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Ostseeliebe

Ostseeliebe

Titel: Ostseeliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Jaskulla
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goldfarbenes Licht. Sieht gar nicht so übel aus, machte sich Julia Mut, und dann: Jetzt habe ich dem jungen Paar so genau zugehört, wer weiß, ob für mich jemand da sein wird?
    Es war ihr ungewöhnlich vorgekommen, daß Frau Bult, die Leiterin der Forschungsstätte, ihr gleich angeboten hatte, sie abzuholen. Um diese Zeit! Weit nach elf Uhr abends!
    »Aber hören Sie«, hatte Frau Bults seltsam neutrale Telefonstimme gesagt. »Wie wollen Sie denn sonst unser Haus finden? Im Dunkeln!«
    »Na, ich habe doch die Adresse!« hatte Julia geantwortet. »Schließlich gibt es Straßenschilder und Hausnummern, und fragen kann ich auch!«

    »Lassen Sie man. Ich hole Sie ab.«
    Sie hatte aufgelegt, und Julia hatte schnell gelernt, daß dies Frau Bults Art war, Telefongespräche zu beenden. Es war nicht unfreundlich gemeint, sie ersparte sich offenbar nur die zeitraubenden Abschiedsfloskeln, die mit Leben, mit ungekünstelter Freundlichkeit zu erfüllen es noch zu früh war in ihrer Bekanntschaft. Julia verstand das. Und sie mochte es, fand es geradezu rücksichtsvoll, vielleicht, weil es sie selbst von der Notwendigkeit befreite, etwas sagen zu müssen, was sie noch nicht meinen konnte.
    Im Stillen war Julia dankbar dafür, daß Frau Bult sie abholen wollte. Ihre vorgetragene Selbstsicherheit am Telefon war nur eine leere Floskel gewesen. Das Schiff drehte bei, die Maschine knurrte laut auf, gab scheppernd nach, und dann sah man am Ufer ein Grüppchen von Leuten stehen, von denen die meisten, Julia erkannte es nur schemenhaft, etwas Größeres dabeizuhaben schienen. Hunde? Nein, es waren - Handkarren. Ja, tatsächlich Handkarren! Julia blinzelte. Es kam ihr vor, als sei sie mit dieser Fähre vierzig Jahre in der Zeit zurückgereist.
    Etwas glitzerte in der Dunkelheit: eine metallene Rampe. Das Schiff legte an. Zwei Männer schoben die Rampe herüber, und alle schienen plötzlich genau zu wissen, was sie zu tun hatten. Der Schiffsmotor grollte noch einmal, dann war es still.
    »Stiftsdorf!«
    Julia erhob sich und folgte den anderen. Die kleinen Mädchen schwatzten jetzt aufgeregt auf die Eltern ein, miteinander, ins Leere. Das schüchterne Paar hatte Rucksäcke geschultert, stand ganz still beieinander, hielt sich an den Händen. Andere Passagiere machten sich am Gepäck zu schaffen, und treppabwärts, vom Unterdeck, rumorte es: Von dort wurden weitere Kisten, metallene Container und Koffer nach oben gewuchtet.

    »Nun faß doch mal mit an!«
    »Jo!«
    Die Nachtluft war kühl und klar und weich. Unwillkürlich strich sich Julia über das Gesicht. Die Koffer hatten unterwegs ihr Gewicht auf rätselhafte Weise verdoppelt. Julia verfluchte die Idee, die Hartschalenkoffer mitgeschleppt zu haben, weil die ja so solide waren. Solide - und scharfkantig und unnachgiebig obendrein. Die Leute mit See- und Rucksäcken waren nun eindeutig im Vorteil. Schon hatte selbst die Familie mit den beiden Mädchen ihre gesamte Habe von Bord geschleppt, hatte sich ein paar Handkarren gegriffen und lachend und lärmend alles aufgeladen, um dann ebenso lärmend auf einem Weg zur Linken zu verschwinden. Lässig, so kam es Julia vor, schlenderten die übrigen von Deck, hatten noch Zeit, dem Kapitän ein fröhliches »Tschüs denn!« zuzurufen. Tschüs denn! Julia ächzte. Der improvisierte Übergang war schmal und schlüpfrig! Sie balancierte vorsichtig an Land.
    »Frau Völcker?«
    Das also war Frau Bult.
    Das Gesicht einer Bäuerin, aufgeweckt und mit klaren Gesichtszügen. Ein Gesicht für Wasser und Seife. Wache, helle Augen. Die Haare halblang, irgendwie nach hinten gekämmt und von irgend etwas zusammengehalten, bei Tageslicht wahrscheinlich genau von jenem dunklen Aschblond, das sich Mutters Freundinnen für viel Geld ins Haar strähnen ließen. Eine Jacke von undefinierbarer Farbe. Und Gummistiefel! Julia ertappte sich dabei, entsetzt nach unten zu starren.
    »Ja, das sind meine Party-Galoschen«, sagte Frau Bult, die sich offenbar um einen umgänglichen Ton bemühte. »Werden Sie auch brauchen.«
    »Aber es regnet doch gar nicht.«
    »Nein, nein, aber Sie werden schon sehen, da unter den
Bäumen hält sich der Moder monatelang. Und dieses Jahr hat es geregnet wie nichts Gutes.«
    Zweifelnd sah sie auf Julias halbhohe Schuhe.
    »Hatte ich Ihnen nicht gesagt...«
    »Doch, doch, aber die halten eine Menge aus.«
    »Na gut, dann mal her mit den Klamotten.«
    Frau Bult bemühte sich, nicht wie die Wissenschaftlerin zu reden, die sie war, sondern

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