Outback Love
ahnen, welche Strategie sie verfolgten, er sollte glauben, dass es ihm bitterernst war.
An der Tür schaute er noch einmal kurz zu Holly, die zusammengesunken und mit tränenfeuchten Augen auf ihrem Stuhl saß. Ihr Anblick zerriss ihn fast in Stücke, und mit einem stummen Fluch stürmte er aus dem Raum.
21
Holly war völlig fassungslos. Wie konnte Cameron nur all diese Anschuldigungen gegen sie erheben? Hasste er sie so sehr? Oder hatte Patricia doch recht gehabt? War er von Anfang an nur an Noah interessiert gewesen und versuchte nun mit aller Gewalt, ihn zu behalten?
Zumindest schien er bereit zu sein, sämtliche Mittel zu nutzen, damit er Noah bekam, allerdings fand sie diesen Gedanken weniger erschreckend, als Noah Eric zu überlassen. Wenn sie sich entscheiden müsste, ob sie ihren Sohn bei Eric oder Cameron lassen wollte, fiele ihre Wahl zweifellos auf Cameron. Er liebte Noah, er hatte so viel für ihn getan, sich um ihn gekümmert, mit ihm gespielt, und war ihm mehr Vater gewesen, als Eric es jemals sein würde.
Cameron. Gott, wie tief ihre Gefühle für ihn immer noch waren. Wie oft hatte sie in den letzten Wochen bereut, dass sie davongelaufen und nach Roseley gegangen war. Sie und Noah könnten nach wie vor in ihrem Haus in Mona Vale in Sicherheit sein. Vielleicht hätten sie und Cameron sich schon längst wieder versöhnt. Wenn nicht, wären ihr zumindest die nächtlichen Stunden in seinen Armen geblieben, das wäre besser, als ihn ganz zu verlieren.
»Beweg dich, wir gehen«, riss Eric sie schroff aus ihren Gedanken.
Müde und zerschlagen erhob Holly sich von ihrem Stuhl und ließ sich von ihm wie eine willenlose Puppe aus dem Saal dirigieren.
Schweigend legten sie den Weg zum Auto zurück, doch kaum fuhren sie los, da ergoss sich Ercis Zorn über sie.
»Wie konntest du es wagen, meinen Sohn von diesem dahergelaufenen Kerl adoptieren zu lassen?«, tobte er. »Und dann hältst du es nicht einmal für nötig, mir eine Silbe davon zu sagen und lässt mich wie einen Idioten ins offene Messer laufen – das wirst du noch bereuen, das schwöre ich dir.«
»Was hast du vor?«, fragte Holly tonlos.
»Das werde ich dir bestimmt nicht auf die Nase binden, aber glaub mir, du hast Noah die längste Zeit gesehen.«
Das Geschehen vor Gericht hatte Cameron an den Rand seiner Nervenkraft gebracht. Rastlos wanderte er in seinem Haus hin und her. Hollys schmerzerfülltes Gesicht ging ihm nicht mehr aus dem Sinn, und er zermarterte sich das Hirn, was er tun könnte. Bis zum nächsten Termin zu warten erschien ihm unmöglich. Eric Templeton war offenbar zu allem entschlossen, und wer weiß, was ihm bis dahin noch einfiel.
Schließlich nahm er sein Handy heraus und rief Keith an.
»Ich bin es – gibt es etwas Neues?«, fragte er knapp anstelle einer Begrüßung.
»Gerade hatte ich vor, mich bei dir zu melden«, erklärte der Freund. »Wir haben die beiden Kerle ausfindig gemacht, die Holly und Noah von Roseley entführt haben. Nachdem wir sie ein bisschen bearbeitet haben, haben sie zugegeben, dass Templeton sie beauftragt hat. Sie sind bereit, das offiziell auszusagen, wenn sie dafür straffrei ausgehen.«
»Das muss ich mit Edward besprechen«, murmelte Cameron.
»Tu das, und sobald ihr euch einig seid, solltet ihr Kontakt mit dem zuständigen Staatsanwalt aufnehmen. Ich schätze, er wird einen Haftbefehl gegen Templeton erlassen, und danach können wir Holly und Noah aus der Villa rausholen.«
»Und kein Richter dieser Welt würde diesem Mistkerl das Sorgerecht für seinen Sohn zusprechen, nicht nach allem, was er auf dem Kerbholz hat«, ergänzte Cameron aufgeregt. Er atmete ein paar Mal tief durch. »Okay, ich danke dir. Ich spreche kurz mit Edward und melde mich dann wieder bei dir.«
Er drückte das Gespräch weg und wollte gerade die Nummer des Anwalts aus dem Adressbuch seines Handys heraussuchen, als es an der Tür klingelte.
Er stieß einen unwirschen Laut aus und ging öffnen, und riss verblüfft die Augen auf, als er Eric vor sich stehen sah.
Unbändige Wut wallte in ihm auf, am liebsten hätte er ihn gepackt und windelweich geschlagen, aber irgendwie gelang es ihm, sich zu beherrschen.
»Was wollen Sie?«, fragte er abweisend.
»Mit Ihnen reden.«
»Ohne das Beisein meines Anwalts werde ich kein Wort mit Ihnen wechseln.«
Ein selbstzufriedenes Grinsen malte sich auf Erics Gesicht ab. »Das sollten Sie sich noch einmal überlegen, Conell, ich möchte Ihnen ein Angebot machen.«
Cameron zögerte. Ihm
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