Outback Love
Ihre Hilfe«, sagte sie leise.
Einen Moment hielten sich ihre Blicke fest, und Cameron bemerkte, dass ihre Augen von einem erstaunlich tiefen Blau waren. Der leichte Wind wehte ihr eine ihrer dunklen Locken ins Gesicht, und ohne nachzudenken, hob er die Hand und strich sie ihr hinters Ohr.
»Alles Gute«, wünschte er ihr zögernd, »auf Wiedersehen.«
Ein wehmütiger Zug spielte um ihren Mund, als sie sich plötzlich nach vorne beugte und ihn auf die Wange küsste. »Ich werde Sie nie vergessen, Cameron Noah Conell.«
2
Auch Cameron konnte den Zwischenfall nicht vergessen. Nachdem er und Adam die Rinder wohlbehalten nach Adelaide gebracht und verkauft hatten, flog er wie geplant zurück nach Sydney. Dort saß er am nächsten Tag wieder in seinem klimatisierten Büro im achtzehnten Stockwerk des Conell-Tower in der Harringtonstreet in Downtown. Sein bester Freund und stellvertretender Geschäftsführer der ‚Conell Pty. Limited‘, Brian Jennings, war gerade dabei, ihn auf den neuesten Stand zu bringen.
»… Verhandlungen mit der Gewerkschaft, sie wollen fünf Prozent, ich habe ihnen drei avisiert, aber das letzte Wort hast natürlich du.« Der dunkelblonde Mann schwieg und betrachtete Cameron, der mit seinen Gedanken offensichtlich ganz woanders war. »Cam?«
»Wie? Jaja, tu, was du für sinnvoll hältst, du weißt, dass ich vollstes Vertrauen zu dir habe.«
»Du hast mir gar nicht zugehört, oder? Was ist los?«
»Nichts«, murmelte Cameron, »mach weiter.«
Brian legte seine Unterlagen beiseite und musterte den Freund eingehend. »Lass mich raten – es geht um die Frau und das Kind, richtig?«
»Holly Stanton, ja. Ich würde gerne wissen, ob alles in Ordnung ist.«
»Nun, vermutlich wird ihr Mann inzwischen bei ihr sein und sich um sie kümmern.«
»Ja, vermutlich. Aber wenn nicht? Ihrem Akzent nach ist sie keine Australierin, vielleicht ist sie ja ganz alleine hier.«
»Wenn es dich so brennend interessiert, dann ruf doch in der Klinik an und erkundige dich«, schlug Brian vor.
Cameron stand auf, trat ans Fenster und ließ seinen Blick über den Fährhafen und die Harbour Bridge schweifen. Das muschelförmige Dach der Sydney-Opera strahlte im Sonnenlicht, in der Bucht glitten unzählige Boote über das tiefblaue Wasser. Sofort sah er Hollys Augen vor sich, und einem spontanen Impuls folgend wandte er sich zu seinem Schreibtisch und drückte eine Taste der Sprechanlage.
»Mrs. Patton, buchen Sie mir einen Flug nach Port Augusta, in der nächstmöglichen Maschine.«
»In Ordnung, Sir.«
»Ach, und reservieren Sie mir ein Zimmer in irgendeinem Hotel dort.«
»Für welche Dauer?«
Er zögerte. »Eine Woche sollte reichen«, sagte er dann.
»Gut, wird gemacht.«
Anschließend schaute Cameron seinen Freund fragend an. »Kannst du mich noch ein paar Tage vertreten?«
»Jederzeit, das weißt du doch. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob es klug ist, was du da tust.«
»Ich fühle mich einfach verantwortlich und möchte mich selbst davon überzeugen, dass es Mutter und Kind gut geht.«
»Das ließe sich mit einem Telefonat schneller erledigen«, erwiderte Brian trocken. Als Cameron keine Antwort gab, erhob er sich und legte ihm die Hand auf den Arm. »Cam«, sagte er leise, »du kannst geschehene Dinge nicht rückgängig machen.«
»Ja, ich weiß«, murmelte Cameron bitter, »aber das habe ich auch nicht vor.«
Sechsundzwanzig Stunden später betrat Cameron das Port Augusta Hospital. An der Anmeldung erkundigte er sich nach Hollys Zimmer.
»Sind Sie der Ehemann?«, fragte die ältere Dame und schaute ihn über den Rand ihrer Brille hinweg prüfend an.
»Ein guter Freund«, schwindelte er.
»Nun, wenn das so ist, können Sie mir vielleicht weiterhelfen …«, sie zögerte kurz, »es gibt da ein kleines Problem.«
Cameron runzelte die Stirn. »Was ist los?«
»Mrs. Stanton ist nicht versichert, und hat wohl auch kein Geld, um die Behandlung zu bezahlen. Ihrem Pass nach ist sie Engländerin und anscheinend auf Urlaub hier.«
Ohne zu zögern, nahm Cameron seine Kreditkarte aus der Brieftasche und schob sie über den Tisch. »Ich komme für alle Kosten auf.«
»In Ordnung, Mr. Conell«, lächelte die Frau nach einem raschen Blick auf die Karte. »Mrs. Stanton liegt im ersten Stock, Zimmer 114.«
Cameron bedankte sich mit einem knappen Kopfnicken und stand wenig später vor der entsprechenden Tür. Nach einem kurzen Klopfen trat er ein und hielt augenblicklich den Atem an.
Die Luft in dem kleinen
Weitere Kostenlose Bücher