Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)
von allen nur Rosa genannt - war eine herzliche, fürsorgliche Frau mittleren Alters, die Faith auf Anhieb mochte und bei der man gar nicht anders konnte, als sich ihr in allem anzuvertrauen. Sie hatten ihr erzählt, was geschehen war. Warum Faith nach wie vor an dem Ergebnis von Dr. Decker zweifelte und schließlich hatte Ian auf Rosas Bitte hin das Untersuchungszimmer verlassen.
Jeden Handgriff den sie tat hatte Rosa erklärt und Faith genau erläutert, warum und wieso sie welche Dinge tat. Nach einer gründlichen Untersuchung hatte die Hebamme einen Ultraschall vorgenommen und Faith konnte auf dem kleinen Monitor selbst verfolgen, zu welchem Ergebnis Rosa kam. Dass in ihrem Bauch tatsächlich ein winzig kleines Leben entstanden war, konnte sie deutlich auf dem Bildschirm erkennen.
Später hatte sie immer noch wie paralysiert neben Ian gesessen, während Rosa in sanftem Ton die nächsten Schritte mit ihnen erläuterte. Sie hielt das ausgedruckte Ultraschallbild in den Fingern und all ihre Gedanken kreisten um das Kind in ihr. Nur am Rande registrierte sie, worüber Rosa und Ian sprachen. Rosa vertrat die Ansicht, dass Faith völlig gesund sei und nicht das Geringste auf eine Risikoschwangerschaft oder eine etwaige Unfruchtbarkeit hinweise. Trotzdem wäre es ratsam, dass sie sich zusätzlich noch von einem Gynäkologen untersuchen lasse.
Die Hebamme sprach aus, was Faith die ganze Zeit durch den Kopf ging. Der Frauenarzt ihrer Mutter hatte offenbar mit Ellen gemeinsame Sache gemacht und Faith belogen. Rosa hatte ihnen die Visitenkarte eines Arztes in Brisbane gegeben, der oft mit ihr zusammen arbeitete.
Nun saß sie neben Ian im Auto und gab seit einer geschlagenen Stunde schon kein Wort mehr von sich, weil sie befürchtete jeden Moment in Tränen auszubrechen.
„Willst du reden?“
Ians Stimme riss sie aus ihren Gedanken und sie hob den Kopf. Irritiert sah sie sich um. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie angehalten hatten. Der reparierte Pickup stand leise tickend am Rand eines Feldes und Ian hatte sich in seinem Sitz zu ihr gedreht. Aus großen Augen sah sie ihn an und begegnete seinem Blick. Überrascht erkannte sie Unsicherheit in seinem Gesicht.
„Reden?“, wiederholte sie fragend.
„Ja.“ Er nickte. „Ich bin mir im Moment nicht sicher, ob du glücklich bist mit der Situation.“
Sie wollte auffahren, ihm sagen dass sie selbstverständlich glücklich war, fragte sich dann jedoch ernsthaft, ob es der Wahrheit entsprach. Wortlos reichte sie ihm das Bild und Ian drehte es in seinen Fingern. Ein warmes Lächeln lag auf seinen Lippen, während er es betrachtete. Faith musterte ihn aufmerksam.
„Bist du glücklich?“, wollte sie wissen. Er hob das Kinn und sah ihr in die Augen. Lächelnd zog er den Schlüssel vom Zündschloss, stieg aus und kam um das Auto herum. Sie folgte seiner stummen Aufforderung auszusteigen und trat neben ihn in die beginnende Mittagshitze. Statt ihr eine Antwort zu geben, ergriff Ian ihre Hand und zog sie hinter sich her.
Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, überquerten ein Feld und stiegen langsam bergauf. Dann erkannte Faith plötzlich die Anhöhe mit den Eukalyptusbäumen, wo sie und Ian damals auf ihrem ersten gemeinsamen Ausflug ein Picknick eingelegt hatten. Es war die Baumgruppe unter der sie sich das erste Mal liebten, nur einen Tag nach Faiths Ankunft auf der Farm.
Sie spürte wie Hitze in ihre Wangen stieg, während Ian sie unaufhaltsam weiter zog, bis sie sich im Schatten der Bäume befanden. Er drehte sich zu ihr um und sah sie an. Seine Fingerknöchel berührten ihre Wangen, strichen zärtlich über ihre Haut und er gab ihr einen sanften Kuss.
„Du weißt wo wir sind“, stellte er leise fest. Faith nickte wortlos. Die Erinnerung trieb ihr erneut die Schamesröte ins Gesicht, sorgte jedoch auch für die altbekannte Erregung in ihrem Schoß.
„Wie könnte ich das vergessen“, bemerkte sie mit verschämtem Lächeln. Er küsste sie erneut, fordernder, leidenschaftlicher. Mit einem Seufzen ließ sie sich gegen ihn sinken und schlang die Arme um seine Mitte. Ein wenig enttäuscht ließ sie schließlich zu, dass er seine Lippen von ihren löste und sie aufmerksam betrachtete.
Ihr einen langen Blick schenkend nahm er abermals ihre Hand, führte sie um die Baumgruppe herum und blieb schließlich stehen. Er deutete auf einen der Stämme und nickte ihr ermutigend zu. Faith trat näher und spürte wie der Kloß in ihrem Hals sich aufzulösen
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