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Ostwind (German Edition)

Ostwind (German Edition)

Titel: Ostwind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Wimmer
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ab. »Da ist sicher wieder ein Trekker umgekippt. Ausgerechnet«, sagte er.
    Elisabeth drehte sich sorgenvoll zu Mika um, die apathisch im Polster lehnte.
    »Mauschen. Sei doch nicht so traurig«, sagte sie und suchte nach tröstenden Worten. »Du weißt doch: Im Weltall geht nichts verloren. Nur die Form verändert sich. Vielleicht ist er irgendwo da oben und passt auf dich auf?« Sie verstummte. »Was ist denn?«, fragte sie irritiert.
    Mika sah ihre Mutter mit leerem Gesichtsausdruck an. Elisabeths Worte waren nicht wirklich zu ihr durchgedrungen. Denn für einen Augenblick hatte Mika das Gefühl, in der Ferne Hufe zu hören. Oder war das Geräusch nur in ihrem Kopf? Dann flammte ein Bild vor ihren Augen auf.
    Mika hielt den Atem an. Sie versuchte, das Bild zurückzuholen. »Halt! Halt an!«, rief sie.
    »Mika, wir stehen«, erklärte ihr Vater.
    Doch da war Mika schon aus dem Auto gesprungen. Ihre Eltern sahen ihr entgeistert nach.
    »Vielleicht muss sie aufs Klo?«, überlegte Elisabeth, während sie Mika nachschaute, die an den Autos vorbeirannte, zurück den Hügel hinauf. Als Mika Herrn Kaans Koppel erreicht hatte, blieb sie stehen. Vollig außer Atem sah sie uber die große Wiese bis zum Waldrand. Nichts war zu sehen. Nichts war zu horen – außer dem friedlichen Surren der Insekten. Enttauscht atmete Mika aus.
    Sie ließ die Schultern sinken und wandte sich traurig zum Gehen. Für einen Augenblick hatte sie geglaubt –
    Plötzlich kam Wind auf. Er fuhr kräftig in die Wipfel der Bäume und über die weite Wiese. Er kam aus Osten. Aus der Ferne erklang ein vertrautes Wiehern. Und dann sah sie ihn! Er brach aus dem Schatten des Waldrands und galoppierte über die Wiese auf sie zu. Ein Strick baumelte um seinen Hals. Also doch!
    Unfassbare Freude ließ Mikas Gesicht leuchten.
    »Ostwind!«, rief sie. Dann rannte sie los, querfeldein zu ihm, ihrem Pferd.
    Ostwind stieß ein gluckliches Wiehern aus und trabte Mika entgegen, schneller und schneller und schneller. Sie trafen sich genau in der Mitte der leuchtenden Wiese, und Mika fiel Ostwind um den Hals, der ganz still dastand und den Kopf auf sie herabsenkte. Lange standen sie so da, in stiller Zwiesprache.
    In diesem Moment verließ Herr Kaan seine Laube. Als er sah, wie Mika und Ostwind im warmen Sonnenlicht beieinanderstanden, erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht.
    Ostwind stupste Mika sanft an die Schulter. Mika ließ ihn los.
    »Wie hast du das nur gemacht?«, fragte sie.
    Nur einen Kilometer weiter stand ein Polizeiauto mit Blaulicht am Straßenrand neben einem gekippten Pferdetransporter, der die Straße blockierte und offenbar die Ursache des Staus war. Die Klappe war offen und zeigte deutlich die Dellen der Hufe, die sie aufgebrochen hatten. Schaulustige standen herum, ein Polizist schuttelte unglaubig den Kopf.
    Doch davon bekamen weder Mika noch Mikas Eltern etwas mit. Phillip und Elisabeth waren aus dem Wagen ausgestiegen und warteten immer noch neben der Straße.
    »Die schwache Blase hat sie von dir«, sagte Mikas Vater.
    Mikas Mutter wollte diesen Vorwurf gerade energisch von sich weisen, als sie etwas sah, das ihr die Sprache verschlug: Uber den sanften Hang kam eine Reiterin angesprengt. Sie flog förmlich über die Wiese. Mikas Mutter überkam eine Ahnung. Sie versuchte etwas zu sagen, doch ihre Stimme versagte. Stattdessen schlug sie ihrem Mann hart auf den Arm.
    »Was denn?«, beschwerte sich dieser. Aber dann sah auch er den Hengst. Und seine Tochter, die sich eng an den Rücken des ungesattelten Pferdes schmiegte. Sie kamen immer näher, verringerten aber nicht das Tempo. In einem gewaltigen Satz flogen sie über den Wagen hinweg. Phillips Kinnlade klappte herunter. Auf dem Gesicht von Mikas Mutter lag der Ausdruck puren Staunens.
    »Das hat sie von mir«, sagte sie gerührt und stolz.
    Mit donnernden Hufen kam Ostwind auf dem Boden auf. Ohne Halt ging es weiter. Und es würde nie wieder aufhören. Mika wusste, sie waren nun unzertrennlich. Felder rasten an ihr vorbei und das Gestut Kaltenbach, es ging vorbei an Tinka und Archibald, und an einer Abteilung staunender Reitschulerinnen. Ein Gatter kam in ihr Blickfeld, doch auch das konnte sie nicht aufhalten.
    Mit einem Satz ging es darüber hinweg, über ihr nur das grenzenlose Blau des Himmels. Es war ein unbekanntes Gefühl maßlosen Glücks …

Epilog
    Drei Monate später saßen sieben Menschen gemeinsam auf der vollbesetzten Tribüne eines Reitstadions.
    Gerade hatte eine Reiterin

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