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Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)

Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)

Titel: Outback: Unter australischer Sonne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewa Aukett
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ihm lag, würde sie zur Vernunft kommen und wenn nicht...?
    Ja, dann würde er wohl mit ihrer Entscheidung leben müssen. Aber der Gedanke an diese Möglichkeit behagte ihm gar nicht.
     
    Die Fliegengittertür gab ihr charakteristisches Quietschen von sich, als Henny auf die dunkle Veranda heraus trat. Sie blickte sich einen Moment suchend um, ehe sie zu Faith hinüber sah, die auf einem der Korbstühle saß und wartend nach Ian Ausschau hielt.
    Er war von seinem Ausritt nicht zurückgekehrt und Samantha entdeckte bei ihrer Suche im Stall, dass er seinen Schlafsack mitgenommen hatte. An das Handy ging er auch nicht, obwohl sie ihn mehrfach anriefen. Irgendwann bekam Samantha eine Nachricht auf ihr Handy, dass es ihm gut ginge und er draußen übernachten würde. Kein Wort der Erklärung. Elaine beteuerte es sei nicht ungewöhnlich, dass er sich für ein oder zwei Tage zurückzog, wenn er nachdenken wolle.
    Faith fühlte sich schuldig.
    Sie wusste er war ihretwegen gegangen. Mit ihrem Verhalten hatte sie ihn vor den Kopf gestoßen. Ihre Zweifel und ihr Misstrauen schmerzten ihn. Irgendwann waren alle zu Bett gegangen, schon vor Stunden, aber Faith hatte nicht schlafen können. In den Quilt gehüllt, der immer auf Ians Bett lag, hatte sie sich auf die Veranda verzogen und wartete auf irgendein Zeichen von ihm.
    Die Stille der Nacht bot viel Zeit zum Nachdenken.
    „Kannst du nicht schlafen?“, wollte Henny wissen. Sie trat zu Faith und ließ sich ihr gegenüber auf einem der Sessel nieder.
    „Ich finde keine Ruhe“, gab sie zurück.
    „Du liebst ihn sehr, oder?“
    Faith spürte die Wärme in ihren Wangen. Glücklicherweise konnte Henny in der Dunkelheit nicht erkennen, dass sie rot wurde. Tief Luft holend nickte sie.
    „Ja.“
    Einen Augenblick herrschte Ruhe zwischen ihnen. Es war keine Stille, die unangenehm wurde, je länger sie dauerte. Eher ein wohliges, gemeinsames Schweigen. Faith konnte Hennys Lächeln hören, als sie zu sprechen begann.
    „Meine Eltern haben früher immer geglaubt, ich würde irgendwann mal Ian heiraten.“ Sie lachte leise. „Aber der Einzige, den ich immer wollte, war sein Bruder Tom.“
    „Er spricht nicht viel über ihn“, bemerkte Faith leise. „Seit ich Ian kenne, hat er ihn nur einmal flüchtig erwähnt.“
    „Das kommt noch“, gab Henny zurück. Sie seufzte. „Sie standen sich mal sehr nah, weißt du. Aber kurz bevor Tom starb hatten sie einen bösen Streit und Ian kämpft seither mit seinem Gewissen. Es macht sich Vorwürfe, weil sie nicht im Guten auseinander gegangen sind.“ Faith konnte Hennys trauriges Kopfschütteln eher erahnen als wirklich sehen. „Es ist Unsinn, aber Ian fühlt sich bis heute schuldig. Ich glaube ihr seid euch da sehr ähnlich. Du und er.“
    „Ja, da könnte was dran sein“, erwiderte Faith nachdenklich. „Erzähl mir von deinem Mann.“
    Henny lachte leise, dann seufzte sie erneut.
    „Ach, Tom. Er war meine große Liebe.“ Die Wärme in Hennys Stimme brachte Faith zum Lächeln. „Er fehlt mir immer noch. Ihn zu verlieren hat mich viel Kraft gekostet. Aber ich würde für nichts auf der Welt auf all die wunderbaren Erinnerungen verzichten wollen, die er mir geschenkt hat. Mit ihm ging jeden Tag die Sonne auf. Wenn er gelacht hat, konnte man gar nicht anders als einzustimmen. Tom war großartig und ich sag das nicht nur, weil ich mit ihm verheiratet war. Er hatte ein Herz für alles und jeden.“ Sie strich sich verstohlen über das Gesicht und Faith schluckte zweimal. „Tom war immer da, wenn man ihn brauchte. Er hat überall geholfen wo er konnte und es gab niemanden der ihn nicht mochte. Er war wie ein großer Junge, hat die Welt mit Staunen betrachtet und das Leben geliebt. Ständig brachte er irgendwelche verletzten Tiere nach Hause, um sie gesund zu pflegen. Als unser Stall damals brannte und die Pferde noch darin waren, rannte Tom hinein, um sie zu retten. Zwei sind mit ihm gestorben, als das Gebäude in sich zusammen fiel.“ Tief durchatmend zog Henny die Nase hoch. „An dem Tag brach meine Welt zusammen. Unser Jamie war gerade mal drei Jahre alt, zwei Monate zuvor hatte ich unsere Tochter Penny zur Welt gebracht. Ich war so wütend auf Tom. Plötzlich stand ich mit zwei kleinen Kindern allein da und musste eine riesige Ranch versorgen.“ Sie stockte kurz und schluckte hörbar. „Aber meine Familie hat mich aufgefangen. Meine Eltern, meine Geschwister, Elaine und Ian ... ohne sie hätte ich es nicht geschafft und irgendwann

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