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Ostwind (German Edition)

Ostwind (German Edition)

Titel: Ostwind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Wimmer
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den Augen. Ich muss das Turnier vorbereiten, das ist wichtig fur uns alle.«
    Dr. Anders kam aus der Box. »Die Atmung ist gut. In einer Stunde ist er wieder wach«, sagte er.
    Mika wollte an ihm vorbei zu dem Pferd, das betäubt am Boden lag.
    Doch ihre Großmutter hielt sie eisern fest. »Du gehst jetzt auf dein Zimmer, steckst deine Nase in ein Buch und gehst nicht mehr aus der Tur, bis Sam dich holen kommt, verstanden?«, erklärte sie scharf.
    Mika warf einen letzten Blick in Richtung Box. Dann drehte sie sich um und trottete davon. Sie hatte noch immer nicht die geringste Ahnung, warum sich alle so aufregten. Aber es erklärte ihr ja auch niemand! Sie hatte die Nacht bei einem einsamen Pferd verbracht – nicht bei einem gefährlichen! Warum regten sich nur alle so auf?
    In ihrem Zimmer angekommen, nahm Mika eines der Mathematikbücher in die Hand. Sie wollte ihre Großmutter – wegen was auch immer – nicht noch weiter verärgern. Aber schon beim Anblick der Formeln fühlte sie sich müde, sodass sie es rasch wieder weglegte. Einen Augenblick saß sie ruhig da, dann ertappte sie sich dabei, wie sie zum Fenster ging und Richtung Stall spähte.
    Draußen schien die Sonne und der Himmel leuchtete lichthell und weit. Plötzlich bekam Mika große Sehnsucht nach Fanny. Wenn es einen Menschen auf dieser Erde gab, der sie verstand, dann sie.
    Mika holte ihr Handy und hielt es hoch in die Luft. Aber immer noch leuchtete »Kein Netz« auf dem Display. Sie blickte in die grune Ferne, während sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. »Sie hat nur gesagt, ich soll nicht aus der Tur gehen«, sagte sie leise zu sich selbst. Dann schnappte sie sich ihr Kickboard und kletterte mit ihm aus dem Fenster auf das Vordach.
    Im Fernsehen sah eine Flucht aus dem Fenster allerdings immer viel leichter aus. Das Dach erwies sich als ziemlich steil. Mika fand schwer beladen kaum Halt und kam sofort ins Rutschen. Schließlich schlitterte sie hilflos über das schmale Dach. Erst im letzten Moment konnte sie sich an der Dachrinne festhalten. Gerade als sie sich hoch strampeln wollte, hörte sie unten Stimmen. Maria Kaltenbach hinkte um die Ecke. Neben ihr ging Dr. Anders. Sofort erstarrte Mika in ihrer Verrenkung.
    »Du kannst Ostwind nicht ewig wegsperren«, hörte sie Dr. Anders sagen. »Es ist ein Tier. Das muss ich dir nicht erklären. Es war nur eine Frage der Zeit, bis so was passiert.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Maria Kaltenbach. »Ich verstehe mich ja selbst nicht. Dieses Pferd hat mich alles gekostet. Und trotzdem …«
    Dr. Anders blieb stehen und legte Maria Kaltenbach eine Hand auf den Arm. »Du musst eine Entscheidung treffen«, sagte er.
    Frau Kaltenbach seufzte. »Ich rufe den Ungarn.«
    Dr. Anders’ Miene verfinsterte sich. »Der Ungar? Muss das sein?«
    Maria nickte entschlossen. »In vier Wochen ist das Turnier, da wird er hier sein.«
    Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Er zahlt gut. Und du weißt, wir brauchen jeden Cent.«
    Der Tierarzt blickte unglücklich. »Ja. Aber der Ungar … das ist schlimmer als meine Spritze«, gab er zu bedenken.
    Mika biss die Zahne zusammen. Mit letzter Kraft krallte sie sich ans Vordach, doch sie rutschte langsam aber sicher ab. Mit einem unterdrückten Schrei landete sie unsanft in den Büschen.
    Maria Kaltenbach und Dr. Anders glaubten, etwas gehört zu haben. Doch gerade als sie sich suchend umdrehen wollten, kam Tinka angerannt.
    »Papa, Papa, Archibald hat einen ganzen Eimer Ruben gefressen! Schnell, du musst kommen!«, rief sie atemlos.
    »Das macht doch nichts, das vertragt er schon mal«, beruhigte Dr. Anders seine Tochter.
    Tinka hob fragend die Hände. »Mit dem Eimer?«
    »Ja, das ist etwas anderes.« Dr. Anders seufzte hörbar auf. »Dieses Pony bringt mich noch um den Verstand«, sagte er entschuldigend und folgte rasch seiner Tochter zu Archibald.
    Auch Maria Kaltenbach ging zurück ins Haus. Nicht ohne sich vorher noch einmal aufmerksam umzublicken. Doch außer einem bluhenden Rosenbusch, der sanft im Wind zitterte, war nichts zu sehen.

5. Kapitel
    Langsam rappelte sich Mika aus dem Busch und zog mit schmerzverzerrtem Gesicht eine Dornenranke von ihrem Hosenbein. Dann zerrte sie ihr Kickboard hervor. Das Metall war völlig verbogen, das Brett gesplittert.
    Worüber hatte ihre Großmutter mit dem Tierarzt eben gesprochen? Ostwind – das musste der dunkle Hengst sein, das war klar. Aber wer oder was war der Ungar?
    Mika hatte keine Ahnung von einem

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