Oversexed & underfucked: Notgeil auf Mallorca
grinst breit.
Ich will aber keine Distanz, ich will Nähe, und zwar zu Stephano, der so verletzt aussieht, als hätte man ihm gerade einen Fuß in den Magen gerammt. Mein Ärger schwindet, die Erschöpfung ist nicht mehr wichtig, nur noch Stephano, mein Liebster, mein Augenstern und stolzer Ritter.
„Thank you, but I am not interested“, sage ich gestelzt zu dem Spanier, während ich langsam auf meinen Freund zu schleiche. Er steht da, stocksteif, und guckt so unsäglich traurig, dass ich gleich mitweinen möchte. Ganz vorsichtig strecke ich die Hand aus und streiche über seine Brust.
„Stephano?“ Meine Stimme wackelt und wahrscheinlich gucke ich total blöde, wie ein ausgesetzter Hund oder so, jedenfalls beginnt Stephano zu lächeln, zögernd, dann breiter. Er macht einen Schritt und reißt mich an seine Brust, an der ich schniefend und unsäglich erleichtert lande.
„I see, you are – complete“, sagt der spanische Halbgott und danach ist Ruhe.
Nur noch das bereits vertraute Grölen der Sangria vernichtenden Touristen stört die Romantik. Ich liege in Stephanos Armen, die mich beschützen und eine Vertrautheit haben, dass mir ganz schwindelig wird vor Seligkeit. Ich liebe diesen verrückten Kerl, der mich immer wieder auf die Palme bringt. Ich liebe ihn so sehr, dass er weiterhin in diesen dämlichen Klamotten rumlaufen und mich mit dem Koffer durch die Gegend schleifen darf.
„Ich liebe dich“, manifestiere ich meine Gedanken wörtlich.
„Mein Gott, Möhrchen, ich dich auch“, raunt Stephano und seine Stimme ist ganz rau.
Immer, wenn wir emotional werden, verfällt er in den Gemüseslang aus dem Kochkurs, in dem wir uns gefunden haben. Ich wünsche mir plötzlich, Heinrich wäre hier und würde uns an die Hand nehmen und zu einem weichen Bett führen, in das ich nur erschöpft sinken und dabei meinen Liebsten umarmen möchte. Heinrich, der Kochkursleiter. Wie komme ich nur auf den?
„Ja, dat jibbet ja nicht“, ertönt da plötzlich die Stimme von – Heinrich.
Ich hebe den Kopf – und wirklich, da steht er vor uns. Die schlabbrige Badeshorts hat unterhalb seines Bauchnabels eine Stelle gefunden, an der sie sich trotz seines gewaltigen Hängebauches festhalten kann. Ein Glück, nicht auszudenken, wenn sie … fiele.
„Ihr beiden Dumpfbacken hier?“, grölt Heinrich. „Kommet. Wir habbet noch Sangria.“
Er winkt und wir – in Ermangelung attraktiverer Angebote – nehmen gottergeben die Koffer auf und trotten hinter ihm her.
„Ich bin aus dem Rheinland“, gesteht uns Heinrich ein paar Strohhalmlängen Sangria später. „Immer, wenn ich etwas getrunken habe, geht es mit mir durch.“
Weia. Ich grinse Stephano an und drücke dabei ganz fest seine Hand. Ganz versonnen und entrückt lächelt er und es fühlt sich an … fühlt sich an als wenn … wir gerade frisch verliebt wären. Sind wir auch, es sind ja erst drei Monate, doch mein Herz stolpert gerade so, wie in dem Moment, als er mir seine Liebe gestanden hat. Ich könnte platzen vor Glück und will nur noch – allein mit ihm sein. Seinen Schwanz schlucken, verwöhnen und – ihn in mir spüren, ganz tief und dabei in seine wunderschönen Augen sehen. Ich liebe diesen Mann, ich muss endlich mit ihm Sex haben, sonst werde ich …
„Ihr könnt bei mir … hick … schlafen“, brummt Heinrich, „Seht aus … hick … als wenn … hick … ihr nix habbet … an Hotel. Abber …“, er droht schelmisch mit dem Finger, „Keine Schweinereien … hick …“
„Keine Schweinereien … hicks“, parodiert Stephano leise in mein Ohr, während der altersschwache Aufzug uns in den zehnten Stock katapultiert.
Katapultieren ist mit dem Zuckeln, das uns hinaufbefördert, wohl schlecht umschrieben, aber ich bin Sangria-geschwächt und so müde, dass ich fast im Stehen einschlafe. Heinrich wankt durch den schäbigen Flur, wobei er mit den Fingern an der Wand entlangfährt. Eine gute Methode, um den Weg zu finde, zumindest für Blinde.
„Schließ auf, Jungchen“, nuschelt er, drückt Stephano den Schlüssel in die Hand und lehnt sich schwer an meinen Freund.
Der öffnet die Tür und es ist, als wäre es die Pforte zum Paradies. Die Luft ist abgestanden und das Bett – da wird höchstens noch ein schmaler Mensch Platz finden, wenn Heinrich mit seiner Plauze …
„Schlafft gutt, Jungs“, murmelt dieser, wankt zum Bett und fällt auf die Matratze, die laut ächzt unter dem unerwarteten Gewicht.
Das folgende
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