Schluss bist du doch richtig lange drauf geblieben. Ich habe in meinem Kurs Fortgeschrittene, die sich schwerer tun.«
»Ich soll also mit dem Kiten weitermachen?«
»Na klar!«, rief er verwundert. »Als Nächstes musst du aber lernen zu wenden. Du kannst nicht immer den ganzen Weg zurücklatschen.« Ben öffnete den Reißverschluss seines Neoprenanzuges. »Du solltest das ausziehen!«, meinte er nebenbei und deutete auf ihren Anzug.
»Das habe ich irgendwann schon mal gehört!« Sophie lächelte ihn ironisch an. »In diesem Fall werde ich der Aufforderung sogar Folge leisten.«
Ben konzentrierte sich auf das Türschloss, um nicht wieder in die Versuchung zu kommen sie anzustarren.
»Ich muss zugeben, dass es mir richtig Spaß macht!«, plapperte Sophie munter.
Kiten oder ausziehen, fragte Ben sich verwirrt. Sophie trug einen schlichten schwarzen Bikini und sah umwerfend aus. Ein knackiger Po und tolle Brüste. Doch am Schönsten war ihr Gesicht. Ein paar nasse Haarsträhnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und klebten an ihrer Stirn wie bei einem kleinen Mädchen.
»Was ist eigentlich mit den anderen?«, fragte Ben, um sich abzulenken. Sophie sah ihn irritiert an. »Na, mit den Leuten in deinem Kurs? Machen die auch weiter?«
Sie überlegte kurz. »Bärchen und Bienchen sind abgereist. Sie wollten nicht in die Hände des Serienkillers fallen. Und die Kiffer aus Berlin fahren weiter nach Dänemark, Party machen.«
»Und die alten Hippies?«
»Ein schräges Pärchen, oder? Sie streiten sich nur noch. Sag mal, habt ihr hier immer so viele Pflegefälle?«
»Ich fürchte, ja!«
Ein paar Typen näherten sich der Hütte. Ben fluchte innerlich. Gerade war das Eis zwischen ihnen gebrochen und ausgerechnet jetzt musste er sich um Kunden kümmern.
»Da kommen schon wieder neue Patienten«, flüsterte Sophie verschwörerisch.
»Na wunderbar! Eigentlich wollte ich für heute Schluss machen.« Ben setzte alles auf eine Karte. Wenn er jetzt nicht fragen würde, würde er es nie mehr tun. »Gehen wir später zusammen essen?« Sie würde nie mit ihm essen gehen. Er musste verrückt geworden sein.
»Wann und wo?«
Hatte er richtig gehört? Ben überlegte kurz. »Hast du großen Hunger?«
»Ich könnte ein ganzes Schwein essen!«
»Das lässt sich machen!«, lachte er. »Wir haben einen netten Griechen in Orth. Riesige Portionen, Fleischberge! Alles schön fettig und mit viel Knoblauch.«
»Klingt sehr gut! Soll ich dich abholen?«
»Ich kann dich auch abholen.«
»Sicher«, schmunzelte Sophie. »Allerdings muss ich nur in mein Auto springen und losfahren. Du musst erst das Geschirr wegräumen und was weiß ich nicht, um mit deinem Haus vorzufahren.«
»Das ist ein Argument!«
Sophie griff nach ihrer Tasche und pfiff nach ihrem Hund.
»Ich bin um sieben da.«
Ben sah ihr nach und wunderte sich über sich selbst. Nach dem Tod von Lamai hatte er kein Mädchen mehr direkt gefragt. Er hatte immer nur auf Einladungen und Anmachen reagiert. Er hatte mit Frauen geflirtet und geschlafen, und sich jedes
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