Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)
nie wieder unter die Augen treten, das ist so peinlich.“
Aufschluchzend presste sie das Gesicht in das Taschentuch und wurde von einem weiteren Heulkrampf geschüttelt. Faith kroch auf die Matratze, setzte sich neben Samantha an das Kopfende und zog das Mädchen an sich.
Eine Weile weinte ihre Tochter hemmungslos an Faiths Schulter und sie spürte wie das T-Shirt, das sie sich übergeworfen hatte, langsam durchweichte. Faith hielt sie fest, strich ihr tröstend über Rücken und Kopf und gab Samantha die Zeit die sie brauchte. Nach und nach wurden die Schluchzer leiser und das Zittern weniger.
„Kannst du mich bis zum Ende des Schuljahres unterrichten?“
Samanthas Stimme klang belegt, als sie den Kopf ein Stück hob. Liebevoll legte Faith ihr eine Hand auf die Wange und strich mit dem Daumen die Tränenspuren fort.
„Glaubst du, wenn du davor weg läufst wird es besser?“, fragte sie leise zurück.
Samantha sah sie regelrecht entsetzt an.
„Ich kann doch nicht so tun, als sei nichts passiert.“ Sie rückte ein Stück fort und schüttelte den Kopf. Faiths Blick ließ Samantha nicht los.
„Das sollst du auch nicht“, erwiderte sie sanft. „Aber du brauchst deinen Schulabschluss und den bekommst du leider nicht, wenn ich dich nur noch privat daheim unterrichte. Ich kann dich unterstützen, aber deine Prüfung musst du dennoch vor ihm ablegen. Außerdem ist Phil ja nicht der Mittelpunkt der Welt. Da sind auch noch deine Schulfreunde, denen du wichtig bist. Es wäre noch viel unangenehmer ihnen erklären zu müssen, warum du nicht mehr bei ihnen bist.“ Ernst erwiderte sie den vorwurfsvollen Blick ihrer Tochter. „Was hältst du davon, wenn du noch einmal mit ihm redest. Ganz in Ruhe und ich bleibe in der Nähe.“
„Mit ihm reden?“ Ungläubig sah Samantha sie an. „Ich kann doch nicht mit ihm reden.“
„Irgendwann wirst du es müssen“, entgegnete Faith ruhig. „Das gehört zum Erwachsen werden dazu. Ich denke, je eher du es hinter dich bringst, desto besser. Umso normaler könnt ihr wieder miteinander umgehen. Du musst dich dem nicht allein stellen. Wenn du willst bleibe ich bei dir.“
Mit einem Seufzen ließ Samantha die Schultern sinken.
„Das ist so peinlich.“
„Glaub mir. Für ihn ist es nicht weniger peinlich“, bemerkte Faith. Sie lächelte ihre Tochter aufmunternd zu. „Ich zwing dich zu nichts. Es ist nur ein Vorschlag.“
„Kann ich eine Nacht drüber schlafen?“
Faith nickte und strich ihr das Haar aus dem verquollenen Gesicht. Zu gern hätte sie Samantha den Kummer erspart der in ihr tobte, aber das war leider eine Erfahrung die jeder irgendwann durchleben musste. Sie würde nicht damit anfangen sie nun wie eine Glucke zu bemuttern, auch wenn es ihr schwer fiel sich zurück zu halten.
„Natürlich. Ich verstehe auch, wenn du dich dagegen entscheidest.“ Samantha nickte nur und schnäuzte sich erneut die Nase. Ihr einen langen Blick zuwerfend stand Faith auf und drückte ein letztes Mal ihre Hand. „Falls du nicht schlafen kannst, gib Bescheid.“
„Du wirst Dad doch nichts sagen, oder?“
„Ich erkläre ihm, dass du ein bisschen Kummer hast“, erwiderte Faith, „aber weder warum noch wieso.“
Samantha rutschte zur Bettkante hinüber, stand auf und schlang ihre Arme um Faith. Das Gesicht an ihre Schulter gepresst, atmete sie mit einem letzten Schluchzer tief durch.
„Danke.“
Einen Augenblick lang hielt Faith sie fest umarmt, drückte ihre Lippen in Samanthas Haar und lächelte. So sehr hatte sie sich ihr halbes Leben lang gewünscht, ihr Mädchen in den Armen zu halten. Es hatte wehgetan es nicht tun zu können.
Doch jetzt wo sie es tat, fühlte es sich viel besser an als sie sich hätte vorstellen können.
Ian wartete bereits im Bett sitzend auf sie, als Faith in das Schlafzimmer zurückkehrte.
„Was ist mit Sam?“, fragte er. Lächelnd schlüpfte sie zu ihm unter die Decke und sah ihn an.
„Sie hat ein bisschen Kummer“, entgegnete sie leise. „Aber ich verspreche dir, es wird ihr bald schon wieder besser gehen.“
„Was für Kummer?“
„Du wirst es erfahren, wenn sie darüber reden will.“
Mit gerunzelter Stirn starrte er einen Moment auf Faith, die sich neben ihm in das Kissen kuschelte.
„Du erzählst es mir nicht?“, wollte er wissen. Ihr Lächeln vertiefte sich und sie schüttelte den Kopf.
„Tut mir leid, Ian.“ Ihre Finger berührten seine Wange und glitten in seinen Nacken. Mit sanftem Druck zog sie ihn zu sich
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