Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)
geflochten und Faith ein zartes Make-up aufgelegt.
Das bodenlange Kleid aus fließender Seide war schmal geschnitten und umschmeichelte ihre Figur vorteilhaft, statt irgendwelche Pölsterchen zu betonen. Trotzdem sie nicht über eine Mannequinfigur verfügte, fühlte Faith sich großartig.
Als sie im letzten Monat in Brisbane waren, um Mel im Krankenhaus zu besuchen, hatten sie das Aufgebot bestellt. Sie waren sich einig gewesen, dass es nur eine kleine, familiäre Feier werden solle. Doch Samantha hatte ihnen so lang in den Ohren gelegen und gebettelt, bis sie schließlich nachgaben und wenigstens auch Freunde und Nachbarn einluden.
Faith wusste, dass es Ian nicht besonders behagt hatte, weil sie einen Großteil der Feier ausrichtete, aber sie tat es mit Freude. Es machte ihr Spaß gemeinsam mit den anderen Frauen ihrer Familie und Cady zu planen und alles vorzubereiten. Sie wünschte sich nichts mehr, als das dieser Tag unvergesslich würde. Für sie alle.
Nun stand der Hof zwischen dem Wohnhaus und den Stallungen voller staubiger Geländewagen und die Gäste befanden sich alle wartend im hinteren Garten des Hauses, wo ein Pavillon und Bänke für die Zeremonie aufgebaut worden waren. Faith war hin und her gerissen zwischen ihrer Vorfreude auf Ian und dem Unwohlsein gleich so vielen Menschen gegenüber zu treten, die sie alle anschauen würden.
Ein Lächeln flog über ihre Lippen.
Verstecken musste sie sich heute in keinem Fall, nicht einmal Marilyn würde sie ausstechen können.
Cady hatte ganze Arbeit geleistet und während Faith sich betrachtete, streckte sie automatisch das Kreuz durch. Auch wenn diese Gedanken ihr normalerweise fremd waren, aber heute fand sie sich selbst wunderschön und sie empfand nichts anderes als Glück und Freude.
Sie würde heiraten und in wenigen Minuten dem Mann gegenüber treten, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen würde.
„Bist du soweit?“, wollte Henny wissen. Sie stand versetzt hinter Faith und die Blicke der beiden Frauen trafen sich im Spiegel.
„Ja.“
Mit einem Nicken trat Faith von dem Podest, schlüpfte in die weichen Sandaletten, die Cady ihr hinhielt und sah zu Samantha hinüber. Ihre Tochter starrte sie aus verdächtig glänzenden Augen an. Drohend hob Henny einen Finger und fuchtelte der Vierzehnjährigen damit vor dem Gesicht herum.
„Hey, hier wird jetzt nicht geheult, Fräulein. Ich hab mir wirklich Mühe gegeben mit deinem Make-up.“
Ein erleichtertes Lachen drang aus Samanthas Brust und sie stimmten alle mit ein.
„Wartet, Mädels.“ Cady dirigierte die drei Frauen nochmals zurück vor den Spiegel, positionierte sie nebeneinander und schnappt sich ihre schwere Kamera. Sie war heute nicht nur die Modistin der Braut, sondern auch die Hochzeitsfotografin. Faith hatte sie bezahlen wollen, weil sie der Meinung war, dass Cady wirklich Talent besaß. Doch ihre Kollegin hatte darauf bestanden, ihr und Ian damit ein Geschenk machen zu wollen.
Sie huschte ein paar Mal vor ihnen hin und her, schnitt Grimassen und brachte die drei Frauen zum Lachen. Erst als sie genug hatte, ließ sie endlich die Kamera sinken. Ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Lippen.
„Dann mal auf ins Getümmel“, rief sie aufgekratzt.
Henny und Samantha lösten sich von Faith und Cady schoss ein paar letzten Fotos von ihr. Dann trat die Braut an die Glastür, die in den hinteren Teil des Gartens hinaus führte. Elaine, die davor gewartet hatte, schob die Flügel ein Stück weit auf.
„Viel Glück, Süße.“
Henny drückte Faith kurz, griff nach der breit grinsenden Samantha und verschwand mit ihr nach draußen. Cady legte Faith kurz eine Hand auf den Oberarm, zwinkerte ihr zu und huschte ebenfalls hinaus. Ians Mutter trat in das Zimmer und musterte Faith von oben bis unten. Sie blinzelte ein paar Mal und strahlte ihre künftige Schwiegertochter schließlich gerührt an.
„Bring mich bitte nicht zum Heulen“, bat Faith mit zittriger Stimme. Elaine lachte leise und schüttelte den Kopf.
„Nein, Schatz, das werde ich nicht.“ Kurz umarmte sie die Jüngere und schmunzelte. „Du schaffst das, ich bin bei dir.“
Tief durchatmend legte Faith eine Hand auf den dargebotenen Arm und trat an Elaines Seite in den vorderen Garten hinaus, wo später die Feierlichkeiten stattfinden würden. Da es keinen männlichen Familienangehörigen mehr gab, der sie zum Altar hätte führen können, hatte Faith Ians Mutter darum gebeten und Elaine hatte freudestrahlend Ja
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