Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)
Bauch massierte und das Jungtier zu Ians Füssen anstarrte. Ihr Blick war glasig und ein entrückter Ausdruck lag in ihrem Gesicht.
„Es ist eine Stute“, bemerkte Ian. Faith warf ihm einen seltsamen Blick zu, lächelte schwermütig und trat beiseite, als Missy sich in die Höhe stemmte. Die Stute wandte sich ihrem Fohlen zu, beschnupperte es ausgiebig und begann es abzulecken. Während Ian in die Sattelkammer eilte, um sich die Hände zu waschen, sammelte Faith die doch nicht benötigten Geburtshelfer zusammen und verließ wortlos die Box, um Mutter und Kind allein zu lassen.
Vor der Tür traf sie auf Ian, der ihr den Eimer abnahm, ihn abstellte und Faith zu sich herum drehte. Nachdem er die Stricke aus ihrer Hand geklaubt und neben den Eimer geworfen hatte, zog er sie schweigend an sich. Sie versteifte sich kurz in seinen Armen, ehe sie sich an ihn lehnte, das Gesicht an seine Brust drückte und tief durchatmete.
„Es tut mir leid“, murmelte Ian zerknirscht. „Ich war frustriert und habe es an dir ausgelassen.“
„Schon gut“, entgegnete Faith leise. Sie hob den Kopf und sah ihn an. Immer noch lag dieser traurige Ausdruck in ihren Augen. Ian runzelte die Stirn.
„Was ist mit dir, Faith? Du warst vorhin schon so blass. Fühlst du dich nicht gut?“
„Es ist nichts“, gab sie zurück. Das Lächeln um ihren Mund wollte ihn nicht wirklich überzeugen und als ihre Unterlippe verdächtig zu zittern begann, wandte sie rasch den Blick ab, presste sich wieder an ihn und schlang die Arme um seinen Körper. Mit einem Lächeln drückte er einen Kuss auf ihren Scheitel.
„Du hast das großartig gemacht“, stellte Ian fest. Sie zuckte wortlos mit den Schultern und er strich über ihren Rücken. „Faith?“ Ein besorgter Unterton schlich sich in seine Stimme.
„Halt mich fest.“
Ihr Flüstern klang erstickt und Ian fühlte sich plötzlich gar nicht mehr so euphorisch wie Sekunden zuvor. In den wenigen Tagen die Faith hier war, hatten sie viel Zeit miteinander verbracht und geredet, doch selbst in Augenblicken in denen der Schmerz deutlich in ihrem Gesicht zu sehen war, hatte sich nicht eine Träne auf ihre Wange gestohlen. Aber nun schien sie kurz davor zu sein die Fassung zu verlieren.
„Schatz, was ist los?“
Er wollte sie von sich schieben, um sie anzusehen, aber Faith hielt ihn fest umklammert und drückte kopfschüttelnd ihr Gesicht an seine Brust. Mit einem Seufzer legte er die Arme um ihre Schultern, drückte sie mit einer Hand an sich und strich mit der anderen über das glatte, schwarze Haar.
„Sprich mit mir“, flüsterte er. „Was auch immer passiert ist, du kannst mit mir reden.“
Sie zuckte deutlich zusammen und er spürte das Beben ihrer Schultern. Sein Hemd wurde warm und feucht, wo sie ihr Gesicht dagegen presste. Erfüllt von tiefer Zärtlichkeit drückte er seine Lippen auf ihren Kopf und hielt sie schweigend fest, bis ihr lautloses Weinen irgendwann nachließ.
Verschämt trat Faith einen Schritt zurück und betrachtete den nassen Fleck auf Ians Hemd. Wie hatte sie sich nur so gehen lassen können?
Als sie vorsichtig den Blick hob, sah sie ihm ins Gesicht und in seinen warmen Augen lag so viel Güte und Herzlichkeit, dass sie fast schon wieder in Tränen ausgebrochen wäre.
„Entschuldige.“ Ihre Stimme klang spröde und sie räusperte sich mehrfach. „Ich habe die Kontrolle verloren.“
„Das geht uns doch allen schon mal so“, gab er zurück. Lächelnd hob er den rechten Arm und legte seine große, warme Hand auf ihre Wange. Seufzend schmiegte Faith sich hinein und schloss einen Moment lang die Augen.
„Willst du es mir erzählen?“
Sie sah ihn an. Sein Blick war besorgt und sie wusste, er würde sie nicht bedrängen. Wie gern hätte sie ihm alles erzählt. Von ihrem ganzen verkorksten Leben. Aber sie wagte es nicht, aus Scham und aus Angst.
So wenig wie sie es wagte ihn nach Samantha zu fragen.
„Es war nur der Moment“, erklärte sie ausweichend. Nur ein leichtes Zucken seiner Augenbrauen verriet seine Skepsis an dieser Antwort. Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn.
„Du sollst wissen: wenn du irgendwann bereit bist, mir davon zu erzählen - ich bin da.“
Sie grub ihre Zähne in die zitternde Unterlippe und nickte stumm. Erleichtert ließ sie zu, dass er ihr einen Arm um die Schultern legte und mit ihr zurück zu der Boxentür ging, um einen Blick auf den neuen Bewohner der Ridgley-Ranch zu werfen. Die kleine Stute probte sich
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